Hückelhoven Junge Pianistin begeistert restlos

Hückelhoven · Das erste con brio-Konzert der neuen Saison präsentierte mit Sophie Pacini eine junge Solistin von internationalem Format. Sie bestach mit technisch brillantem und sehr einfühlsamem Spiel.

 Die 24-jährige Sophie Pacini verblüffte die Musikfreunde mit technischer Finesse und vielschichtiger Interpretation.

Die 24-jährige Sophie Pacini verblüffte die Musikfreunde mit technischer Finesse und vielschichtiger Interpretation.

Foto: j. Laaser

Con brio hatte zu einem außergewöhnlichen Klavierabend in die Aula Hückelhoven geladen, und es waren so viele gekommen, dass so gar die Programmhefte ausgingen. Mit Sophie Pacini war dem Verein die Verpflichtung einer sehr jungen Konzertpianistin gelungen, die auch schon bei international renommierten Kollegen Aufmerksamkeit erregt hatte. Dass sie die zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen zu Recht erhalten hatte, davon konnte sie mühelos das begeisterte Publikum überzeugen.

Eröffnet wurde das Konzert mit einer Bearbeitung Ferruccio Busonis von Johann Sebastian Bachs Vertonung des Chorals "Wachet auf ruft uns die Stimme" (BWV 140). Vier Werke Frederic Chopins schlossen sich diesem Werk an und entführten in die Welt der Romantik. Die reiche Harmonik, gepaart mit weiten Melodiebögen, macht Werke Chopins immer wieder zu hörenswerten und sehr auch oft zu sehenswerten Stücken bei Konzerten. Wenn die Pianistin sie noch so einfühlsam interpretiert und dynamisch diffizil präsentiert wie in diesem Fall, dann kann nur noch von einem wahren Kunstgenuss gesprochen werden.

Den zweiten Teil des Programms bildete Robert Schumanns "Carnaval" op.9. Zu ihm habe er ein besonderes Verhältnis, betonte con brio-Vorsitzender Rudolf Lengersdorf, denn dieses Werk spielte sein Sohn Heinz vor 34 Jahren ebenfalls an gleicher Stelle. Seitdem sei das Stück in der Aula nicht mehr aufgeführt worden. Wie es sich nicht nehmen, einige kurze Worte zu dem Werk zu sagen.

Bei dem Stück handelt es sich um eine Sammlung von Charakterstücken, die die einzelnen Personen eines Maskenballs fast programmatisch darstellen. Es handelt sich aber nicht um fiktive Persönlichkeiten, sondern für Robert Schumann um real existierende. So kennzeichnet ein Stück die Merkmale und Eigenschaften seiner geliebten Clara (im Werk: Chiarina), ein anderes seine Ex-Verlobte Ernestine von Fricken (Estrella). Aber auch deren Geburtsort Asch ist eine Miniatur zugedacht. Schumanns imaginäre Seelenverwandte "Eusebius" und "Florestan" werden ebenso musikalisch dargestellt wie die Komponisten und Virtuosen Chopin und Paganini. Bei den Letzteren handelt es sich aber eher um eine kompositionstechnische Darstellung als um eine Charakterisierung. Mit dem "Marsch der Davidsbündler gegen die Philister" beendet Schumann sein Werk, indem er musikalisch das "Künstlerische" (den Davidsbund) gegen das Althergebrachte (die Philister) aufstehen lässt. In diesem so verschiedenartig komponierten Stück konnte die junge Pianistin ihre enorme musikalische Reife zeigen.

(hibr)
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