Hückelhoven Krischer: "Wir sind von Tihange und Doel bedroht"

Hückelhoven · Dürener Bundestagsabgeordneter fordert bei den Kreis-Grünen Mitsprache zu maroden belgischen Atommeilern.

Den Energieexperten und stellvertretenden Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Oliver Krischer, hatten der Kreisverband der Grünen und ihr Bundestagskandidat Christoph Stolzenberger ins Hotel am Park eingeladen. Der sprach - vor einem sehr überschaubaren Zuhörerkreis - über "ein Thema, das die Menschen derzeit bewegt und die Region intensiv beschäftigt: Tihange." Ein marodes Atomkraftwerk, nur 60 Kilometer westlich von Aachen.

Der Abgeordnete aus Heimbach - ein Kind der Eifel - lenkte den Blick auf "die vergessene Seite des Atomausstiegs", die Urananreicherungsanlage in Gronau: "Deutschland liefert noch fleißig Brennmaterial für diese Anlagen." In Tihange, drei Blöcke an der Maas, und Doel bei Antwerpen, vier Blöcke im Hafen der Schelde, sieht er eine Gefahr: "Grenznahe AKW bedrohen uns unmittelbar." Nach einer Studie der TU Wien ziehe nach einer Kernexplosion der Fallout, der radioaktive Niederschlag, stark nach Osten. "Wenn da was passiert, sind wir in NRW hauptbetroffene Region." Die "unendliche Pannengeschichte" nannte Oliver Krischer "russisches Atomroulette". Doel verzeichne einen unaufgeklärten Sabotageakt, was bedeute, "dass da immer noch jemand rumrennt, der versucht hat, das kaputt zu machen". Unverantwortlich seien in Tihange 2 und Doel 3 tausende Risse in den Reaktor-Druckbehältern. Die müsse man sich nicht so vorstellen wie Mauerwerksrisse durch Bergschäden, aber: "Ob Risse, Einschlüsse oder Flocken - bei einem Atomkraftwerk kann man sich keine Fehler leisten." Erst im Mai seien neue entdeckt worden, eine Art Hohlräume, Millimeter bis Zentimeter groß. "Die Bundesregierung tut nichts", kritisiert Krischer. Trotz grüner Anfragen habe es bis 2016 keine Aktivitäten gegeben - das sei nationale Sache Belgiens. "Das Abkommen Nuklearsicherheit ist mit Belgien zwar geschlossen, aber zahnlos", so Krischer. Dabei müssten in einem gemeinsamen Europa solche Fragen auch gemeinsam geklärt werden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) führe seit 2016 Gespräche zur Sicherheit mit der belgischen Regierung - Ergebnisse seien nicht bekannt.

Mit Hendricks hat sich Oliver Krischer überworfen. Dass sie 16 Transporte von 68 Brennelementen aus Lingen in neun Monaten genehmigte, nannte er bigott. "Wir siezen uns seitdem wieder." Als beeindruckend lobte er die Menschenkette von 50.000 Demonstranten gegen Tihange. Und die Klage der Städteregion Aachen gegen den Weiterbetrieb von Tihange 2 sei ein wichtiges politisches Zeichen. "Wir sind bedroht und wir wollen da mitreden."

(gala)
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