Untersuchung in Hückelhoven Ermittlungen nach Tod von Kind auf Zechengelände

Wie konnte es passieren, dass ein fast zweijähriger Junge unter einer Kipplore in Hückelhoven tödlich verletzt wurde? Die Heinsberger Kriminalpolizei ermittelt, viele Fragen sind noch offen.

Kleiner Junge stirbt bei Unglück auf Zechengelände
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Kleiner Junge stirbt bei Unglück auf Zechengelände

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An der Unglückslore waren am Montag bei einem Ortstermin auch Vertreter des Fördervereins Schacht 3, der Stiftung Industriedenkmalpflege und der Stadt Hückelhoven vertreten. Unter ihnen herrschte Entsetzen über das Unglück, das sich am Samstagnachmittag ereignet hatte. Der kleine Junge war unter dem Ausstellungsstück aus dem ehemaligen Untertagebetrieb der Zeche Sophia-Jacoba eingeklemmt worden, als Kinder darauf spielten. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach leitet die Ermittlungen.

Die Untersuchungen stehen noch ganz am Anfang. "Wir müssen schauen, ob irgendjemand Verantwortung trägt, ob eine fahrlässige Tötung vorliegt", erklärte Oberstaatsanwalt Lothar Gathen. Es müsse durch Experten geklärt werden, wie der Platz zugänglich war, welche Sicherheitsmaßnahmen es gab und ob die Lore technisch nicht in Ordnung war, sagte er.

Nach Auskunft von Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3, haben die Kriminalbeamten versucht zu rekonstruieren, wie die auf Schienen stehende Lore mit dem schräg ansteigenden Ende ins Wippen geraten konnte. "Sie haben selbst versucht, den Schienenwagen anzuheben, sind darauf geklettert und haben selbst gesehen, dass es nicht leicht ist, das Teil zu kippen", erklärte Stab.

Kein Vorfall seit 1999

Der kleine Junge hielt sich mit seinen Eltern, einer Artistenfamilie, auf dem Gelände auf, weil dort zurzeit der Circus Aladin gastiert. Er selbst war bei einer Akrobatiknummer Teil des Programms. Auf der Facebookseite der Erkelenzer Redaktion haben zahlreiche Leser der Familie ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Mein Beileid der Familie, wir waren am Donnerstag in dem Zirkus und haben die Familie und den Kleinen persönlich kennengelernt. Mir laufen die Tränen runter, das der kleine Fratz nicht mehr bei seiner Familie ist", so ein Kommentar.

Tief betroffen äußerte sich am Ort des furchtbaren Unglücks am Montagmorgen Paul-Walter Georgi, Leiter des Bereichs praktische Denkmalpflege/Technik in der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur: "Das tragische Unglück tut uns sehr, sehr Leid, wir fühlen mit den Eltern", sagte er. Mit Vertretern der Stadt und der Kripo habe er sich ein Bild machen wollen, so Georgi weiter. "Wir müssen die Ergebnisse der Untersuchung nun auswerten und mit dem Verein und der Stadt überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen." Seit 1999 habe es an Schacht 3 keinen Vorfall gegeben, bei dem jemand zu Schaden kam.

Vertreter der Stadt Hückelhoven waren von der Polizei gebeten worden, an dem Termin teilzunehmen, erzählte Stadtsprecher Holger Loogen. "Wir sind lediglich zu den Eigentumsverhältnissen befragt worden", unterstrich er. Der Platz, auf dem das Zirkuszelt steht und wo am kommenden Sonntag wieder ein Trödelmarkt stattfindet, ist noch EBV-Gelände. Das Areal mit Förderturm, Schachthalle und den draußen aufgestellten Grubenloks von Sophia-Jacoba und anderen Relikten aus der Bergbauzeit hat die Industriedenkmalpflege an den Förderverein vermietet.

(gala)
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