Hückelhoven Wo Kinder lernen, was Alltag bedeutet

Hückelhoven · Die Wohngruppe Phoenix in Kleingladbach bietet Kindern und Jugendlichen ein zweites Zuhause. Am Wochenende stellte sie sich bei ihrem Sommerfest der Öffentlichkeit vor. Dort leben zurzeit zwei Mädchen und sieben Jungen.

 Mit Fantasie und ruhiger Hand schminkte Bettina Cauli beim Sommerfest der Wohngruppe Gesichter. Leiter Markus Kietzmann (2. v. r.) und Mitarbeiterin Nicole Hollender (2. v. l.) schauten zu.

Mit Fantasie und ruhiger Hand schminkte Bettina Cauli beim Sommerfest der Wohngruppe Gesichter. Leiter Markus Kietzmann (2. v. r.) und Mitarbeiterin Nicole Hollender (2. v. l.) schauten zu.

Foto: JÜRGEN LAASER

Erziehung ist nicht leicht. Sie kann Eltern an ihre Grenzen bringen - oder sogar überfordern. In der Wohngruppe Phoenix ist das kein unbekanntes Phänomen. "Hier leben Kinder und Jugendliche, die aus diversen Gründen nicht bei ihrer Familie sein können", beschreibt Leiter Markus Kietzmann die Gruppe.

Am Samstag veranstaltete "Phoenix" ein Sommerfest mit verschiedenen Aktivitäten wie Kinderschminken. Die Wohngruppe wollte sich vorstellen und zugleich Unterstützern und Helfern Danke sagen. Das Zuhause der jungen Bewohner, ein großes Backsteinhaus in Kleingladbach, stand den Gästen für eine Besichtigung offen.

Wer dort hinzieht, hat bereits viel erlebt: Suchtprobleme der Eltern, Verwahrlosung, traumatische Erlebnisse - die Liste ist lang. Die jungen Bewohner von "Phoenix" zeigen Entwicklungs- und Verhaltensstörungen und haben je nach Herkunftsgeschichte Schwierigkeiten mit Dingen, die für andere Kinder selbstverständlich sind: zur Schule gehen, Hausaufgaben machen, anderen Menschen vertrauen oder ihnen mit Wertschätzung begegnen.

In der Wohngruppe erfahren die Kinder und Jugendlichen im Alter von acht bis 16 Jahren daher besondere Unterstützung. Das Team besteht neben dem Diplom-Sozialarbeiter Markus Kietzmann aus vier Erziehern, einer Sozialpädagogin und einer Haushaltskraft, die sich im Schichtdienst 24 Stunden am Tag um die Bewohner kümmern. "Wir wollen den Kindern ein Zuhause und ein Leben mit Strukturen bieten", beschreibt Kietzmann das Ziel. Wichtig seien neben dem regelmäßigen Schulbesuch gemeinsame Mahlzeiten und die Ruhephase, das "Silentium". Zudem übernehmen die zwei Mädchen und sieben Jungen abwechselnd Aufgaben wie den Küchendienst.

Fester Bestandteil des Konzepts von "Phoenix" ist außerdem der Austausch mit den Schulen und die Einbindung der Eltern in das Leben der Kinder. Das geschehe durch viele Gespräche und regelmäßige Familienbesuche, erklärt der Gruppenleiter. Im Schnitt wohnen die Kinder und Jugendlichen zwei Jahre in Kleingladbach. In vielen Fällen können sie später zu ihrer Familie zurückkehren.

Schwierigkeiten im Alltag der Wohngruppe gehören laut Kietzmann dazu: "Das Zusammenleben ist mit einer Großfamilie zu vergleichen. Hier ist auf jeden Fall Leben in der Bude." Die Akzeptanz in der Nachbarschaft sei jedoch groß, und bei gemeinsamen Ferienfahrten bewiesen die Kinder und Jugendlichen Zusammenhalt. Erfolgreich ist der Schwerpunkt der Tierpädagogik: "Über unseren Gruppenhund Lee können wir eine ganz andere Beziehung zu den Kindern aufbauen."

(akz)
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