Hückeswagen Asylbewerber schreiben ein Kochbuch

Hückeswagen · Die Landfrauen machten vor, wie erfolgreich selbst geschriebene und liebevoll zusammengestellte Kochbücher sein können. Die Kochgruppe, die sich mittwochs in der Lehrküche der Erich-Kästner-Schule trifft, arbeitet derzeit ebenfalls an einem Kochbuch der besonderen Art: Hier schreiben Asylbewerber Rezepte zu Gerichten aus ihren Heimatländern.

 Marianne Fiebig (l.) hilft Meles Abraha beim Schreiben seines Rezeptes. Das Kochbuch soll etwa 40 Rezepte beinhalten.

Marianne Fiebig (l.) hilft Meles Abraha beim Schreiben seines Rezeptes. Das Kochbuch soll etwa 40 Rezepte beinhalten.

Foto: nico hertgen

Die Idee für die ungewöhnliche und interessante Aufgabe hatte die Ehrenamtlerin Marianne Fiebig. Mit Unterstützung der Ehrenamtsinitiative "Weitblick" und der Diakonie wird in den Schulferien freitags in den Räumen der Stadtbibliothek an dem internationalen Werk gearbeitet. Zu den Rezepten zählen Couscous mit Lamm und Gemüse aus Tunesien, eine Nuss-Blätterteig-Pastete "Baklawa" sowie Pfannkuchen-Rezepte aus aller Welt. "Pfannkuchen kennt man überall mit unterschiedlichen Zutaten wie beispielsweise Kichererbsenmehl", erzählt Marianne Fiebig.

Konzentriert sitzen die Asylbewerber an den Privat-Computern und tippen die Rezepte in deutscher Sprache ein. Zur Seite stehen ihnen Ehrenamtler und Flüchtlingspaten, wie Claudia Pille. Für eines der ersten Rezepte der Kochgruppe, eine Thunfisch-Pizza, hat die Patin alle Zutaten mit Bildern versehen. Gemeinsam wurde der deutsche Name hinzugefügt. "Wir erklären noch einige Wörter, die nicht verstanden werden. Aber das Selber-Tippen klappt schon gut und macht ihnen auch Spaß", sagt Claudia Pille.

Mehrere Asylbewerber aus Eritrea arbeiten an einem Rezept aus ihrer Heimat. Nur wie der Name des Gerichts heißt und wie man ihn übersetzen kann, da sind sich Meles Abraha und Fiori Tsegay nicht ganz sicher. Bayar Dejidmaa schreibt an dem russischen Gericht "Tschebureki" mit Hackfleischfüllung. Die 46-Jährige kam vor 14 Monaten allein aus der Mongolei nach Deutschland und hat die neue Sprache schon gut gelernt. "Man muss sich jeden Tag damit beschäftigen", sagt die Asylbewerberin.

In ihrer Heimat herrschten noch viel Diktatur und politische Probleme, daher sei sie auf der Suche nach einem freien und glücklichen Leben geflüchtet. Hückeswagen gefällt der gelernten Krankenschwester gut, auch wenn sie noch keine Arbeitserlaubnis hat und mit mehreren anderen Flüchtlingen in einer Wohnung leben muss. Das Kochen und die Arbeit am Kochbuch machen ihr Freude. "Ich bin eine Frau", gibt sie als Grund an und lacht.

Ab Schulbeginn sollen die neu hinzugekommenen Rezepte in der Schulküche nachgekocht werden. Zutaten und Gewürze findet Marianne Fiebig meistens im russischen Lebensmittelgeschäft "Smak" im Goethetal oder in einem Geschäft mit internationalen Gewürzen in Wipperfürth. 40 Rezepte sind für das Kochbuch geplant. Zum Weihnachtsmarkt "Hüttenzauber" sollen die Bücher verkauft werden. Die Kochbuch-Autoren werden selbst ihr Gemeinschaftswerk an den Mann oder die Frau bringen. "Die Einnahmen kommen 'Weitblick' und damit neuen Hilfsbedürftigen zugute", sagt Fiebig.

Das Anliegen der Initiatoren ist es, den Asylbewerbern das Einleben in der Schloss-Stadt zu erleichtern und ihnen zum Sprachkursus die Möglichkeit zu geben, Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Das Kochbuch als gemeinsames Ziel ist die beste Motivation.

Für den Druck der ersten Auflage von 100 Exemplaren werden noch Sponsoren gesucht. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich bei den Weitblick-Standortlotsinnen Margareta Coenen und Brigitte Vandenherz-Siebel (Tel. 3421) melden.

(heka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort