Hückelhoven Hirte mit Vorliebe für den lächelnden Gott

Hückelhoven · Hückelhovens neuer Pastor Georg Kaufmann hat klare Vorstellungen: So werde es keine Fusion der neun Pfarreien geben.

 Pastor Georg Kaufmann vor seiner neuen Wirkungsstätte, der Pfarrkirche St. Lambertus in Hückelhoven.

Pastor Georg Kaufmann vor seiner neuen Wirkungsstätte, der Pfarrkirche St. Lambertus in Hückelhoven.

Foto: Laaser

Zu den Behördengängen, die nach einem Umzug anstehen, zählt bei Georg Kaufmann auch ein eher seltener Akt: Hückelhovens neuer Leitender Pfarrer wird bald beim Heinsberger Zollamt vorstellig werden. "In Deutschland ist es anmeldepflichtig, wenn man selbst Bier braut - und das tue ich schon lange. 200 Liter für den Eigenbedarf pro Jahr sind erlaubt", führt der 52-Jährige aus. Dabei bevorzuge er obergäriges Bier: "Das spült die Nieren besser", erläutert der Geistliche schmunzelnd, der unter anderem mit Borussia Mönchengladbachs Ex-Profi und Ex-Trainer Michael Frontzeck acht Jahre lang am Odenkirchener Gymnasium gemeinsam die Schulbank drückte.

Während sein Rezept fürs Bierbrauen sein Geheimnis bleibt, gibt Kaufmann gerne sein "Rezept" für die Leitung der neun zur Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Hückelhoven zählenden Pfarreien preis: "Ich setze auf eine lebendige, offene und fröhliche Kirche - so wie sich auch Gott freut, wenn es uns gut geht. Der lächelnde Gott ist eindeutig auch der Gott, für den ich Priester geworden bin." Ein priesterliches Vorbild ist für ihn der frühere Aachener Bischof Klaus Hemmerle: "Seine kluge und menschliche Art hat mich sehr geprägt."

Kirche sei für ihn zudem bereits seit seiner frühen Kindheit ein Ort der Vertrautheit - und Stille. "Zuhause herrschte ja angesichts von sieben Geschwistern auch immer viel Rummel", merkt er schmunzelnd an und bekennt, dass ihm daher geschlossene Kirchen seit jeher ein Graus sind. "Was ich mir daher für Hückelhoven auf alle Fälle wünsche, sind möglichst lange Öffnungszeiten der Kirchen. Wie wir das im Detail bewerkstelligen können, wird sich zeigen."

Sehr konkrete Vorstellungen hat Kaufmann dafür schon mal von der künftigen GdG-Struktur. Dem Fusionsmodell "Eine Pfarrei für eine Stadt", so wie in Erkelenz, Wegberg und Wassenberg vollzogen, erteilt er eine klare Absage: "Das ist nicht unser Weg. Die neun Pfarreien sollen bestehen bleiben und in dieser Form einen Weg des Miteinanders finden - das ist mit dem Bistum so vereinbart."

Stattdessen solle das bisherige GdG-Modell modifiziert werden: "Bislang war das ja ein Flächenmodell, das zum Beispiel Messen nach dem Rotationsprinzip vorsah: Jede Pfarrei war mal an der Reihe. Das wird durch ein Zentrumsmodell ersetzt - wie das genau aussieht, werden wir miteinander entwickeln", erläutert Kaufmann.

Die einzelnen Gemeinden werden daher zwangsläufig ein hohes Maß an Eigenständigkeit genießen. "Das nimmt sie jedoch auch in die Pflicht, zum Beispiel was die Gestaltung von Wortgottesdiensten durch Laien angeht. Auf längere Sicht gesehen werde ich wohl der einzige Priester in der GdG sein", gibt sich der Pfarrer keinen Illusionen hin.

Für diesen Herbst plant er, eine Art "Zukunftswerkstatt" für alle neun Gemeinden zu veranstalten. "Da wollen wir erörtern, wo die GdG in 15 Jahren stehen könnte. Da sollen Visionen ausgetauscht werden. Das ist mir erheblich lieber, als nur vom Mangel her zu denken und diesen zu beklagen." Viel lernen könne man da von der Katholischen Kirche auf anderen Kontinenten und müsse nicht jedes Rad neu erfinden: "Die Freude am Glauben - auch in Krisengebieten - ist dort ebenso beeindruckend wie ansteckend."

An den Querelen der Vergangenheit in der GdG Hückelhoven wolle er sich daher erst recht nicht aufhalten: "Das sind alte Kamellen, in denen ich nicht herumwühlen möchte, weil sie nur negative Energie bringen. Ich schaue gerne nach vorne." Schwerpunkte möchte er da auch in der Jugendarbeit setzen. "Ich war einige Jahre lang ja Schulseelsorger und im Jugendverband. Von daher liegt mir auch dieser Bereich sehr am Herzen." Dabei wolle er nicht nur die dezidierte Hückelhovener Jugendkirche fortführen, sondern auch einmal alle katholischen Religionslehrer der Hückelhovener Schulen zu einem runden Tisch einladen. "Wir müssen gucken, wie wir die stärken können", sagt Kaufmann.

Die gewaltige Aufgabe in Hückelhoven (das ist sie zweifellos) gehe er auf alle Fälle mit großem Elan und einer Menge Zuversicht an: "Ich habe nicht vor, in Hückelhoven nur einige Zeit zu bleiben. Ich habe vor, hier mindestens bis zu meinem 68. Lebensjahr zu wirken."

Nachdem er als Militärgeistlicher ständig auf Achse war ("Dreiviertel des Jahres war ich auf See"), möchte er in Hückelhoven nun sesshaft werden - genau gesagt im Schaufenberger Pfarrhaus, in das er vor kurzem eingezogen ist. Es war ein großer Umzug - seine Wohnung hatte er bis dahin in Jever.

"Ich wusste die vergangenen zweieinhalb Jahre als Subsidiar in Mönchengladbach ja nicht, wo es mich auf Dauer hin verschlägt. Daher habe ich in dieser Zeit bei meinen Eltern in Odenkirchen gewohnt", erzählt Kaufmann.

Generell hänge er dem Ideal einer "herrschaftsfreien Kirche" an, bekennt er. "Jedes Amt in der Kirche darf nicht ein herrschendes, sondern muss ein dienendes sein." Aus diesem Grund werde er statt mit "Pfarrer" auch viel lieber mit "Pastor" angeredet. "Pastor heißt Hirte. Der will ich für die Menschen hier sein."

(emo)
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