Hückelhoven Wo die "Zwerge" die Welt entdecken

Hückelhoven · Im Juli 1987 gründeten an der Pädagogik Rudolf Steiners interessierte Eltern den Förderverein Waldorfpädagogik. Im August 1995 öffnete die Zweigruppen-Einrichtung in Millich. Ein besonderer Kindergarten feiert Zwanzigjähriges.

 Hedda Porkolab, Leiterin des Waldorfkindergartens in Millich, legt Wert auf natürliche Spielmaterialien. Vieles ist aus Holz oder gefilzt. Gern spielen die Kinder auch mit Muscheln, Kastanien, Kork oder kleinen Baumscheiben.

Hedda Porkolab, Leiterin des Waldorfkindergartens in Millich, legt Wert auf natürliche Spielmaterialien. Vieles ist aus Holz oder gefilzt. Gern spielen die Kinder auch mit Muscheln, Kastanien, Kork oder kleinen Baumscheiben.

Foto: JÜRGEN LAASER

Wer durch die massive Holztür in den Lichthof unter der kristallförmigen Pyramide tritt, erkennt gleich Besonderheiten des Waldorfkindergartens: Ein Bild der Madonna mit Kind unterstreicht die christliche Orientierung, der "Jahreszeiten-Tisch" mit Blumen und Früchten der Saison steht für kreative Beschäftigung mit naturnahen Materialien, kaum eine Wand ist rechtwinklig, die Räume sind wie Facetten eines geschliffenen Kristalls angeordnet. Die "Kristall"-Lichthaube hat dem Kindergarten indes nicht den Namen gegeben. Er geht vielmehr zurück auf das Buch "Die Pflanzenmutter", worin sich Zwerge um einen Kristall sammeln.

40 "Zwerge", davon zehn unter drei Jahre, versammeln sich jeden Morgen ab 7 Uhr, um mit sieben Erzieherinnen die Welt mit allen Sinnen zu entdecken - in der Zwergenrunde und der Zwergenwiese. Die Kleinsten ab zwei Jahre haben ihre eigenen beschützen Bereiche, das Zwergenstübchen und Zwergengärtlein, in dem je eine Erzieherin nur für sie da ist. Auch draußen haben große und kleine Zwerge ihre eigenen Sandkästen, Rutschen und Klettergeräte. Spannend ist in dem weitläufigen Gelände mit Obst-, Nuss- und Esskastanienbäumen der Garten, in dem gerade - natürlich mit den Kindern - Kartoffeln geerntet wurden. Das zweite Frühstück mit selbst gebackenen Brötchen und das von Köchin Emine Oruc aus biodynamischen Lebensmitteln frisch zubereitete vegetarische Essen gehören zu den Ritualen. Um Bewegung, Rhythmik und Musik geht es im Eurythmieraum.

Während die U3-Kinder im Stadtgebiet Hückelhoven leben, kommen die übrigen auch aus Wassenberg, Erkelenz und gar aus Saeffelen. Die Eltern bringen sich tatkräftig ein, wie Diana Matysik im Gartenkreis oder Stephanie Jüngling im Elternrat. "Wir leben von der Elternarbeit", bekräftigt Geschäftsführerin Borislava Ujic. "Die Mitarbeit überträgt sich auf die Kinder, sie machen mit und sind stolz darauf", ergänzt Leiterin Hedda Porkolab. Es gibt zwei Vorstandsvorsitzende - Anthony Robin und Ralf Barten -, die Geschäftsführerin sowie die Beisitzer Andreas Schlüter und Patrick Nießen. Sie verantworten für den eingetragenen Verein das Handeln in engem Kontakt mit den Eltern.

Eva-Maria Robin schätzt die familiäre Atmosphäre, dass Kinder spielerisch lernen ohne Leistungsdruck, dass sie erfahren, was soziales Engagement bedeutet und ein respektvoller Umgang miteinander. Die junge Mutter kennt Vorurteile der Waldorfpädagogik gegenüber, allen voran "Die können ihren Namen tanzen". Aber sie ist überzeugt von dem Konzept. "Das heißt nicht, es gibt keine Regeln und wir haben uns alle immer lieb." Klare Orientierung und christliche Werte bestimmen den Alltag. Und Stephanie Jüngling ergänzt: "Die Kinder dürfen Kind sein. Sie werden positiv bestärkt und stark gemacht fürs Leben."

(RP)
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