Hückeswagen Anwohner wehren sich gegen die Raser

Hückeswagen · Die Landstraße 101 führt in Dreibäumen durch eine geschlossene Ortschaft. Hier gilt Tempo 50. Doch daran halten sich viele Verkehrsteilnehmer nicht. Die Anwohner wehren sich seit Jahren und fordern Maßnahmen. Bislang ohne Erfolg.

 Gerade am Wochenende eine fast schon alltägliche Situation an der L 101 in Dreibäumen: Autos rasen durch die geschlossene Ortschaft. Die Eltern haben Angst um ihre Kinder.

Gerade am Wochenende eine fast schon alltägliche Situation an der L 101 in Dreibäumen: Autos rasen durch die geschlossene Ortschaft. Die Eltern haben Angst um ihre Kinder.

Foto: lena hogekamp

Auf den ersten Blick wohnen die Menschen in Dreibäumen zwischen Hückeswagen und Wermelskirchen traumhaft schön - ländlich, mit Weitblick über die hügelige Landschaft. Aber die Idylle trügt. An Wochenenden und bei schönem Wetter wird die Landstraße zur Rennstrecke. Viele halten sich nicht an das Tempolimit 50 in der geschlossenen Ortschaft nahe des Golfplatzes. Außerdem müssen die Anwohner den Lärm aufheulender Motoren ertragen. Mehrere schwere Unfälle teils mit tödlichem Ausgang sind vor dem Ortseingang zwischen Scheideweg und Dreibäumen schon passiert. Die Anwohner sind verzweifelt, weil sie sich um ihre und die Sicherheit ihrer Kinder sorgen. Kürzlich griff ein Anwohner zur Selbsthilfe, die aber keine Dauerlösung darstellt. "Das Problem, dass wir hier einen Brennpunkt haben, ist bekannt. Immer wieder haben wir Maßnahmen gegen die Raserei gefordert. Nichts geschieht", kritisiert Anwohner Peter Erlhagen die Untätigkeit der Behörden. Er und seine Nachbarn haben daher ein kleine Initiative gegründet, um mehr Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. "Besonders an schönen Wochenenden geht es hier ab 9 Uhr extrem zu", sagt Erlhagen. Er ist Vater eines zweieinhalbjährigen Kindes, auf das er und seine Frau wie die anderen jungen Eltern am Rand der Rennstrecke extrem aufpassen müssen. Es werde auch oft innerhalb der Ortschaft überholt, dadurch Radfahrer gefährdet.

Und so sah die Selbsthilfe an einem Ausflugs-Wochenende aus: Peter Erlhagen postierte einen Wagen an den Rand der Landstraße, so dass die Fahrspur teils blockiert und ein Begegnungsverkehr kaum mehr möglich war. An dem Wagen hatte er ein Schild angebracht: "Bitte langsam fahren. Vorsicht spielende Kinder!" Diese Aktion zeigte Wirkung: Die Fahrer bremsten ab - teils hielten sie sogar an, um entgegenkommende Autos passieren zu lassen. An dieser Stelle wurde das Tempo herausgenommen.

An eine Langzeitwirkung glaubt die Anwohner-Initiative nicht. Sie wünscht wirksamere Maßnahmen - Tempomessungen, Blitzer oder ein Tempo-Display. Vorschläge, die auch Astrid Lorenz bereits im September 2016 vorgetragen hatte. "Die Angst ist da, denn hier wird gerast. Das ist kritisch", sagte sie damals der BM. Immer wenn sie ein Bremsgeräusch höre, zucke sie zusammen. "Da steht man ständig unter Strom", sagte sie. Vor allem an der Kneipe, wo sich auch die Bushaltestelle Richtung Wermelskirchen befindet, sei der Bürgersteig besonders schmal - "und hier müssen die Kinder, vom Erstklässler bis zum Abiturienten, drei Richtungen im Blick haben", sagte die besorgte Mutter. Geändert hat sich an der prekären Situation bis heute nichts. Immerhin 30 Häuser und 100 Einwohner (darunter 20 Kinder) zählt Dreibäumen, das bis zur Einmündung zur L 80 zu Hückeswagen zählt und jenseits davon zu Wermelskirchen. Erlhagen suchte jetzt das Gespräch mit dem Hückeswagener Bürgermeister Dietmar Persian. Ihn bewege es schon, wenn die Anwohner betroffen sind, und er könne die Sorgen auch gut nachvollziehen. "Die L 101 ist eine Landstraße, die durch eine geschlossene Ortschaft führt. Deshalb gilt dort Tempo 50", sagte er. Eine weitere Temporeduzierung komme nicht in Frage. Den Vorschlag der Anwohner, eine Blitzanlage zu installieren, müsse man gut abwägen. "Ich werde das mit dem Kreis besprechen, kann zu Erfolgsaussichten aber nichts sagen", sagte Persian.

Hückeswagen: Anwohner wehren sich gegen die Raser
Foto: Moll Jürgen

Die Aktion mit dem Auto am Straßenrand fand er gut. "Die Anwohner haben das Recht, dort ihre Fahrzeuge zu parken, die als natürliche Verkehrsbehinderung fungieren. Ein einfaches und wirkungsvolles Mittel", sagte der Bürgermeister. Die Problematik in Dreibäumen bestünde darin, dass es sich auf diesem Teilstück der L 101 um ein relativ gerades Stück handele, das zum Schnellfahren verleite. "Polizei und Verkehrsbehörde werden dort auch in Zukunft häufiger kontrollieren, aber es muss jedem klar sein, dass es Regeln gibt. Da ist es keine Entschuldigung, wenn jemand behauptet, er habe vergessen, dass in einer geschlossenen Ortschaft Tempo 50 gilt", sagte Persian.

(RP)
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