Hückelhoven Interkulturelles Zentrum wird heute geräumt

Hückelhoven · Der Türkische Arbeitnehmerverein verliert sein Domizil in Hückelhoven. Beratung und Sprachkurse ohne Räume.

Noch im Februar hatte der Türkische Arbeitnehmerverein sein 50-jähriges Bestehen im Interkulturellen Zentrum (IKZ) im Haus Martin-Luther-Straße 1 gefeiert. Eine Zukunft gibt es für Integrationsarbeit und Migranten-Beratung dort nicht mehr: Heute wird zwangsgeräumt. Der Verein hatte, wohl durch ausbleibende Zuschüsse, erhebliche Mietschulden angehäuft.

Eigentümerin der Immobilie in zentraler Lage am Ende der Parkhofstraße ist die Zechennachfolgerin Vivawest. "Trotz unseres Entgegenkommens bei der Miethöhe und einer eingeräumten Stundung der Zahlungen für einen gewissen Zeitraum war der Verein leider nicht in der Lage, seine Offenstände zu begleichen", erklärte auf Anfrage Katrin Lamprecht in der Pressestelle des Immobilienunternehmens in Gelsenkirchen. Aufgrund dieser ausstehenden Forderungen habe sich Vivawest in letzter Konsequenz gezwungen gesehen, dem Verein die fristlose Kündigung auszusprechen und nun die Zwangsräumung anzuberaumen. "Vivawest bemüht sich selbstverständlich um eine schnelle Neuvermietung und hat bereits Interessenten für diese Immobilie. Wir befinden uns diesbezüglich in Gesprächen und hoffen auf eine schnelle Einigung", hieß es in der Erklärung weiter.

Das Interkulturelle Zentrum galt über Jahre als Säule der Integrationsarbeit in der Stadt. Hier wurden über die Integrationsagentur des Kreises Heinsberg Dolmetscher geschult und Integrationslotsen ausgebildet. Der Türkische Arbeitnehmerverein hatte das Projekt "Spurensuche" auf den Weg gebracht, eine Dokumentation der Einwanderung türkischer Arbeiter mit Beschäftigung bei Sophia-Jacoba in den 60er Jahren und der folgenden interkulturellen Entwicklung der Stadt. Der Migrationsfachdienst der Diakonie hielt in den Räumen donnerstags Sprechstunde für Migranten. Die beriet die Sozialarbeiterin Ruth Gehrmann hier gestern zum letzten Mal. Auch sie musste den Schreibtisch räumen. "Das ist leider hier vorbei, eine Perspektive gibt es bisher nicht", sagte sie. Beratung von Migranten und Flüchtlingen sei nun noch in Erkelenz, Heinsberg und Geilenkirchen möglich.

"Sehr schade" fand Sozialamtsleiter Heinz-Josef Schmitz das Ende. "Als Integrationsbeauftragter habe ich versucht, das Thema in die Politik zu bringen", erklärte er. Dem Verein fehle Liquidität. Bis 2013 habe das Land noch rund 10.000 Euro Zuschuss gezahlt. Mit dieser Pauschale sei der Verein in der Lage gewesen, die Miete für die multifunktional genutzten Räume zu bezahlen. Ein Ausfall in dieser Größenordnung war bei rund 40 Mitgliedern wohl nicht aufzufangen.

(RP)
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