Hückeswagen Beim Tanzen in den 50ern hat's gefunkt

Hückeswagen · Grete und Heinz Behfeld feiern heute, Donnerstag, das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit. Durch den Beruf als Hochleitungsmonteur stand der Jubilar fast das halbe Leben unter Strom. Heute lässt es das Paar eher ruhig angehen.

 In jungen Jahren ging es oft zum Tanzen. Für die Zukunft wünschen sich Grete und Heinz Behfeld hingegen vor allem Gesundheit. Auf Urlaube und große Feiern verzichten die Jubilare mittlerweile, weil alles doch etwas schwerer fällt.

In jungen Jahren ging es oft zum Tanzen. Für die Zukunft wünschen sich Grete und Heinz Behfeld hingegen vor allem Gesundheit. Auf Urlaube und große Feiern verzichten die Jubilare mittlerweile, weil alles doch etwas schwerer fällt.

Foto: J. moll

Auf eine große Feier verzichtet das Ehepaar Behfeld vom Finkenweg, das heute, Donnerstag, seit 60 Jahren verheiratet ist. Am 10. August 1957 standen Grete Klante und Heinz Behfeld vor dem Standesbeamten in Hückeswagen und gaben sich das Ja-Wort. Die kirchliche Trauung in der Pauluskirche folgte erst ein halbes Jahr später. "Früher hat man alles gefeiert, aber heute ist das nicht mehr so", sagt Heinz Behfeld.

Der 86-Jährige genießt die gemeinsame Zeit mit seiner Frau Grete (80) in ihrem 1962/63 gebauten Reihenhaus. Bis auf eine Putz- und Bügelhilfe versorgt sich das Paar noch selbst, auch wenn sich die Aufgaben etwas verschoben haben. "Meine Frau hatte im Februar einen Schlaganfall", berichtet Heinz Behfeld. Seitdem übernehme er auch ab und zu das Kochen - unter Anleitung seiner Frau. "Meine Frau mag aber keinen Sauerbraten und keinen Käse", bedauert der Jubilar. "Desto mehr kriegst Du doch", antwortet Grete Behfeld und lacht.

Heinz Behfeld wurde im ostpreußischen Angelika geboren. 1945 flüchtete die Familie mit Pferd und Wagen bis Westpreußen. "Ein Jahr blieben wir in Mecklenburg, dann ging es nach Gelsenkirchen zu Verwandten", erinnert sich der 86-Jährige. "Ich wollte damals Elektriker lernen, durfte es aber nicht, weil ich erst 15 Jahre alt war", fügt er hinzu. Um Geld zu verdienen, arbeitete er sechs Jahre lang in Hilden in der Landwirtschaft, bevor er bei der Starkstrom-anlagen Aktiengesellschaft (SAG) in Kleineichen eine Stelle als Hochleitungsmonteur fand und dort mehr als 40 Jahre bis zur Rente blieb.

Grete Behfeld stammt aus Liegnitz in Schlesien. Auch sie musste mit ihren vier Geschwistern fliehen. Bei ihrer Arbeit in einer Pension in Benolpe im Sauerland begegnete ihr Heinz Behfeld, der dort auf Montage war und übernachtete. "Sie hat dort bedient, und ich habe sie angesprochen", erinnert sich ihr Ehemann an das erste Kennenlernen. Immer wieder kam der Monteur bei seinen Arbeitseinsätzen in die Pension. "Wir sind oft zum Tanzen gefahren", erinnert sich seine Frau gerne an diese Zeit zurück. Die jung Verliebten beschlossen damals, zusammenzubleiben.

Grete Behfeld fand einen Arbeitsplatz in der Konditorei Koppelberg in Hückeswagen. Gewohnt wurde bei den Schwiegereltern Behfeld an der Wupperstraße. 1959 kam Sohn Joachim zur Welt, vier Jahre später zog das Paar ins eigene Haus. "Es gab damals keine Wohnungen, daher haben wir gebaut", sagt Heinz Behfeld. Während er für seine Firma die Woche über mit dem Lkw in ganz Deutschland und teilweise auch im Ausland unterwegs war, kümmerte sich Grete Behfeld um Haus und Kind. Ihre Urlaube verbrachte die Familie in Deutschland und lernte Bayern, den Schwarzwald, den Bodensee, die Nord- und Ostsee kennen und lieben. "Mit Sandalen auf den Berg oder morgens raus, wenn alles noch schlief und kilometerweit durchs Watt laufen", beschreibt der Hückeswagener seine liebste Urlaubsbeschäftigung.

1991 besuchte er mit seinen Cousins die alte Heimat in Ostpreußen. "Die Wege hat man noch gewusst, aber es war alles fremd und zerfallen", berichtet er von seiner Reise.

Auf Urlaube und große Feiern verzichten die Jubilare. "Heute fällt alles schwerer", sagt Behfeld. Große Reibungspunkte gab es in der Ehe nicht. "Ich war ja die ganze Woche nicht zu Hause", sagt der 86-Jährige. "Man hat sich immer zusammengerauft", fügt seine Frau hinzu.

Für die Zukunft wünscht sich das Paar Gesundheit. "Wünschen kann man sich was. Ob es wahr wird, weiß man nicht", sagt Behfeld.

(RP)
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