Erkelenz Kunst mit kritischem Blick auf die Gesellschaft

Erkelenz · In der Galerie Eesdron in Millich stellt Katia Inkiova-Kersten aus Gangelt bis 2. April vielschichtige Arbeiten aus.

 Katia Inkiova-Kersten vor ihrem Bild "Erinnerung an Fukushima", das den Gleichmut vor der Katastrophe symbolisiert.

Katia Inkiova-Kersten vor ihrem Bild "Erinnerung an Fukushima", das den Gleichmut vor der Katastrophe symbolisiert.

Foto: Uwe Heldens

"Auf den Spuren des Lebens" ist Katia Inkiova-Kersten mit ihrer gleichnamigen Ausstellung, die jetzt im Künstlertreff Eesdron in Millich eröffnet wurde. Die Künstlerin verknüpft Bilder zu Ensembles, die das politisch-gesellschaftliche Tagesgeschehen verarbeiten und kommentieren.

So zeigt sie mit einer Reihe von Kleinformaten, die mit Schnüren untereinander verbunden sind, eine Arbeit zum Thema "soziale Netz-werke". Dabei stehen symbolhaft Bilder für Ereignisse, die sich im Zusammenhang mit dem Medium Facebook ereignet haben und in der Tagespolitik oder der Diskussion um das Medium selber in den letzten Jahren eine Rolle gespielt haben. Mit dem derzeitigen Twitterverbot der türkischen Regierung erfährt diese Installation unfreiwillig erneut Aktualität.

Eine Arbeit widmet sich dem Spannungsmoment der Entschei-dung zur Papstwahl. Der Betrach-ter steht vor einen Arrangement, das eine Taube auf dem Kamin zeigt, in dem Augenblick, als weißer Rauch aufsteigt. Während die Menschen auf dem Petersplatz auf eine Entscheidung warteten, picken die Vögel wie sie es immer tun gleichgültig gegenüber dem Geschehen auf dem Kamin herum. Dieses Bild steht für die Spannung und gleichzeitige Unverdrossenheit, Relevanz und Irrelevanz dieser Entscheidung.

Eine Installation beschäftigt sich mit dem Umschlagen von Freude in maßloses Entsetzen auf der Loveparade 2010, als in einer Massenpanik Menschen zu Tode getrampelt wurden. Experimente mit einer Burkadarstellung und einem Spiegel, durch den sich der Betrachter quasi hinter Gittern sehen kann, hat die Künstlerin fotografisch so insze-niert, dass nur noch das Gitter und das Spiegelbild zu sehen sind. Daneben gibt es eine echte Burka auf einer Puppe. Eigentlich ist das Arrangement Burka auf Puppe mittlerweile in der Kunst etwas oft verwendet worden, es garantiert dem Künstler jedenfalls jeweils mühelos echte Bestürzung, da es unserer Kultur und Popikonografie so diametral entgegensteht. Inkiova-Kersten jedoch arbeitet gerade über diese Ikonografie und deren Nebeneffekte, wie etwa die Magersucht junger Frauen in Reaktion auf den Modelkult. Selbstbilder, Idole und gesellschaftliche Maßstäbe — in die-sem Dschungel gilt es, seine Identität zu wahren, aber Inkiova-Kersten fordert in ihrer Kunst die uneingeschränkte Möglichkeit dazu. Die studierte Bühnenbildnerin beherrscht die Inszenierung in einer Weise, die die Betrachter berührt und emotional in das Geschehen hineinzieht.

Katia Inkiova-Kersten wurde in Sofia/Bulgarien geboren, lebt heute in Gangelt. Dort studierte sie an der Hochschule der Künste Bühnenbildnerei. Sie nutzt Collage, Malerei, Fotografie und Installation als Medium. Die Ausstellung ist nach Absprache bis zum 2. April zu besichtigen: Telefon 02433 904734.

(mod)
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