Hückelhoven Grubenlok kehrt heim an den Schacht

Hückelhoven · Nach 20 Jahren am Standort A 46 bei Ratheim hat ein Schwertransport die Gruben-Doppellok zum Bergbaumuseum gebracht. Sie musste dem Bau der L 117n weichen.

 Als Denkmal für die Zeche Sophia-Jacoba hat die Doppellok aus dem Untertagebetrieb mit drei Großraumwagen nun ein neues Zuhause vor dem Schacht 3 in Hückelhoven gefunden. Ein Kran hatte die Doppellok gestern aus dem mittlerweile wuchernden Gestrüpp an der Autobahnabfahrt Ratheim geholt und anschließend nach Schacht 3 in Hückelhoven gefahren.

Als Denkmal für die Zeche Sophia-Jacoba hat die Doppellok aus dem Untertagebetrieb mit drei Großraumwagen nun ein neues Zuhause vor dem Schacht 3 in Hückelhoven gefunden. Ein Kran hatte die Doppellok gestern aus dem mittlerweile wuchernden Gestrüpp an der Autobahnabfahrt Ratheim geholt und anschließend nach Schacht 3 in Hückelhoven gefahren.

Foto: Jürgen Laaser

Sie hat auf der vierten Sohle von Sophia-Jacoba in 600 Metern Tiefe tonnenweise Steinkohle kilometerweit aus dem weitläufigen Grubengebäude geholt. 48 Wagen konnte sie ziehen, jeder fasste 3600 Liter, fast vier Tonnen Kohle. Zuletzt tat die gelb-blaue Doppellok an der A 46-Abfahrt Ratheim 20 Jahre lang Dienst als Denkmal für die 1997 geschlossene Zeche. Und Mittwochmorgen war der große Tag ihrer Rückkehr angebrochen - heim zu Schacht 3. Das Bergbaumuseum hat ein neues Exponat. Ein Spezialtransport bewegte 29 Tonnen Zechenhistorie durch Ratheim zum Förderturm an der Sophiastraße.

Vor Fernsehkameras bekundet Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3, seine Freude und Dankbarkeit, dass Bürgermeister Bernd Jansen sofort Ja gesagt hat zu dem Wunsch, die Lok vor dem Barbarastollen aufstellen zu lassen. An der Autobahn konnte sie nämlich nicht bleiben, weil sie nicht zur neuen Trasse der künftigen Abfahrten zur Ortsumgehung L 117n passt.

Kurz nach 8 Uhr beginnen die Arbeiten am Kreisverkehr zur A 46. Das Technische Hilfswerk, Ortsverband Hückelhoven, das schon beim Ausbau der Schienen geholfen hat, ist wieder zur Stelle. Im Konvoi aus zwei Kranfahrzeugen und einem Tieflader rückt das Expertenteam des Aachener Unternehmens Wertz an. Bevor der Mobil-Telekran seine Stempel aufstellt, werden Stahlplatten auf Rasen und Radweg gelegt. Detlef Stab und sein Stellvertreter Ludwig Gurniak sind dabei, als die Lok mit vier dicken Ketten an den Haken gehängt wird. Eine Schar ehemaliger Kumpel und Bergmannsfrauen verfolgt gebannt, wie sich die Ketten straffen, die Grubenlok zu schweben beginnt und in Richtung Ladefläche schwenkt. Beim Ausrichten legt Gurniak mit Hand an, nach wenigen Minuten steht das Gefährt sicher. Um 10.30 ist auch die zweite Lok aufgeladen. Der Spezialtransport muss den Weg durch Ratheim und Schaufenberg nehmen. Die Strecke durch Millich und links ab in Richtung Kantinenberg hat zwei viel zu schmale und zu niedrige Brücken. Auch das "Ei" am Hückelhoven Center/Obi wäre unbefahrbar gewesen.

Am Fuß des Förderturms hat das Team von Schacht 3 mit THW-Helfern schon das neue Gleis verlegt. Direkt an den anderen Ausstellungsstücken: Dahlbusch-Bombe (Rettungskapsel von Sophia-Jacoba), Raubhaspel und Schrapperwinde, Ausbau-Transportcontainer, Teufkübel mit luftangetriebener Haspel, Materialwagen, Hobel, Schildausbau, die gelbe Lok der ersten Generation von 1938, die rote Baujahr 1986. Der Gezähewagen hat nach dem Fackelzug im Untertagestreik um den Erhalt der Zeche während eines ökumenischen Gottesdienstes als Altar gedient. Vor dem Maschinenhaus steht das Lokomobil von 1906. An der Wand warnt ein Schild "Achtung Förderbetrieb!" Doch die Förderräder stehen seit fast 20 Jahren still. Die letzte Lore mit Schwarzem Gold wurde in Ratheim am 27. März 1997 gefördert.

Nun kommt also die Doppellok, Baujahr 1980, hinzu. "Da verlieren wir sechs Standplätze beim Trödelmarkt", merkt Kassierer Kajo Heinrichs an. Doch das soll die Freude nicht schmälern. Beim Aufstellen an der Autobahn hat's eine Feierstunde gegeben mit kleinen Ansprachen und einem Ständchen der Bergkapelle. Wann war das noch mal genau? Das weiß heute keiner mehr zu sagen. Detlef Stab tippt auf 1997/1998. Ein Blick ins RP-Archiv fördert ein Schwarzweißbild zutage: Am 22. Februar 1996 kam der damalige Schwertransport an der Autobahn an. Auf den Schienen standen auch drei Großraumwagen und sechs Stahlbögen, der Grubenausbau. Und genauso soll das Ensemble an Schacht 3 wieder aufgebaut werden. Gleich heute fangen die Kumpel an, die Gleisstrecke auf 27 Meter zu verlängern. Im Frühjahr sollen alle Exponate gesandstrahlt und neu lackiert werden.

Das Abladen klappt ebenso perfekt wie das Aufladen. Um 12.30 Uhr steht die Grubendoppellok. "Das ist ein wunderbares Gefühl", sagt Detlef Stab, der großen Dank an Bürgermeister und THW richtet. Und er ist stolz darauf, dass "sie jetzt wieder da steht, wo sie hingehört".

(gala)
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