Hückeswagen 40 Jahre Hilfe zur sozialen Integration in Scheideweg

Hückeswagen · Besuche im Gefängnis, Familienanschluss für Haftentlassene, marktwirtschaftlich orientierte Betriebe, Freizeitaktivitäten und weltweites Engagement in christlicher Mission - so vielseitig gestaltet sich das Angebot der Gefährdetenhilfe in Scheideweg. "Die Gefährdetenhilfe hat seit dem Start vor 40 Jahren eine große Lernkurve hinter sich", sagte Jörg Hübner im Sozialausschuss über die Entwicklung des Vereins.

Seit fünf Jahren ist der gelernte Kaufmann aus der Automobilindustrie Geschäftsführer der Gefährdetenhilfe und versucht, kaufmännisches und soziales Denken unter einen Hut zu bekommen. Als vor 40 Jahren begonnen wurde, Wohngemeinschaften mit ehemaligen Straftätern zu gründen, stieß dass bei den Nachbarn nicht unbedingt auf Gegenliebe. "Damals hatten die Hückeswagener Bürger noch Manschetten davor", berichtete Hübner. In all den Jahren sei es jedoch nie zu Übergriffen gekommen.

Seit drei Jahren vermittelt die Gefährdetenhilfe auch professionelle Ansprechpartner bei Suchtproblemen, seit 2008 gibt es eine kostenlose Schuldenberatung am Brunnenweg. "Wir haben mehr Anfragen, als angenommen werden können", berichtete Hübner. Vier eigene Vertriebe bieten sechs Ausbildungsstellen: Pflanzenpark, Café, Geschenkeladen und Gartenbau. Gut angenommen wird auch die Jugendarbeit im Haus am Brunnenweg. "Hier kommen fünf bis zehn Kinder regelmäßig zum Teens-Treff und bis zu 15 Kinder zum Kidsclub", sagte Hübner. Entstanden sind vier Freizeitgruppen, darunter Kindersport montags um 17 Uhr in der Montanusschule, für den auch ein Shuttle-Service angeboten wird. Der Sportplatz in Oberdorp ist frei zugänglich und wird verstärkt auch von Asylbewerbern genutzt. Hier wird Basketball und Fußball gespielt.

Montags um 19 Uhr treffen sich Volleyball-Spieler in der Realschul-Turnhalle, sowie um 20 Uhr Erwachsene zum Fußballspielen auf dem Sportplatz. Der größte Teil der Vereinsarbeit besteht jedoch aus den Gefängnisbesuchen, die es seit 1972 gibt. Dabei sind 20 Kontaktgruppen in 15 Gefängnissen mit mehr als 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern aktiv. Ein hauptamtlicher Mitarbeiter koordiniert die Besuche mit den Justizvollzugsanstalten. Angeboten werden Gottesdienste, Gesprächsgruppen sowie Sport- und Musikveranstaltungen.

Die Mitglieder des Sozialausschusses interessierten sich zudem für die Rückfallquote ehemaliger Häftlinge. "Darüber gibt es keine Statistik", sagte Hübner. Geschätzt würden bei sechs Neuaufnahmen im Jahr drei Haftentlassene den Kontakt zur Gefährdetenhilfe abbrechen. "Unter denen, die ein Jahr geblieben sind, gibt es keine Rückfälle", sagte der Geschäftsführer.

(heka)
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