Hückeswagen/Oberberg Beide Awo-Kindergärten sind in Gefahr

Hückeswagen/Oberberg · Die Gehaltssteigerungen für Erzieher, die Verdi im September erstritt, kommt der Arbeiterwohlfahrt (Awo) teuer zu stehen. Jetzt ist die Rückgabe von Einrichtungen im Gespräch. In Hückeswagen unterhält sie zwei Kindergärten.

 Die Arbeiterwohlfahrt betreibt in Hückeswagen zwei Familienzentren: den Margarete-Starrmann-Kindergarten auf dem Dierl (Foto) und den Johanna-Heymann-Kindergarten auf Wiehagen. Aber wird er sie auch weiterführen?

Die Arbeiterwohlfahrt betreibt in Hückeswagen zwei Familienzentren: den Margarete-Starrmann-Kindergarten auf dem Dierl (Foto) und den Johanna-Heymann-Kindergarten auf Wiehagen. Aber wird er sie auch weiterführen?

Foto: hdö (Archiv)

Auch wenn der Kinderlärm und das Lachen der Knirpse in den beiden Awo-Familienzentren auf dem Dierl und auf Wiehagen genauso gut zu hören sind, wie seit jeher, hat sich die Stimmung in beiden Kindergärten doch verschlechtert. "Es ist bedrückend", sagt Bernd Block, Leiter des Margarete-Starrmann-Kindergartens von der Montanusstraße, auf Anfrage unserer Redaktion. Im Johanna-Heymann-Kindergarten von der Blumenstraße sieht's nicht viel besser, wie dessen Leiterin Birgit Humpert versichert.

Der Grund: Die Awo muss im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischen Kreis einen Teil ihrer Kindertagesstätten und/oder Offenen Ganztagsschulen abstoßen. Welche Standorte konkret wackeln, will sie noch nicht sagen. Erste Gespräche sollen in dieser Woche mit den zuständigen Jugendämtern geführt werden. Das teilten die Awo-Geschäftsführerin Martina Gilles und die Kreis- und Bezirksvorsitzende Beate Ruland mit.

Hintergrund sind die jüngsten Tarifabschlüsse im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Die Awo Rhein-Oberberg entlohnt ihre Angestellten in Kitas und Offenen Ganztagsschulen - anders als alle anderen großen nicht-kommunalen Träger - nach dem kommunalen Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD). Im medienwirksamen Arbeitskampf erstritt die Gewerkschaft Verdi im September für die Erzieher deutliche Gehaltssteigerungen. Prinzipiell werden diese von der Awo begrüßt, nur: "Unseren Verband bringt das als Träger von 52 Kitas in äußerste finanzielle Bedrängnis", stellt Beate Ruland klar.

Bernd Block, Leiter des Margarete-Starrmann-Kindergartens vom Dierl, beschreibt das Dilemma: "Die gute Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher muss belohnt werden." Zumal sich in der Erziehungsarbeit in den vergangenen Jahren viel getan habe etwa mit Dokumentationen und Entwicklungsbeobachtungen. Das bedeute aber auch, dass die Kosten bei den Trägern zunähmen. Daher reicht es laut Block nicht, wenn das Land nur eine pauschale Erhöhung der jährlichen Zuweisungen um 1,5 Prozent entrichte. "Die Kosten der Einrichtungen sind deutlich höher; hier klafft die Schere immer weiter auseinander", betont Block.

Wenn jetzt die Gespräche mit den Jugendämtern anstehen, hofft er nicht nur darauf, dass nicht nur die beiden Hückeswagener Kindergärten von einer Schließung verschont bleiben, "sondern dass sie für alle 52 Einrichtungen abgewendet werden kann".

Alle Beschäftigten der beiden Hückeswagener Familienzentren würden auf die von Verdi durchgesetzt Gehaltserhöhung verzichten, macht Block deutlich. "Solidarität ist einer der Awo-Leitsätze. Das muss auch für den Verband gelten, wenn es um seine Existenz geht." Schließlich sei die Awo ein "sehr guter Arbeitgeber, der sich immer um uns gekümmert hat".

Das sieht auch Birgit Humpert so. Die Leiterin des Johanna-Heymann-Kindergartens hofft, dass genügend Kolleginnen und Kollegenmitziehen werden, so dass über einen Gehaltverzicht alle Awo-Einrichtungen erhalten bleiben können. "Wir müssen jetzt erst einmal die Betriebsversammlung von Donnerstag abwarten", sagt sie.

Auch Birgit Humpert sieht ganz klar das Land in der Pflicht: Bis 2008 wurden die Kosten spitz abgerechnet, so dass die freien Träger wie die Awo ihre Kosten zu 100 Prozent decken konnten. Dahin würde sie gerne wieder zurück. Ansonsten, befürchtet sie, würde auf Kosten der Kinder und Erzieherinnen alles zunichtegemacht werden, "was wir in vielen Jahren am Ort geschaffen haben".

Birgit Humpert unterstreicht: "Die Awo war immer ein guter Träger. Und der darf jetzt nicht bestraft werden, weil er einen guten Tarif bezahlt."

(RP)
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