Hückelhoven Riesling "Glück Auf" - etwas Besonderes

Hückelhoven · Zweite Weinlese auf der Halde: Ines und Jürgen Batalia haben um die hundert Kilo Trauben von den alten Rebstöcken hoch über Millich geerntet. Sie wurden beim Weingut Peth-Wetz gepresst, der Rebensaft reift jetzt zehn Monate.

 Aus den Trauben wird Riesling: Für Jürgen Batalia war die Lese Lohn für Plackerei im Halden-Weinberg.

Aus den Trauben wird Riesling: Für Jürgen Batalia war die Lese Lohn für Plackerei im Halden-Weinberg.

Foto: JÜRGEN LAASER

Sein Etikett trägt die Bergbausymbole Eisen und Schlägel, sein Name: "Glück Auf". Ein ganz spezieller Riesling stammt von den sonnenbeschienenen Hängen der Millicher Kohlehalde von Sophia-Jacoba. Jürgen und Ines Batalia, die unweit des Haldenfußes ein Geschäft für "Wein, Öl, Essig & mehr" betreiben, haben den einst zur Zeche gehörenden Weinberg aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Der Jahrgang 2013 ist restlos ausverkauft. Die frische Lese ist im Weingut Peth-Wetz bereits gekeltert und gärt nun der Reife entgegen. Erst im kommenden Jahr wird der neue Wein erhältlich sein.

Im Riesling "Glück Auf" steckt nicht nur die Sonne eines warmen Sommers, sondern ganz viel Herzblut seiner "Pflegeeltern". Das spricht aus der Begeisterung, mit der Ines Batalia vom Weinberg-Projekt erzählt. Sie zählt den "Glück Auf" zu den Lagenweinen - handverlesen aus alten Rebstöcken. "Der Wein wird gehegt und gepflegt, und das merkt man auch", versichert sie. Der 2013er sei "ein schöner Riesling, mild-säurig", beschreibt sie die erste Abfüllung. Und die sei bei der Kundschaft richtig gut angekommen und binnen 14 Tagen verkauft gewesen.

Im vergangenen Jahr hatten die Hobbywinzer einen derben Rückschlag zu verkraften: Als es an die Lese gehen sollte, hatten Unbekannte die Trauben geräubert - alle Rebstöcke leer, kein Haldenwein. In diesem Jahr sollte das nicht passieren. Die Trauben, die schon reichlich Sonne "getankt" hatten, hätten noch drei bis vier Wochen hängen können, aber sicherheitshalber wurde die Lese zeitig eingebracht. Davon erzählt auch Jürgen Batalia voller Enthusiasmus. "An dem Tag war es erst trocken, dann kamen Schauer, und schließlich hat es nur geregnet. Wir sahen aus wie die Grubenferkel", sagt er und lacht. Aber seine Augen strahlen: "Wenn man ein Jahr darin geplackt hat, freut man sich über Hände voller Trauben."

Gleich am nächsten Tag hat Jürgen Batalia die Körbe nach Bermersheim ins Weingut Peth-Wetz gebracht, wo Winzer Christian Peth schon mit seiner kleinen Presse wartete. Rund hundert Kilo Trauben, abgepresst und gefiltert, ergaben zunächst mal naturtrüben Traubensaft. "Und der schmeckte schon gut", erzählt Batalia, der natürlich einen Probeschluck nahm. Aus 60 bis 70 Litern Most werden 70 bis 80 Flaschen Wein. Unter Zusatz von Hefe, damit die Gärung einsetzt, lagert er jetzt im Rheinhessischen in Stahlbehältern. "Jetzt darf er schlafen", meint Ines Batalia. Wein braucht Zeit, zitiert sie das Motto des Weinguts: Zeit zum Wachsen, zum Reifen, zum Gären, zum Trinken. Und zehn Monate Zeit bekommt der Haldenwein jetzt. "Dann wird er zweimal geklärt und auf Flaschen gezogen", berichtet Ines Batalia.

Natürlich sind beide sehr gespannt, was daraus nun wird. Vom "historischen" Zechenwein, dem "Millicher Fuchsbau", dessen letzte Flaschen auch im Bergbaumuseum Schacht 3 zu bestaunen sind, haben die Batalias auch ein Exemplar im Geschäft. Zur Ansicht. Zum Verzehr nicht empfohlen. Mit diesem Tröpfchen soll man dem Vernehmen nach ganze Ameisenvölker vergraulen können. Da hat der Riesling "Glück Auf" nach Überzeugung seiner Heger und Pfleger einen ganz anderen Charakter. Ja, wie schmeckt er denn eigentlich? "Überhaupt kein Vergleich mit dem ,Fuchsbau', deshalb auch der neue Name", beteuert Ines Batalia. Für ihre Geschmacksknospen "sind da Noten mit drin, die sonst bei einem Riesling nicht zu schmecken sind - eben etwas ganz Besonderes!"

Die Betreiber der Millicher "Ess-Klasse" haben auch eigenen Apfelwein kreiert - just "für die Freude". Boskop von Freunden, zugekaufte Äpfel von Schloss Dyck, alles geschreddert, gepresst, aufgezuckert. Ines Batalias Tipp: "Machen Sie sowas nie im Haus, am besten auf Flächen, die man abspritzen kann - alles hat geklebt". Kommt normaler Äppelwoi auf sechs, sieben Prozent Alkoholgehalt, so geriet das süffige Stöffchen Marke Eigenkelterei mit 15 Prozent etwas stark. Batalias haben damit Desserts zubereitet, die hatten's ins sich. Experimentierfreudig ist das Genießer-Paar auch in der jüngst erweiterten Küche. Beim Wassenberger Schlemmermarkt war ein Veggie-Burger ein Erfolgs-Produkt. An den Laden grenzt der Event-Bereich, regelmäßig wird mit Gästen gekocht. Weinproben sind stets ausgebucht. In Planung ist eine eigene Kräuter- und Chili-Mischung. Auch deren Name soll einen Bezug zu Hückelhoven haben.

(RP)
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