Hückelhoven Tänzerinnen an ungewöhnlichen Orten

Hückelhoven · Der Fotograf Hans-Josef Jansen aus Selfkant hat Ballettschülerinnen außerhalb der Theaterwelt fotografiert. Dabei ergeben sich interessante Kontraste. Die Schau im Alten Rathaus in Ratheim ist am Wochenende noch zu sehen.

Die älteste Fotografie stammt aus dem Jahr 1993. Damals hatte Hans-Josef Jansen eine Balletttänzerin in der verlassenen Waschkaue der ehemaligen Zeche Carolus Magnus in Übach-Palenberg abgelichtet. Dieses Foto sticht heraus bei der Ausstellung im Alten Rathaus in Ratheim, in der der Autodidakt Jansen seine Werke unter dem Titel "Die Welt ist eine Bühne" vorstellt. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Bild noch "klassisch" in einer Dunkelkammer entwickelt wurde. Die anderen rund 80 Exponate, die Jansen bei der gut besuchten Eröffnung vorstellte, stammen aus der Zeit der digitalen Technik und sind in den vergangenen vier Jahren entstanden.

Die Technik hat sich geändert, das Thema ist geblieben: das Ballett und seine geringe Beachtung außerhalb der Theater. "Das Ballett fasziniert mich", sagte der 65-Jährige aus dem Selfkant am Rande der Eröffnung. "Die Grazie, die Eleganz, die Leichtigkeit werden viel zu selten wahrgenommen."

Jansen bringt in seinen Fotografien das Ballett in die reale Welt, in eine Umgebung, die nichts mit Grazie, Eleganz und Leichtigkeit zu tun hat. Es ist oft eine Umgebung, in der die Technik, die Gigantomanie und Unnatürlichkeit bestimmend sind. Diese Welt, ob es nun der Skywalk am Tagebau Garzweiler II in Jackerath ist, der Indemann am Tagebau Inden, das Fußballstadion Tivoli in Aachen oder etwa eine Tiefgarage in Maastricht, kombiniert Jansen mit der Ästhetik des Balletts.

"Die Tänzerin in dem Foto haucht der technisierten Welt neues Leben ein und lässt diese Welt in einem anderen Licht erscheinen", sagte Astrid Wolters, bevor sie die vielen Gäste in ihrer Eröffnungsrede auf die Ausstellung einstimmte. "Die Leichtigkeit des Tanzes steht im Kontrast zu dem Machtvollen, oft Bedrohlichen der Umwelt", sagte sie.

Jansen, dessen Fotografien schon seit Jahren bei Ausstellungen zu betrachten sind und der ein gerngesehener Gast in Ratheim ist, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: "Extreme Gegensätze erregen einfach Aufmerksamkeit und lassen oft die Zeit vergessen." So war es auch bei den Arbeiten zu den Bildern. Nicht selten blieben Passanten stehen, wenn Jansen eine Tänzerin an ungewöhnlichen Orten ablichtete, häufig gab es Kontakte und Gespräche. "Viele sahen danach den Tanz mit anderen Augen." Bei seinen Touren fragt Jansen oft bei den Ballettschulen vor Ort nach, ob es Schülerinnen gibt, die mitmachen. Das war in Maastricht nicht anders als in Ostende, in Verviers nichts anders als Hamburg oder an anderes Orten, die Jansen bereist hat.

Alle Fotografien sind schwarz-weiß. "Das ist mein Ding", erklärte Jansen. "Die Farbe kann sich jeder denken." Auch wenn er, der Zeit entsprechend, umgestiegen ist auf die neue Digital-Technik und das Fotolabor längst ausgedient hat, bleibt für ihn die Technik nur das Mittel. "Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Motiv." Eine vorprogrammierte Manipulation des Motivs ist für ihn undenkbar.

Der große Andrang bei der Eröffnung zeigt die Bedeutung des Fotokünstlers Jansen. Für ihn ist das Alte Rathaus in Ratheim derzeit die Bühne. Seine Ausstellung "Die Welt ist eine Bühne" ist noch am Sonntag, 17. September, von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen.

(kule)
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