Hückeswagen Blitzer knipst 222.441 Raser auf der A 1

Hückeswagen · Die Radarfalle ist seit einem Jahr scharf geschaltet. Der Rheinisch-Bergischer Kreis stockt Personal für Auswertung weiter auf.

 Bevor der Rheinisch-Bergische Kreis seine erste Radarfalle aufstellte, wurde an der A 1 bereits geblitzt - mit den klassischen Starenkästen. Foto: ARCHIV

Bevor der Rheinisch-Bergische Kreis seine erste Radarfalle aufstellte, wurde an der A 1 bereits geblitzt - mit den klassischen Starenkästen. Foto: ARCHIV

Foto: Uwe Miserius

Der Blitzer an der A 1 zwischen Burscheid und Leverkusen in Fahrtrichtung Süden könnte sich zu den Top Ten der Radarfallen an deutschen Autobahnen gesellen. Denn die Anzahl der erwischten Temposünder steigt stark an. Zahlreiche Lkw- und Pkw-Fahrer halten sich nicht an das Tempolimit an dieser unfallträchtigen Stelle - auch tödliche Unfälle gab es auf diesem Autobahnabschnitt, der auch von vielen Hückeswagenern befahren wird. Aus diesem Grund hat der Rheinisch-Bergische Kreis vor einem Jahr seinen ersten Blitzer an der Autobahn installiert.

Erschreckend sind die Messwerte bei den Spitzenreitern 2017: Der schnellste Fahrer raste mit 246 Stundenkilometern bei erlaubten 100 über die A 1 und kassierte ein teures "Porträtfoto": Laut Bußgeldkatalog muss er mit 600 Euro Bußgeld, zwei Punkten in Flensburg und drei Monaten Fahrverbot rechnen. Der schnellste Laster rauschte mit 128 Stundenkilometern an der Tonne bei erlaubten 60 vorbei.

Die Blitzersäule wurde 2017 errichtet. Sie erfasst alle drei Fahrspuren. Auch Raser auf der rechten Spur hat die Kameralinse im Visier, niemand kommt ungeschoren davon - zumal die Anlage im 24-Stunden-Betrieb blitzt.

Schon in der Testphase tappten viele Temposünder in die Falle - rund 15.000 in den ersten sieben Wochen. Auch nach einem Jahr tritt kein Gewöhnungseffekt ein: Vor dem Blitzer abbremsen und dann wieder auf die Tube drücken, das mögen viele Pendler praktizieren. Aber wie an anderen Radarfallen blitzt und blitzt und blitzt es dort weiter. Im Oktober waren fast 30.000 Fahrer in die Falle getappt.

Zu Beginn hatte der Rheinisch-Bergische Kreis damit gerechnet, dass etwa zwei Prozent der Fahrer zu schnell unterwegs sein würden. Aber wie die Liste (siehe Info-Kasten) zeigt, liegt der Anteil der Temposünder teils deutlich höher.

Wäre im Juni nicht eine Baustelle eingerichtet worden, fielen die Zahlen wohl noch höher aus. "Die Anzahl der Temposünder ist seit Einrichtung der Baustelle rückläufig", sagt Kreis-Sprecherin Hannah Weisgerber auf Nachfrage unserer Redaktion. Mit der Baustelle wurde das Tempolimit für Autos auf 80 herabgesetzt. Dennoch fuhren viele Fahrer im Engpass deutlich zu schnell.

Wenn mehr als 200.000 Raser zur Kasse gebeten werden sollen, verursacht das einen hohen Verwaltungsaufwand. Der Rheinisch-Bergische Kreis hat reagiert und inzwischen mehr Personal im Bereich Geschwindigkeitsüberwachung und Bußgeldstelle eingestellt, speziell für die Bearbeitung der Fälle dieses Blitzers. Vor dem Start der Anlage war die Abteilung mit vier Personen besetzt. Mit Installation des Blitzers wurde die Abteilung stufenweise aufgestockt, um den Umfang an Verwarn- und Bußgeldverfahren bewältigen zu können. Derzeit sei Stufe 5 erreicht, das seien 20,5 Stellen, sagt Weisgerber. In der letzten Stufe sind neun weitere Stellen geplant, die ab der Jahresmitte besetzt sein sollen. Dann soll die Radarfalle dem Kreis rund 3,5 Millionen Euro einbringen, 2020 sollen es etwa 5,5 Millionen sein. Was bisher an Einnahmen erzielt wurde, sei noch nicht ausgewertet, sagt Weisgerber. Im gleichen Atemzug betont sie aber, dass die Blitzanlage aufgestellt wurde, weil sich auf dem Autobahnstück immer wieder schwere Unfälle ereigneten - meist wegen zu hoher Geschwindigkeiten - und nicht als zusätzliche Einnahmequelle.

(pd)
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