Hückeswagen Berufsschüler als EU-Parlamentarier

Hückeswagen · Zwei Tage lang diskutieren Schüler des Berufskollegs Bergisch Land Fragen zur Einwanderungs- und Asylpolitik. Unterstützung bekommen sie dabei von EU-Parlamentarier Herbert Reul. Er stand gestern für eine Fragestunde bereit.

 Herbert Reul, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, beantwortete eine Stunde lang Fragen der Berufsschüler. Viele von ihnen waren bereits gut über das Thema Flüchtlingspolitik informiert.

Herbert Reul, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, beantwortete eine Stunde lang Fragen der Berufsschüler. Viele von ihnen waren bereits gut über das Thema Flüchtlingspolitik informiert.

Foto: Nico Hertgen

Etwa 50 Schüler des Berufskollegs Bergisch Land schlüpften gestern in die Rollen von Abgeordneten und Ministern des Europäischen Parlaments. Ziel der Politiksimulation, die heute fortgesetzt wird, ist die fiktive Verabschiedung einer Richtlinie zur Einwanderungs- und Asylpolitik. Schon im Vorfeld beschäftigten sich die Schüler intensiv mit ihren neuen Aufgaben. So kennt die 18-jährige Sinthuja Koneswaran die Positionen und Ziele der FDP genau. Das ist wichtig, schließlich spielt sie deren Fraktionsvorsitzende. Im Parlament muss sie ihre eigene Meinung zur Flüchtlingspolitik nun weitestgehend zurückstellen und stattdessen so handeln, wie es die FDP tun würde.

Unterstützung erhalten die Oberstufenschüler der höheren Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung bei ihrem Vorhaben von Herbert Reul, dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament. Reul nahm sich gestern eine Stunde lang Zeit, um in der Aula des Berufskollegs die Fragen der interessierten Schüler zu beantworten. In seinen Antworten machte er deutlich, dass es für viele Aufgaben, die die Flüchtlingssituation betreffen, noch keine konkreten Lösungen gibt. "Tut mir leid, ich lasse ihnen heute mehr Probleme als Lösungen hier. Je länger ich Politik mache, desto mehr ist es mein Ziel, Menschen beizubringen, dass Politikmachen nicht einfach ist." Als ein Schüler fragte, wie Reul mit den Flüchtlingen verfahren will, sagte dieser: "60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die kann keiner alleine aufnehmen. Jeder weiß, dass das nicht geht. Aber was sollen wir machen? Zäune und Mauern bauen? Was, wenn sich die Menschen darüber hinwegsetzen?" Von privaten Fragen an den EU-Parlamentarier sahen die Berufsschüler schnell ab, stellten stattdessen gezielt Fragen zur Politik und brachten mit diesen ihre Sorgen zum Ausdruck.

Claudia Engelmann von der Firma Eurosoc, die das Planspiel, das im Anschluss an die Fragestunde stattfand, im Auftrag des EU-Parlament-Büros mit Sitz in München veranstaltet, war begeistert davon, wie gut die Teilnehmer auf das Gespräch mit Herbert Reul vorbereitet waren. "Hut ab!", lobte sie. Uta-Michaela Finke, Lehrkraft am Berufskolleg, freute sich, dass ihre Schüler die Chance bekommen, ein solches Planspiel unter professioneller Anleitung durchzuführen. Bereits im vergangenen Jahr bewarb sie sich um eine Teilnahme und unternahm mit einer Klasse sogar eine Exkursion zum EU-Parlament in Brüssel. "Dort bekamen die Schüler eine Idee davon, wie Parlamentssitzungen ablaufen", sagte Finke.

Ein wenig nervös waren diese dann, als es darum ging, im "Rat der Europäischen Union" in ihren neuen Rollen Stellung zu beziehen. "Was sind Ihre Positionen, wenn es um die Flüchtlings- und Asylpolitik geht?", fragte Claudia Engelmann und übergab das Wort an die jungen Politiker. Diese setzen heute ihre Verhandlungen darüber fort, ob sie es begrüßen würden, wenn erwachsene Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland sofort eine Arbeit aufnehmen könnten. Außerdem diskutieren sie, wie man die Menschen am besten unterbringt.

(RP)
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