70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg (Teil 7) Vor 70 Jahren querten die Amerikaner die Rur

Hückelhoven · Heute jährt sich das Kriegsende in Erkelenz, und in Hückelhoven endeten die Kämpfe um den bedeutenden "Brückenkopf" in Hilfarth.

So zerstört war Hückelhoven am Ende des Zweiten Weltkriegs
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Bilder der Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs

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Am 26. Januar 1945, einem Freitag, kam auch für Hilfarth die Befreiung vom Nationalsozialismus in Sichtweite: Eine Patrouille der 9. US-Armee erreichte am Nachmittag den Südrand des Rur-Orts, nachdem sie am Morgen Brachelen hatte einnehmen können. Es dauerte allerdings noch bis Montag, 26. Februar, bis auch Hilfarth frei war. Vorausgegangen waren schwere Kämpfe um den bedeutenden "Brückenkopf" Hilfarth auf dem linken Rurufer, den 125 deutsche Soldaten verteidigen sollten.

Hilfarths Lage in einem starken, nördlich ausgeprägten Rurbogen machte den Ort zu einem natürlichen Brückenkopf in der Verteidigungslinie, zu der die Rur von der Naziführung mit Hitler persönlich an der Spitze erklärt worden war, entsprechend war das nordöstliche (rechte) Ufer ausgebaut mit Bunkern und Artilleriestellungen. Vor allem die 9. US-Armee rückte von Süden her vor, um im Rahmen der Großoperation "Queen" der Alliierten ins "Herz Deutschlands", das Ruhrgebiet, vorzudringen und dem Naziregime die entscheidende Niederlage beizubringen. Auf deutscher Seite waren mehrere Armeen von Wehrmacht und Waffen-SS beteiligt, die beim Näherrücken der Amerikaner südlich um Hilfarth herum einen Gürtel von Rur-West zu Rur-Ost von Minen, Stacheldrahthindernissen und Gräben zogen. Die Bergmannssiedlung im Süden existierte damals noch nicht.

Der Hilfarther Geschichtsautor Hans Rolfs schreibt in seinem Buch "Hilfarth in der Hauptkampflinie 'Rurfront' 1944 + 1945", dass das Hilfarther Pfarrhaus lange Gefechtsstand war, der Turm der Leonhardskirche diente "Spähern" der Wehrmacht als Ausguck. Und die Beobachtungen über die alliierten Handlungen erfolgten schriftlich. Ein Poesiealbum von "Trude Ruhrmann", in kindlicher Schrift ausgewiesen, und Blätter des pfarrlichen Rechnungsbuchs nutzten die Späher zur handschriftlichen Notation - friedliche Mittel zur Dokumentation tödlichen Kriegsgeschehens.

Behinderten der nasse Winter 1944/45 und die gleichzeitige deutsche Ardennenoffensive den Vormarsch der Alliierten, erzielte die deutsche Kriegsführung eine weitere Verzögerung um etwa zwei Wochen durch die Sprengung der Grundablassrohre des Rurtalsperrenverbunds am 10./11. Februar mit der Folge, dass der Fluss sich bis zu 300 Metern Breite ausdehnte. Den Großangriff zum Rurübergang mit der "Operation Grenade" (Granate) begannen die Amerikaner am 23. Februar auf dem Abschnitt zwischen Düren und Körrenzig mit gut vorbereiteten Aktionen einschließlich mobiler Brückenbauten.

Der Befehl zur Einnahme Hilfarths und zur Schaffung des Rurübergangs erging am Abend des 25. Februars, die Amerikaner trafen auf den Minengürtel, der sofort eine Reihe von Todesopfern und Verletzten forderte, wie aus der Geschichtsschreibung des hauptbetroffenen 134. Infanterieregiments hervorgeht (Motto: "Auch die Hölle kann uns nicht aufhalten"). Westlich von Hilfarth wurde am Morgen eine Fußbrücke über die Rur Richtung Hückelhoven geschlagen, kurz danach erreichte man die lediglich beschädigte Steinbrücke bei der Gaststätte Sodekamp, die von den Deutschen angebrachten Sprengladungen wurden unschädlich gemacht, der Vormarsch der Amerikaner ging zügig voran. Die Kämpfe in Hilfarth, teils Mann gegen Mann, forderten Tote und Verletzte, viele der deutschen Soldaten gingen in Gefangenschaft, sie waren froh, dass der Krieg für sie zu Ende war.

(isp)
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