Hückeswagen Anwalt findet Aussage von Nachbarn unglaubwürdig

Hückeswagen · Im Mordprozess gegen einen Spanier, der in Hämmern seinen Nebenbuhler fast getötet haben soll, wurden jetzt Zeugen gehört.

Wie jeden Morgen wollte eine Zeugin (41) am 21. Mai 2014, gegen 6 Uhr, mit ihren beiden Hunden spazieren gehen. Doch dann folgte der Schock: Nichtsahnend stieß sie vor der Tür des Mehrfamilienhauses plötzlich auf ihren schwer verletzten Nachbarn (33). Sie habe ihn namentlich angesprochen und gefragt: "Was ist passiert? Was hast du gemacht?" Danach erst habe sie das Blut an den Händen und am Oberkörper gesehen und nach ihrem Mann gerufen.

In dem Prozess vor der 11. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht ist jetzt ein 40-jähriger Spanier wegen versuchten Mordes angeklagt. Er soll einen Pferdewirt auf einem Hof in Arnsberg nahe der Stadtgrenze zu Hückeswagen-Altenholte am 20. Mai 2014 gegen 21.30 Uhr mit einer vorgetäuschten Autopanne aus dessen Wohnung gelockt, niedergeschlagen und mit einem Messer auf ihn eingestochen haben. Hierzu soll der 40-Jährige mit einem geliehenen Citroën C4 aus Spanien ins Bergische Land gefahren sein.

Problematisch für die Staatsanwaltschaft an dem Fall ist allerdings, dass das Opfer keine Erinnerung an die Tat hat. An einem früheren Verhandlungstag hatte das Opfer den Angeklagten aber eindeutig als den Mann identifiziert, der vor seiner Haustüre stand und Hilfe wegen einer Autopanne suchte.

Auch der 40-jährige Ehemann der Zeugin, der mit dem Opfer zusammenarbeitet und ein gutes, aber "kein freundschaftliches Verhältnis" mit ihm pflegte, sagte vor dem Landgericht aus. Als er seine Frau an dem Morgen habe schreien hören, sei er direkt nach draußen gelaufen und habe seinen Nachbarn liegen gesehen. "Ich habe gefühlt und festgestellt: Er war sehr kalt und grau im Gesicht", sagte er aus. Dann habe er die Wunde am Hinterkopf bemerkt und die Rettung gerufen.

Der Verteidiger des Angeklagten hielt dem Zeugen dessen Aussage bei der Polizei vor, derzufolge er das Opfer noch um 23 Uhr gehört habe. Doch das wollte der Zeuge vor Gericht nicht bestätigen.

Unglaubwürdig fand der Anwalt auch, dass der ältere der beiden Hunde des Zeugen nicht wie üblich angeschlagen habe, als ein Fremder am Abend im Haus war. Der Zeuge aus Wipperfürth erwiderte, der Hund sei mittlerweile zwölf Jahre alt und schwerhörig. Das kommentierte der Staatsanwalt trocken mit der Bemerkung: "Zwölf mal sieben ergibt die Hundejahre, und das ist wirklich alt."

(RP)
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