Rückblende 850-Jahr-Feier als Großveranstaltung der Nazis

Hückeswagen · HÜCKESWAGEN (rt) Zwei Jahre nach der Machtergreifung der NSDAP musste auch für Hückeswagen ein Großereignis installiert werden, das dem neuen Regime entsprach. Alles bisher Dagewesene sollte an Glanz und Gloria übertroffen werden. Da passte die Rückbesinnung auf eine erste örtliche urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1085, in der von der Schenkung Hückeswagens durch das nicht nachgewiesene Grafenkind Svanhildis, inzwischen Fürstäbtissin, an ihr Hohes Damenstift zu Essen die Rede ist. Eine noch ältere Urkunde, mit 1005 datiert, war nicht mehr auffindbar und ist bis heute verschwunden.

HÜCKESWAGEN (rt) Zwei Jahre nach der Machtergreifung der NSDAP musste auch für Hückeswagen ein Großereignis installiert werden, das dem neuen Regime entsprach. Alles bisher Dagewesene sollte an Glanz und Gloria übertroffen werden. Da passte die Rückbesinnung auf eine erste örtliche urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1085, in der von der Schenkung Hückeswagens durch das nicht nachgewiesene Grafenkind Svanhildis, inzwischen Fürstäbtissin, an ihr Hohes Damenstift zu Essen die Rede ist. Eine noch ältere Urkunde, mit 1005 datiert, war nicht mehr auffindbar und ist bis heute verschwunden.

Eine 850-Jahr-Feier für Hückeswagen stand an. Das musste mit allem, was aufzubringen war, gefeiert werden. Das "Neue Deutschland" unter seinem Führer musste unter allen Umständen Pate stehen. Hauptorganisator für das Riesenfest vom 13. bis 15. Juli 1935 war der damals angesehene Geschichtsforscher Wilhelm Blankertz. Mit seinem Team um NS-Bürgermeister Albert Gimbel brachte er Wochen vorher die Vorbereitungen auf einen dem Zeitgeist angepassten Nenner.

Auszüge aus der Festfolge sollen an das mit Riesenaufwand organisierte Fest erinnern. Nach der Eröffnung einer Ausstellung mit Hagenkötter-Gemälden am 13. Juli läuteten um 17 Uhr alle Kirchenglocken, während sich ein Marsch der NSDAP-Formationen mit Militärmusik voraus durch die Stadt aufstellte. Der erste Tag klang mit einem Fackelzug von SA, SS und HJ und einem Feuerwerk mit bengalischer Schlossbeleuchtung aus.

Der 14. Juli begann mit der "Heldenehrung" auf dem Friedhof. Dann kam eine "Festweihe" im Hofgarten mit Versammlung der SA und politischer Organisationen aus dem oberen Bergischen Land. Mit 19 Gruppen, unter anderem mit nach heutiger Auffassung verfälschter Ortsgeschichte, bewegte sich nachmittags ein großer Festzug. Abends stand ein Ball im "Hofgarten" an.

Am 15. Juli fand die Uraufführung des Blankertz-Stück "Ewig liebe Heimat" zu Ehren der "aus aller Welt zusammengeströmten alten Hückeswagener" statt. Nach Platzkonzerten der Militärkapelle und der Hückeswagener NS-Kapelle gab es dann noch einmal ein Treffen der aus Anlass des Festes in der Stadt anwesenden Gäste. Die Stadt war für diesen Anlass im Sinne des Regimes mit hunderten von Hakenkreuzfahnen und Ehrenpforten mit Reichsadlern geschmückt. Kostenaufstellungen tauchten nirgends auf, auch alte Haushaltspläne geben keine Auskunft. Von den "braunen" Feierlichkeiten wurden Filme gedreht; im Stadtarchiv liegen reichlich Fotodokumentationen vor.

(rt)
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