Hückeswagen Ärger um die Bestattungskosten

Hückeswagen · Vor dreieinhalb Wochen ist die Mutter von Ralf Eversberg gestorben. Danach erlebte die Familie bei der Organisation der Beerdigung eine Irrfahrt: Keine Kirchengemeinde fühlte sich zuständig, am Ende wurde es dann sogar richtig teuer.

 Nach den Ärgernissen im Vorfeld konnte Ralf Eversberg seine Mutter schließlich Ende Dezember auf dem Friedhof Am Kamp beerdigen.

Nach den Ärgernissen im Vorfeld konnte Ralf Eversberg seine Mutter schließlich Ende Dezember auf dem Friedhof Am Kamp beerdigen.

Foto: jkö (Archiv)

Zwei Städte, zwei Kirchengemeinden, eine Beerdigung - und keiner, der sich zuständig fühlt: Das ist die Geschichte von Ralf Eversberg und seiner Familie in der Kurzversion. Als am 19. Dezember die Mutter des Hückeswageners in einem Heim in Wipperfürth starb, begann eine Irrfahrt für die Familie, an deren Ende nun hohe Gebühren und große Enttäuschung stehen. Eversberg will aus der Evangelischen Kirche austreten, die Suche nach einem Schuldigen wirft derweil viele Fragen auf.

"Angefangen hat alles damit, dass ich nach dem Tod meiner Mutter erfahren habe, dass sie seit ihrem Umzug in das Pflegeheim nicht mehr Mitglied der Evangelischen Gemeinde in Hückeswagen ist", berichtet Eversberg. Dabei sei seine Mutter quasi Ur-Bürgerin der Schloss-Stadt gewesen, habe die meiste Zeit ihres Lebens dort verbracht und hatte sogar noch zu Lebzeiten die Pacht für das Familiengrab auf dem Friedhof verlängert, um eines Tages dort selbst die letzte Ruhe zu finden. Tatsächlich aber wechselte mit dem Umzug in die Nachbarstadt auch die für Mutter Eversberg und ihre Seelsorge zuständige Gemeinde. "Das geschieht automatisch beim Ummelden", sagt Pfarrer Reimund Lenth, Vorsitzender des Presbyteriums. Benachrichtigt werde man darüber in der Regel nicht.

Genau das aber ärgert Ralf Eversberg: "Ich hätte sehr gerne gewusst, dass meine Mutter nicht mehr als Hückeswagener Gemeindemitglied gilt. Dann wäre ich nicht so überrascht worden", sagt er und ist überzeugt, dass er dann vielleicht auch nicht so viel Ärger bei der Organisation von Trauerfeier und Beerdigung gehabt hätte.

Formrichtig wendete sich das Bestattungsunternehmen in der Folge an die evangelische Gemeinde Wipperfürth mit der Bitte, am 23. Dezember eine Trauerfeier auszurichten. "Nach einem Tag kam dann ein Rückruf, dass das wegen der Weihnachtsvorbereitungen nicht möglich und außerdem ein Pfarrer im Urlaub sei", sagt Eversberg. Er wendete sich deshalb an die Hückeswagener Gemeinde - und erhielt von einem Pfarrer eine Absage, von den beiden anderen gab es keine Rückmeldung.

Das kann Lenth so nicht bestätigen: "Ich habe keinen Anruf oder eine Benachrichtigung von Herrn Eversberg erhalten", sagt er. Wohl aber wundere er sich über die Kollegen in Wipperfürth: Beim Wunsch einer Bestattung in einer anderen Gemeinde oder bei Terminschwierigkeiten seien diese nämlich verpflichtet, für Ersatz zu sorgen und mit anderen Pfarrern in Kontakt zu treten. In Wipperfürth will man sich derweil gegenüber unserer Redaktion nicht zu dem Thema äußern.

Der Ärger für Eversberg ging aber noch weiter: Weil seine Mutter auf dem Papier keine Hückeswagenerin mehr war, musste er auch für die Trauerfeier im Kolumbarium etwa 150 Euro Miete zahlen. Hinzukamen 360 Euro für einen auswärtigen Pfarrer. "Als ich im Pfarrbüro angerufen habe, hat man außerdem nur schnippisch zu mir gesagt: ,Die ist ja schließlich weggezogen'." Der Umzug seiner Mutter vor drei Jahren sei allerdings alles andere als freiwillig gewesen: Die an Demenz leidende Frau bekam in Hückeswagen keinen Platz im Pflegeheim, musste daher in eins in der Nachbarstadt ziehen.

Den Tonfall am Telefon kann auch Reimund Lenth nicht nachvollziehen: "Gerade wenn jemand trauert, versuchen wir, immer sehr sensibel mit demjenigen zu sprechen", versichert er. Dass Eversberg für das Kolumbarium zahlen musste, habe den einfachen Grund gehabt, dass seine Mutter eben nicht mehr Gemeindemitglied gewesen sei. Das Kolumbarium erzeuge aber immer Kosten, weil es sich selbst tragen müsse. "Einzig unseren Mitgliedern erstatten wir die Kosten. Wenn ein Pfarrer von uns die Beerdigung durchgeführt hätte, hätte man da aber sicher drüber reden können."

Bloß, dass Eversberg laut eigener Aussage ja keinen Pfarrer erreichen konnte. Bei ihm überwiegt die Enttäuschung über die mangelnde Kommunikation beim Gemeindewechsel und die Probleme bei der Organisation. "Ich werde deshalb aus der Kirche austreten", sagt er.

(lai)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort