Hückelhoven "Generation Y" auf der Pfingstkirmes

Hückelhoven · Während das Bezirksschützenfest Tradition pflegt, steht die Stadtkirmes in Hückelhoven eher für das Moderne. Die 15- bis 25-Jährigen der "Generation Y" suchen hier das Außergewöhnliche. So war es auch am Wochenende.

 Wer nicht auf das Smartphone schaute und das kostenlose WLAN nutzte, blickte gen Himmel, auf die drei Greifarme von "Flash", der spektakulärsten Achterbahn der Hückelhovener Pfingstkirmes.

Wer nicht auf das Smartphone schaute und das kostenlose WLAN nutzte, blickte gen Himmel, auf die drei Greifarme von "Flash", der spektakulärsten Achterbahn der Hückelhovener Pfingstkirmes.

Foto: Jürgen Laaser

Der Roboterarm der Hauptattraktion rotiert am Himmel, wie ein zeitgemäßes Rauchzeichen: Seit drei Tagen stehen die Attraktionen und Verkaufsbuden der Schausteller wieder in der Hückelhovener Innenstadt. Die Pfingstkirmes ist hier umgeben von modernen Modehäusern und macht durch hauende Musikbässe auf sich aufmerksam. Zwar findet man auf dieser Stadtkirmes nicht die Romantik des Rummels von einst. Trotzdem herrscht bereits am Eröffnungsabend Gedränge, auch weil viele Jugendliche gekommen sind.

"Romantik erwarten wir gar nicht", sagt Jennifer Kutsch (19). Das befreundete Paar, Sabrina Molten (25) und Raphael Kruhn (22), stimmt zu. Für die Oberbrucher, die laut Soziologen der "Generation Y" angehören, hat Kirmes heute andere Reize. Kurz nach der Ankunft in Hückelhoven bestimmt der Appetit die erste Anlaufstelle: Nicht der zuckersüße Duft des Popcorns überzeugt, sondern in Champignons investieren die Drei die ersten Kirmestaler. Das sei gesünder und "mal etwas anderes."

Mit den Pappschälchen in der Hand, stehen sie und viele Altersgenossen an der Dr.-Ruben-Straße. Wer nicht auf das Smartphone schaut und das kostenlose WLAN nutzt, blickt gen Himmel, auf die drei Greifarme von "Flash", der spektakulärsten Achterbahn der Pfingstkirmes. Die Attraktion war der Hauptgrund für Jennifer, Sabrina und Raphael, herzukommen.

Sie tasten sich langsam heran: Nach dem Snack geht es zum Kirmes-Klassiker, der Raupenbahn von Manfred Mainka aus Heinsberg. Nach der Fahrt beantwortet das junge Paar mit einem verräterischen Lächeln, was passiert, wenn sich über den gepolsterten Waggons die grüne Plane senkt: Geknutscht wird wohl immer noch.

Andere Jugendgruppen stehen an der schwindelerregenden "Bayernwippe", Wettbewerbe um den härtesten Faustschlag laufen am Boxsack. Das Auto-Scooter-Klischee wird auch in Hückelhoven bedient. Einen schwereren Stand haben dagegen die Trödelstände und Klassiker, wie Dosenwerfen.

Für die drei Oberbrucher zählt nach dem Warm-up auch nur noch der Adrenalinkick auf dem "Flash". Jennifer und Sabrina beweisen 4:56 Minuten lang Durchhaltevermögen. Dass im selben Moment, als die beiden durch die Luft gewirbelt werden, auch das Bezirksschützenfest beginnt und sich die Traditionalisten im "Hotel am Park" um ihren König Karl III. scharen, ahnen die Oberbrucher nicht: "Wir sind just for fun hier", sagt Sabrina Molten.

Sabrinas Freund Raphael ergänzt, dass der Spaß aber bezahlbar bleiben sollte. Knapp 20 Euro investiert jeder bei der Pfingstkirmes in Hückelhoven letztlich guten Gewissens: "Die Mittel sind begrenzt, man überlegt sich Ausgaben gut." Der Nachsatz des 22-Jährigen ist überraschender: "4,50 pro Fahrt, sind immerhin neun D-Mark!"

(jessi)
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