Hückelhoven Saisonarbeit: alles im grünen Bereich auf den hiesigen Feldern

Hückelhoven · Über Parteigrenzen hinweg wollen die Frauen von CDU, SPD, Grünen und Linken in den Fraktionen des Kreistags über heikle Themen diskutieren.

Die Frauen von CDU, SPD, Grünen und Linken im Kreistag betreiben eine harmonierende Arbeitsgemeinschaft, die mit der Diskussion über osteuropäische Saisonarbeit erstmals mit einer Veranstaltung an die Öffentlichkeit trat. Weitere Abende sollen folgen, so Jutta Schwinkendorf, Maria Sprenger, Ilse Lüngen, Christiane Leonards-Schippers und Silke Otten.

Probleme, die rund um das Thema Arbeitsmigration auftreten können, wollte die interfraktionelle Arbeitsgemeinschaft der Frauen bei der Podiumsdiskussion über "Osteuropäische Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft" ans Licht bringen, zu der sie ins Hotel am Park eingeladen hatte. Knallharte Missstände, die den Genuss von Erdbeeren vermiesen, Arbeitsverhältnisse in Schieflage, im Argen liegende Unterbringung der Arbeiter, Schutz der Frauen vor Übergriffen waren einige Eckpunkte.

Doch war die Luft nach den ersten Redebeträgen schnell raus, was vornehmlich daran lag, dass es die vermeintlichen oder tatsächlichen Kritikpunkte in dieser Form offensichtlich im Kreis Heinsberg überhaupt nicht gibt. Zudem musste Catalina Guia von der Organisation "Arbeit und Leben" von DGB und VHS einräumen, dass sie sich beim Thema Saisonarbeiter überhaupt nicht auskenne. Johannes Eschweiler, Pastoralreferent für Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge und Vorstand der Amos eG, erklärte nach dem Beitrag der Landwirtin Susanne Arnoldts-Gerigkhausen aus Wassenberg, er habe anderenorts andere Erfahrungen gemacht. Zuvor hatte er gemeint, es sei schwierig, mit den ausländischen Saisonarbeitern ins Gespräch zu kommen, die lebten in einer "abgeschotteten" Welt. Arnoldts-Gerigkhausen berichtete, in ihrem Betrieb seien zwei festangestellte polnische Mitarbeiter und 20 rumänische Mitarbeiter im Zwei-Monats-Rhythmus tätig. "Die Leute kommen immer wieder gerne zu uns, und auch uns ist daran gelegen, dass sie immer wieder gern erscheinen", versicherte sie. Die Leute hätten Alternativen zu der Tätigkeit in ihrem Betrieb, dass sie aber immer wieder kämen, würde zeigen, dass sie die Arbeit gerne tun. Die Sprachbarriere sei ein Problem, auch müsse sie auf die Frauen aufpassen und gelegentlich die Familie ersetzen. Aber unterm Strich seien sie und die saisonal Beschäftigten zufrieden.

Ihrem Fazit stimmte Landwirt Peter Lievre aus Lövenich zu, der in der Erdbeersaison ohne die ausländischen Mitarbeiter nicht auskommt. "Sie sind alle gemeldet, haben Arbeitsverträge in deutscher und ihrer Muttersprache." Gezahlt wird der deutsche Mindestlohn, täglich kostet die Unterkunft 2,72 Euro, das Mittagessen wird zum Selbstkostenpreis für alle gleich von einem örtlichen Betrieb geliefert. Selbstverständlich könnten die Arbeitskräfte in ihrer Freizeit tun und lassen, was sie wollten, und niemand müsse seinen Pass abgeben. Allerdings könne er nicht wissen, ob jemand mit einem gefälschten Pass unerlaubt arbeitet. Die Landwirtschaft sei mit der am stärksten kontrollierte Wirtschaftszweig. Bei knapp zwei Prozent aller kontrollierten Betriebe gebe es wegen aufgedeckter Missstände Verfahren. "Bei der Bauindustrie sind es 20 Prozent."

Da konnten und wollten Eschweiler und Guia nichts gegenhalten. Sie regten an, der Kreis möge eine Beschwerdestelle einrichten, bei der sich die ausländischen Saisonarbeitskräfte melden könnten, wenn sie Probleme hätten. Die Idee könnte durchaus aufgegriffen werden, meinten die Veranstalterinnen. Sie sehen eine gute Chance für diese Stelle, auch für private Pflegebeschäftigungen. Die vielen Zuhörer verließen jedenfalls die Diskussion in der Überzeugung, dass sie die Erdbeeren, die auf den Feldern im Kreis Heinsberg geerntet werden, mit guten Gewissen essen können.

(kule)
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