Rückblende Hückeswagen Vor 80 Jahren Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins entsteht

Hückeswagen · Es ist ein Phänomen in der Geschichtsschreibung über Vereine in Deutschland und war oft eine der ersten Fragen von Neumitgliedern: Warum gibt es außerhalb des Sauerlands eigentlich Abteilungen des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV)? Dem Mitbegründer des Vereins, Forstrat Ernst Ehmsen aus Arnsberg, gelang es auf Dienstreisen ab 1890 in kurzer Zeit, wichtige Persönlichkeiten aus anderen Städten zu einer Abteilungsgründung zu bewegen. Schon damals stand der Fremdenverkehr im Zentrum des Interesses der Aktiven, heute würde das wohl Struktur- und Tourismusförderung genannt. Schnell verbreitete sich diese Idee, die auch das Anlegen und die Pflege von Wanderwegen oder die Ortsbildpflege enthielt, und es gelang sogar SGV-Ableger in Berlin und Warschau zu gründen.

1891 gab es bereits 44 Abteilungen, trotzdem sollte es zu einer Gründung in Hückeswagen noch bis zum 18. April 1938 dauern. Diese und auch andere Gründungen jener Zeit gingen jedoch auf Kosten der Naturfreunde, der großen Wanderbewegung der Arbeiter, die den Sozialisten nahestand. Diesen Strukturen wollten die Nationalsozialisten etwas entgegensetzen, was ihnen nach der Machtübernahme Hitlers und der Gleichschaltung der Vereine ungleich leichter fiel.

In Hückeswagen hatten die Naturfreunde zunächst eine Hütte, später ein Haus, auf der sogenannten Himmelswiese im idyllischen Wiebachtal (heute Staugebiet der Wupper-Talsperre). Kurzerhand zerschlugen 1933 Nazischergen die Inneneinrichtung. Fünf Jahre später trieb in Hückeswagen der NSDAP-Gefolgsmann und von den Machthabern eingesetzte Bürgermeister Albert Gimbel die Pläne für die Gründung einer SGV-Abteilung voran und lud für den 28. April 1938 zur ersten Versammlung ein. In den Chroniken und den sich darauf berufenden Texten und Jubiläumsankündigungen wird immer der 28. März 1938 angegeben, was jedoch auf eine missverständliche Notiz der Gründer im Protokollbuch zurückzuführen ist. Im Übrigen wurde das Vereinshaus im Wiebachtal ebenfalls vom SGV übernommen. Gründungsmitglieder des SGV Hückeswagen waren Menschen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, unter anderen der Sparkassendirektor Otto Schmitz, Hugo Stöcker, Hermann Heupel, Carl von Polheim, Eduard Schoppmann und Rektor Emil Stosberg. Den Aktiven vor Ort ging es in erster Linie, soweit es die Protokolle und Berichte erkennen lassen, um das Erleben der Natur, die Pflege des Ortsbilds und die Schaffung einer Infrastruktur zum Wandern. Erster Vorsitzender wurde Walter Kruse, prägend war danach vor allen Arnold Schmitz, der ab 1946 genau 30 Jahre den Verein führte.

Bis zur Auflösung der Abteilung am 31. Dezember 2012 wurde das Mitgliedsbuch akribisch geführt, zuletzt von Helga Bonell. Der Nachlass mit vielen Dokumenten aus den ersten Jahren ist mittlerweile gesichert und wird zurzeit geordnet und später dem Stadtarchiv Hückeswagen übergeben.

NORBERT BANGERT

(RP)
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