Hückelhoven "Schwarzer Haufen" liebt den Dart-Sport

Hückelhoven · Mit dem klischeehaften Image der britischen Profi-Darter als bunte Vögel haben die Amateure vom Hückelhovener Dartclub nichts gemein. Hinter dem Titel "Geyers Schwarzer Haufen" stecken zwei interessante Geschichten.

 Stets gut drauf und sportbegeistert - aber alles andere als unheimlich sind die Dartfreunde vom Club "Geyers Schwarzer Haufen", der in der Dart-Bezirksliga antritt.

Stets gut drauf und sportbegeistert - aber alles andere als unheimlich sind die Dartfreunde vom Club "Geyers Schwarzer Haufen", der in der Dart-Bezirksliga antritt.

Foto: Jürgen Laaser

"Wir sind des Geyers Schwarzer Haufen, heia hoho, und wollen mit Tyrannen raufen, heia hoho. Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Klosterdach den roten Hahn!" - Nein, die Dart-Bezirksliga-Mitbewerber sind keine Tyrannen und deren Clublokale keine Klöster, die man abfackeln müsste. Der Dartclub ist "nur" eine achtköpfige Gruppe in Hückelhoven, die sich "Geyers Schwarzer Haufen" nennt, und das sehr bewusst nach einem führenden Beteiligten der sogenannten "Bauernrevolution" oder des "Bauernkriegs" im Jahr 1525, Florian Geyer.

Also eine politisch-revolutionäre Person - damit ist der Name des Dartclubs ein Alleinstellungsmerkmal in der Szene. Und dass der Club-Frontmann Helmut Geyer heißt, ist kein Zufall.

Dass man kämpfen muss, dass man um den Sieg kämpfen muss - das haben alle mitgenommen vom Namensgeber ihres Clubs, dem Bauernrevolutionär "Florian Geyer von Giebelstadt", der am 10. Juni vor 491 Jahren seinen Kampf und sein Leben verlor. Und eher kampflos-gelassen sieht der achtköpfige Hückelhovener "Geyer-Haufen" das angeblich schlechte Image, das Dartern hierzulande zugeschrieben wird.

Für die Kneipensportart Darts ist eine Benennung nach einem politischen Revolutionär schon außergewöhnlich, sind doch ansonsten Namen wie "Die Ritter der Kokosnuss", "Krumme Hunde", "Galoppierende Schnecken" oder "Is mir wurscht" Standard in den Darts-Ligen der Aachener Region, zu denen auch die Schwarzen Geyer aus Hückelhoven gehören.

"Unförmige, miserabel tätowierte Männer ziehen ihre Schau ab. Im Alexandra Palace verlängern die Engländer ihre berüchtigten Weihnachtsfeiern, ziehen sich alberne Kostüme an, brüllen unflätiges Zeug und kippen Bier aus Plastikbechern in die Rachen." Das las Helmut Geyer vor einiger Zeit mal in der Zeitung. Den über 1,90 Meter großen und gertenschlanken Club-Frontman und seinen "Schwarzen Haufen" lässt das Image ziemlich unberührt, denn die Unterschiede liegen nicht nur im körperlichen Bereich. "Unförmig" trifft für niemanden aus der fröhlich-kameradschaftlichen Truppe zu. Tätowiert ist auch niemand. Und der Club ist in Hückelhoven und seinem Sportlokal "Markt 17" fest verortet, nicht nur am Trainings- und Spielabend, dem Freitag. Plastikbecher sind im Vereinslokal unbekannt, hier trinken die Gäste aus Traditions-Biergläsern normaler Größen.

Die Geyer sehen sich auch in der Traditions-Kneipenkultur, in der zunächst in England Darts eine große Verbreitung gefunden hat. Vor gut 30 Jahren hielt mit der Entwicklung der elektronischen Automaten Darts (E-Darts) auch Einzug in die deutsche Gastronomie, wo man in Konkurrenz oder auch Ergänzung zu den Pool-Billard- und Kicker-Spielgeräten trat. Der Ur-Ratheimer Helmut Geyer und seine Frau Andrea gründeten den "Schwarzen Haufen" 2005 in der örtlichen Traditions-Gaststätte "Schwarzer Diamant", hier ist der Bezug zur Kohle der ehemaligen Zeche Sophia-Jacoba zu sehen. Entsprechend die Club-Namens-Wahl zu "Geyers Schwarzem Haufen".

Der "Schwarze Diamant" ist schon lange Geschichte - die Amateur-E-Darter konzentrieren sich auf immer weniger Kneipen. Im Stadtgebiet Hückelhoven verteilen sich mehrere Clubs unter anderem des "Deutschen Sportautomatenbunds", einer von mehreren Verbänden mit starker Anbindung an Automatenhersteller, auf Ratheim, Hilfarth und Hückelhoven.

Das Dart-Klischee rührt vielfach vom Image der englischen Profi-Steel-Darter und ihrem "Papageien-Outfit" her. "Das ist nicht unsere Welt", lacht Helmut Geyer als Frontmann eines Amateur-Clubs, der mit "Spieß voran" sogar eine eigene Hymne mit ordentlich Drive zur Verfügung hätte, auf deren Gesang aber verzichtet.

Die Affinität zum historischen Florian Geyer rührt in der Ratheimer Familie gleichen Namens vom Vater Heinz her, der in der Zeit des Nationalsozialismus als Zehnjähriger wie alle Altersgenossen Mitglied des "Deutschen Jungvolks", der Vorbereitungsorganisation der "Hitlerjugend", werden musste, in der die Nazis auch die Bauernaufstände von 1524/1525 für ihre Ziele instrumentalisierten.

Das wirkte beim Vater noch lange nach, so dass die Familie die Geschichte des Florian Geyer und das 1920 entstandene Lied auswendig kannte. Ganz bestimmt freute sich Heinz Geyer über den Sohn von Andrea und Helmut Geyer, also seinen Enkel - er trägt seit seiner Geburt vor 17 Jahren nämlich den Vornamen Florian.

(isp)
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