Hückeswagen BZG-Vorsitzende will keine Stadtarchiv-Auslagerung

Hückeswagen · Nach dem Bergischen Geschichtsverein (BGV) stellt sich nun auch die Bergische Zeitgeschichte (BZG) gegen den Vorschlag der Stadt, das Stadtarchiv in der ehemaligen Wipperfürther Alice-Salomon-Schule mit dem Archiv der Nachbarstadt zusammenzulegen. Die BZG-Vorsitzende Iris Kausemann - die Diplom-Archivarin hatte das Hückeswagener Archiv von 2003 bis 2010 geleitet - schrieb jetzt einen Offenen Brief an den Bürgermeister.

"Im März 2009 wurde das Stadtarchiv offiziell zum bundesweiten Tag der Archive eröffnet. Ein langer Weg vom Schelmenturm mit vielen dezentralen Lagerungsorten über zwei Büroräume im Bürgerbüro mit teilzentralisierten Beständen in die Ewald-Gnau-Straße war vollbracht", schreibt sie. Dort war das Stadtarchiv, trotz ihrer Bedenken, in dem ehemaligen Übergangsheim untergebracht worden. Kausemann: "Den Bürgern standen nun alle Bestände zentral zur Verfügung. Es gab einen Lesesaal (...), es wurden Leisten für eine Ausstellung angebracht (...), Holzregale (...) wurden wiederverwendet, da weder Mittel noch Sponsoren für Metallregale bereitstanden." Wie immer sei kein Geld vorgesehen gewesen, und man habe versuchen müssen, aus dem Vorhandenen das Beste zu machen. "Es bleibt festzuhalten, dass an der Ausstattung damals schon an allen Ecken und Enden gespart wurde."

Bis 2009 war Iris Kausemann als diplomierte Fachkraft mit einer halben E8-Stelle bei der Stadt angestellt. Ihr Vorschlag, sich doch einen Diplom-Archivar mit anderen Kommune zu teilen, sei nicht aufgegriffen worden, "so dass ich mich schweren Herzens anderweitig bewerben musste und nach Köln ging". Das Stadtarchiv führte sie dann noch auf 400-Euro-Basis bis November 2010 weiter. Danach sei fachfremdes Personal eingestellt worden. Dieses könne den Status Quo bestimmt erhalten, eine Weiterentwicklung in Fragen der Ämterberatung, Überlieferungsbildung, Bewertung von Fachverfahren, Übernahme elektronischer Daten sei jedoch nicht möglich. "Auch im personellen Bereich wird also bereits mehr als gespart und auf unterstem Level navigiert. Wo will die Stadt Hückeswagen noch weiter einsparen?", fragt Iris Kausemann.

Da das Stadtarchiv gemäß Landesarchivgesetz eine Pflichtaufgabe der Kommune sei, müsste Geld in die Hand genommen werden, um es weiterzuentwickeln. Die BZG-Vorsitzende: "Viele kleinere Kommunen pflegen ihr Gedächtnis, weil sie wissen, was ein gut funktionierendes Gedächtnis wert ist." Natürlich könne man sich in Zeiten knapper Kassen zusammenschließen. Es gebe Kommunen im Rheinland, die sich eine Fachkraft teilten. "Aber es gibt keine, die ihre Quellen in eine andere Kommune auslagert."

Iris Kausemann regt an, zu überlegen, ein Geschichtszentrum für Hückeswagen zu etablieren, in dem alle Archive zusammengefasst werden sollen. Damit meint sie etwa auch private und kirchliche. "Es gibt viele Möglichkeiten des Fortschritts und der nachhaltigen Entwicklung auf diesem Gebiet", schreibt sie in ihrem Offenen Brief. Eine Auslagerung wäre jedoch ein unvergleichbarer Rückschritt. Daher lehnt sie einen gemeinsamen Standort in Wipperfürth ab.

(büba)
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