Hückelhoven Schneider: Muslime nicht diskreditieren

Hückelhoven · Auf "Dialogtour" durch Moscheegemeinden informierte sich NRW-Arbeits-, Integrations- und Sozialminister Guntram Schneider gestern in Hückelhoven. Gastgeber für eine Gesprächsrunde war der Integrations- und Bildungsverein.

 Eine Präsentation von Fotos und Berichten aus der VIKZ-Moscheegemeinde erläuterten Bürgermeister Bernd Jansen und Mehmet Yilmaz dem Minister Guntram Schneider (v. li.). Der lobte: "Sie leisten hier vorbildliche Arbeit."

Eine Präsentation von Fotos und Berichten aus der VIKZ-Moscheegemeinde erläuterten Bürgermeister Bernd Jansen und Mehmet Yilmaz dem Minister Guntram Schneider (v. li.). Der lobte: "Sie leisten hier vorbildliche Arbeit."

Foto: UWE HELDENS

NRW-Integrationsminister Guntram Schneider wirbt auf seiner Sommertour durch die Moscheegemeinden im Land dafür, dass Muslime mehr die Öffentlichkeit suchen. Damit rennt er beim Integrations- und Bildungsverein in Hückelhoven offene Türen ein. An seinem zweiten Anliegen, dass sich Moscheegemeinden verstärkt in der Flüchtlingsarbeit engagieren, wird in der Ex-Bergbaustadt mit Einwohnern aus 98 Nationen auch schon gearbeitet. Ein angeregtes Gespräch mit zahlreichen lokalen Akteuren der Integrationsarbeit moderierte im Garten des IBV in Schaufenberg Mehmet Yilmaz.

In der Moschee ausgebildete junge Lebensretter, Sprachkurse, Ferienangebote mit christlichen Gemeinden, Workshops - zahlreiche Fotos und Presseberichte gaben Zeugnis davon, wie stark der Bildungsverein unter dem Dach des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) öffentlich wahrgenommen wird. Seit kurzem ist er als Träger der Freien Jugendhilfe anerkannt. Schneider warb um ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsbetreuung, denn: "Was da notwendig ist, ist über Hauptamtliche gar nicht zu leisten." Solidarität sei ein Stück Bergbaukultur: "Das Lebensgefühl des Bergbaus bildet sich ab. Hier zeigt sich, dass - obwohl der Schacht seit 15 Jahren zu ist - Mitmenschlichkeit und Solidarität erhalten werden können."

Den im Ruhrgebiet geborenen Imam Adnan Özden, seit 2014 in Schaufenberg mit Bildungsarbeit befasst, fragte der Minister nach seinen Erfahrungen mit Salafisten aus dessen Mönchengladbacher Zeit. "Wichtig war der Austausch mit den Bürgern", erklärte der Imam. "Denen habe ich versichert: Der größte Teil der Muslime möchte einfach nur seine Religion ausüben." Es sei unverkennbar, dass Antiislamismus und Antisemitismus zunähmen, sagte der Integrations-Minister. "Bei 1,5 Millionen Muslimen in NRW betrachtet es die Landesregierung als ihre Aufgabe, dass die drittgrößte Religionsgemeinschaft nicht diskreditiert wird." Da sei der Dialog unabdingbar, so Schneider: "Vorurteile werden dadurch abgebaut, dass man sich kennenlernt."

Bürgermeister Jansen erwähnte, die Stadt bereite gerade mit Vertretern der Moschee die Einrichtung eines Grabfeldes für Muslime vor. Wie Pflege für ältere Muslime organisiert sei, interessierte Guntram Schneider. Bernd Bogert, St. Gereon Seniorendienste, ist im Kontakt mit dem VIKZ dabei, Betreuungsformen zu entwickeln. "Muslime gehen nicht in die kirchliche Einrichtung oder zur Awo", weiß Bogert. "Ihre kulturelle Identität soll erhalten bleiben, dazu müssen wir die Bedürfnisse der Alten und der Pflegenden erkunden." Bildung, duale Ausbildung und Arbeit mit Flüchtlingen waren weitere Themen. Petra Hudler brachte das Ziel mit dem Motto der Flüchtlingspaten auf den Punkt: "Gemeinsam viel bewegen: Nur so kann's funktionieren."

(RP)
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