Hückelhoven "Vater des Gymnasiums" mit Rat und Kritik

Hückelhoven · Mit einem Vortrag von Professor Christoph Parade startete der Ehemaligenkreis eine neue Reihe.

Viel Grün, viel Licht: Als Professor Christoph Parade anno 1963 den Architektenwettbewerb für den 1969 eingeweihten Neubau des Hückelhovener Gymnasiums gewann, verwirklichte er zum ersten Mal sein ungewöhnliches Konzept von "Schule inmitten der Stadt". Auf Einladung des Ehemaligenkreises der Schule referierte der Düsseldorfer jetzt im gut gefüllten C-Gebäude des Gymnasiums, das damals richtungsweisend war und dem mehr als 30 weitere Schulbauten folgten, dazu Museen, Forschungseinrichtungen sowie Verwaltungsgebäude. In der ehemaligen Zechenstadt hat Parade, der sein Düsseldorfer Architekturbüro 1962 eröffnete, noch an anderer Stelle seine Spuren hinterlassen - er entwarf auch den Rathaus-Neubau.

Professor Parade betonte, dass das Gebäude mit seiner Umgebung kommunizieren solle; es sende eine Botschaft aus. Doch Jahrzehnte später kann er nicht alles gutheißen, was sich am Hückelhovener Gymnasium entwickelt hat. So sei die Rotbuche im Pausenhof "einfach abgesäbelt" worden. Ein "großer, beschützender, dominanter Baum" sei aber wichtig als Bezugspunkt. Denn der Pausenhof solle lebendig und naturverbunden wirken ohne Kasernen-Atmosphäre. Auch das Hinweisschild für die Bibliothek an der Außenfassade trifft seinen Geschmack nicht: "Da lässt sich doch eine bessere Lösung finden." Unglücklich findet der Planer, inzwischen emeritierter Professor der Technischen Universität Dortmund und früherer Gastprofessor der Universität Havanna (Kuba), auch die großen, dunklen Tafeln im Eingangsbereich des Gymnasiums, das eigentlich Transparenz ausdrücken solle. Auch die "Schrebergarten-Architektur" statt einer Begrünung des Pflanztrogs stehe im Widerspruch zur Gesamtkonzeption. Er bat die Verantwortlichen, Schulleitung und Stadtverwaltung, bei Veränderungen "darüber nachzudenken, was die ursprüngliche Idee war". Seine Erfahrung: Wenn sich Schüler in ihrer Schule wohlfühlten, sie im besten Fall als ihr Zuhause oder ihr Wohnzimmer betrachteten, gebe es keinen Vandalismus.

Heute gebe es, so der Architektur-Professor, "ein anderes Bewusstsein für Licht und Helligkeit", deshalb entspreche die Qualität der Räume nicht mehr der vor 40 oder 50 Jahren. LED-Licht koste zwar nicht viel, sei aber nicht das Gleiche wie der Sonnenschein. Die zentrale Halle "Brunnenhof" hat Professor Parade, der an der TH Stuttgart sowie an der Princeton University (USA) studierte, als Treffpunkt mit der Möglichkeit für Gruppenarbeit konzipiert. Hier sei einer natürlichen Belichtung der Vorzug zu geben. Pflanzen und Wasser sorgten dafür, dass bei den Schülern weniger Aggressionen entstünden. Parade führte als weiteres Beispiel eine Gesamtschule in Wuppertal an, deren grüne Pausenhalle Ein- und Durchblicke erlaube.

(cb)
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