Hückelhoven Im Truck auf der Flucht

Hückelhoven · Der Missio-Truck macht derzeit Station in Ratheim an der Realschule. Besonders daran ist, dass die Schüler am Beispiel Kongo erfahren, wie es Flüchtlingen auf ihrer gefährlichen Flucht ergehen muss. Die Schüler sind beeindruckt.

 Sophie Karhausen (l.) erklärt den Schülerinnen, was im Missio-Truck auf sie zukommt. Der Lkw ist sehr aufwendig gestaltet, um den Schülern die Situation von Flüchtlingen zu verdeutlichen.

Sophie Karhausen (l.) erklärt den Schülerinnen, was im Missio-Truck auf sie zukommt. Der Lkw ist sehr aufwendig gestaltet, um den Schülern die Situation von Flüchtlingen zu verdeutlichen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Irene ist 22 Jahre alt. Sie arbeitet als Aushilfe. Obwohl sie einen Schulabschluss hat, fehlt ihr das Geld für das Studium. Irene möchte Lehrerin werden. Sie lebt in Afrika, im Kongo. An ein sicheres Leben ist dort nicht zu denken. Irene muss fliehen. So oder so ähnlich sind die Geschichten der Menschen auf dem schwarzen Kontinent. Und eben längst nicht nur dort. Der Flüchtlingsstrom ist in Deutschland angekommen. Auch Jugendliche beschäftigen sich mit dem Thema - und sind beeindruckt, überrascht, geschockt vom Schicksal der Flüchtlinge.

Die Achtklässler der Ratheimer Realschule erfahren in diesen Tagen, was es bedeutet, Flüchtling zu sein. Dazu macht der Missio-Truck des katholischen Hilfswerks Missio Station auf dem Schulhof. "Der Truck wurde etwa vor zwei Jahren konzipiert. In einer Zeit, als wir hier in Deutschland noch weit weg waren von der Situation, wie sie sich heute darstellt", sagte Achim Kück, Seelsorger in der Flüchtlingsarbeit des Bistums Aachen. Er und Sophie Karhausen, die die Schüler durch den Truck begleitet, kommen intensiv mit den Schülern ins Gespräch.

Das Thema ist dabei unter anderem das Handy - für viele Jugendliche unverzichtbarer Bestandteil des Alltags. Im Innenleben eines Handys befindet sich Coltan, so etwas wie das Gold des Kongos. Aus dem Erz gewonnen wird das seltene Metall Tantal - zum Beispiel eben für Mobiltelefone. Es wird in großen Mengen gebraucht, darum sind die Minen umkämpft.

"Ich fühle mich schon sehr anders", sagte Sema. Die 14-Jährige lief durch den Truck, der keine bloße Ausstellung war, sondern viel mehr. Aus verschiedenen fiktiven Charakteren, die für das Schicksal der Bürgerkriegsflüchtlinge im Ostkongo stehen, wählte sie die 22-jährige Irene aus. Als Irene ging Sema schließlich durch mehrere Räume im Truck und empfand die Flucht nach. Doch was muss unbedingt mit, wenn man fliehen muss? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Der Pass, Zeugnisse und das Adressbuch - "Irene" zeigt es den Schülern, denn der Pass hilft beim Asylverfahren, mit den Zeugnissen kann sie ihre Qualifikation nachweisen, mit dem Adressbuch behält sie wichtige Kontakte.

In einem der Räume im Missio-Truck war Flüchtling "Irene" auf der Ladefläche eines alten Pritschenwagens. Während der Fahrt waren immer wieder brennende Buden zu sehen, Schüsse zu hören. Die Gefahren auf der Flucht sind immens groß. Für "Irene" geht die Flucht glücklich aus, sie gelangt in Sicherheit.

"Das war schon sehr real", fasste Schülerin Carolin (14) ihre Eindrücke zusammen. "So muss das wohl sein, wenn man auf der Flucht ist. Jedenfalls stelle ich mir das jetzt so vor." Achim Kück erklärte unterdessen: "Die Situation müssen wir jungen Menschen ins Bewusstsein rufen. Wir müssen ihnen klarmachen, dass mit dem Flüchtlingsstrom die Weltpolitik bei uns angekommen ist." Weltweit, so verdeutlicht Achim Kück in den Gesprächen mit den Ratheimer Realschülern, seien mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Unterricht sind die Schüler auf den Missio-Truck und seine besondere Botschaft vorbereitet worden.

(RP)
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