Ostern Vom Suchen und Finden 16-Jährige beginnt Lehre in Männerdomäne

Hückeswagen · Franziska Förster möchte einen typischen Männerberuf erlernen. Die Suche der 16-jährigen Hückeswagenerin nach einer passenden Lehrstelle war schwierig. Als Kfz-Mechatroniker hatte sie kein Glück, jetzt wird die Hauptschülerin Zerspanungsmechanikerin.

 Franziska Förster, die zu Hause einen Rettungshubschrauber aus Lego-Technik zusammengebaut hat, wäre gerne Kfz-Mechatronikerin geworden. In ihrem Traumjob fand die 16-jährige Wiehagenerin zwar keine Lehrstelle, dafür beginnt sie aber im August eine Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin, Fachrichtung Drehautomatensysteme bei der Wipperfürther Firma Voss.

Franziska Förster, die zu Hause einen Rettungshubschrauber aus Lego-Technik zusammengebaut hat, wäre gerne Kfz-Mechatronikerin geworden. In ihrem Traumjob fand die 16-jährige Wiehagenerin zwar keine Lehrstelle, dafür beginnt sie aber im August eine Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin, Fachrichtung Drehautomatensysteme bei der Wipperfürther Firma Voss.

Foto: Hertgen, Nico

Technische Berufe sind noch immer eine Männerdomäne. Für Franziska Förster ist KfZ-Mechatronikerin dennoch der Wunschberuf. Schon früh bemerkte die Schülerin der Montanusschule, dass ihr technische und handwerkliche Dinge liegen. Während andere Mädchen sich im Schminken üben, baut Franziska aus Lego-Technik einen großen Rettungshubschrauber zusammen. Fliegen kann er jedoch nicht. "Dazu fehlt noch der Motor", sagt die Zehntklässlerin.

Bei einem Schulpraktikum in der achten Klasse schnupperte die Hückeswagenerin erstmals Werkstattluft. Zwei Wochen arbeitete Franziska Förster im Remscheider Berufsbildungszentrum (BZI) im Metall-, Elektro- und IT-Bereich. Im neunten Schuljahr entschied sich die heute 16-Jährige für ein Mechatronik-Praktikum bei der Firma Gira in Radevormwald. Ein freiwilliges Praktikum bei Klingelnberg an der Peterstraße im Sommer 2013 folgte. Danach stand der Berufswunsch fest. "Die Arbeit hat mir gut gefallen, denn handwerkliche Sachen machen mir Spaß", sagt die Wiehagenerin.

Insgesamt 15 Bewerbungen hatte sie an die Firmen im Umland geschickt. Danach folgten die Einstellungstests. "Manchmal auch zwei in einer Woche"" schilderte sie den Bewerbungsmarathon. So richtig vorbereiten könne man sich darauf nicht. "Beim ersten Test ist man nervös und macht Fehler, die man sonst nicht machen würde. Man kann auch nicht dafür lernen, weil man nie weiß, was kommt", berichtet die Schülerin.

Der längste Einstellungstest dauerte vier Stunden, bei dem unter anderem abstrakte Körper berechnet und eine Deutschlandkarte mit Bundesländern und Hauptstädten gezeichnet werden musste. Auch war viel logisches Denken gefordert. Von Absagen ließ sich Franziska Förster nicht entmutigen. Zum Ende des vergangenen Jahres trudelten dann die ersten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen ein. Letztlich hat sich die ganze Aufregung gelohnt: Zwar wurde es nichts mit einer Ausbildung zur Mechatronikerin, dafür beginnt sie aber am 18. August eine Lehre als Zerspanungsmechanikerin, Fachrichtung Drehautomatensysteme bei der Firma Voss in Wipperfürth. Darüber freuen sich auch alle übrigen Familienmitglieder, die ebenfalls in technischen Berufen arbeiten.

Dass es mit dem Mechatroniker nicht geklappt hat, hatte mehrere Gründe: Einige Firmen bilden den Beruf nicht mehr aus, wie die Hückeswagenerin erfahren hat. Andere sind offensichtlich nicht auf weibliche Bewerber eingestellt. So jedenfalls deutet die Schülerin den Satz in einem Absage-Schreiben: "Ihr Profil hat nicht ins Schema gepasst."

Die Lehrstelle bei Voss hat noch einen weiteren Vorteil: Franziska Förster wird eine duale Ausbildung beginnen und am Berufskolleg Hückeswagen nach drei Jahren zusätzlich das Abitur machen.

Nach den Osterferien beginnen an der Hauptschule die Abschlussprüfungen der Zehntklässler. Daher ist jetzt für die 16-Jährige Lernen angesagt, denn für die duale Ausbildung benötigt sie die Fachoberschulreife. "Bisher sieht es aber ganz gut aus", versichert Franziska Förster.

Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche blickt die Wiehagenerin entspannt in die Zukunft, auch wenn sie in wenigen Wochen Abschied von der Schule nehmen muss. "Man möchte ja auch irgendwann Geld verdienen und auf eigenen Beinen stehen", stellt Franziska Förster klar.

(heka)
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