Hückelhoven LVR-Amt: Fremdkörper in der Siedlung

Hückelhoven · An einer Stellungnahme des LVR zur Brassertstraße entspann sich eine erneute kontroverse Diskussion.

Am Wadenberg werden die Bergmannshäuser von 1926 mit 50 Wohneinheiten abgerissen, damit acht Gebäude mit 92 modernen Wohnungen entstehen können. Der Abriss hat im Juni begonnen, jetzt sollte der Bauausschuss den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan fassen. Die Fraktionen der Grünen und der SPD bekräftigten bei der Gelegenheit ihre Kritik an den Plänen. Zumal das LVR-Amt für Denkmalpflege in einer ablehnenden Stellungnahme die Verwaltung aufgefordert hatte, "die Bebauung hinsichtlich Standort, Kubatur, Geschossigkeit, Dachform sowie das Verhältnis der Bebauung zu den Freiflächen zu überdenken".

Das Amt des Landschaftsverbandes hatte sich ebenfalls kritisch geäußert, denn es habe diese Gebäude mehrfach zur Eintragung in die Denkmalliste vorgeschlagen, "zuletzt 2001, als speziell auch für diesen Bereich die Ausweisung des Denkmalbereichs mit Nachdruck empfohlen wurde". Die Stadt Hückelhoven indes habe nur wenige Typenbauten exemplarisch eingetragen und auf die Ausweisung ganzer Denkmalbereiche verzichtet. Gleichzeitig habe die Stadt zugesichert, durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, "dass das historische Erscheinungsbild der Bergarbeitersiedlungen erhalten und gesichert werden solle". Daher nehme das Amt für Denkmalpflege mit großem Bedauern den Abriss dieses bedeutenden Teils einer von drei wichtigen Bergarbeitersiedlungen zur Kenntnis, von dem es noch im Mai dringend abgeraten hatte. Die geplanten Bauten - dreigeschossig, Flachdach, überbaute Gartenteile - stellten "deutliche Fremdkörper" in der umgebenden Siedlung dar. Nach Ansicht des LVR-Amtes beeinträchtigen sie gar das Erscheinungsbild der benachbarten eingetragenen Baudenkmäler: Brassertstraße 20-48, Lungstraßplatz 1-16. Die vorgesehenen, von der Straße abgesetzten Wohnhäuser seien aus Sicht der Denkmalpflege abzulehnen.

Ulrich Horst (Grüne) prangerte in der Ausschusssitzung an, die Stadt setze sich über die LVR-Meinung hinweg. Er vertrat die Auffassung: "Wir hätten mit der Anpassung der Architektur das Ensemble erhalten und einen sozialen Brennpunkt verhindern können." Er bedauere es sehr, unterstrich Horst, "dass wir uns von diesem Stück Stadtgeschichte und Bild verabschieden". Fraktionskollegin Brigitte Brenner äußerte sich verwundert, dass der LVR sich seit 14 Jahren bemühe, das Giebelhaus-Ensemble unter Denkmalschutz stellen zu lassen: "Ich bin enttäuscht, dass die Stadt uns darüber nicht informiert hat."

Heinz-Josef Kreutzer (CDU) hingegen fand, es schade nicht, wenn dort - mit Weitblick übers Rurtal - Wohnraum geschaffen wird, der einen gewissen Standard hat. Eine Zeile verändere ja nicht die Geschichte dort. "Dass da etwas passiert, ist auch wichtig." Zum Satzungsbeschluss des Bebauungsplans gab es drei Gegenstimmen von Grünen und der Linken.

(RP)
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