Traditionsberufe Detmar Hungerberg Cembalo - ein Instrument mit Seele

Hückeswagen · Die Arbeit des Cembalobauers ist reine Handarbeit und für den Hückeswagener Detmar Hungerberg eine Berufung. Seine Instrumente genießen weltweite Anerkennung.

 Detmar Hungerberg ist für die nächsten vier bis fünf Jahre ausgebucht. Er bedauert, dass es kaum Nachwuchs gibt: "Es ist ein aussterbender Beruf. Ich kenne nur noch fünf bis sechs Leute in meinem Alter."

Detmar Hungerberg ist für die nächsten vier bis fünf Jahre ausgebucht. Er bedauert, dass es kaum Nachwuchs gibt: "Es ist ein aussterbender Beruf. Ich kenne nur noch fünf bis sechs Leute in meinem Alter."

Foto: Michael Schütz

Hückeswagen Die Werkstatt von Detmar Hungerberg am Buschweg ist gut sortiert. Jedes Werkzeug hat seinen Platz. Es duftet angenehm nach Holz, der Kamin knistert. An seinem Arbeitsplatz schafft der Hückeswagener einzigartige und unverwechselbare Instrumente, die in technischer wie auch musikalischer Hinsicht höchsten Ansprüchen genügen: Der 57-Jährige baut Cembali und Hammerflügel nach den Wünschen und Vorstellungen der Auftraggeber.

Meistens dienen historische Originale als Vorlage. "Allein der Bauplan und reines Kopieren reichen nicht, man muss es kapieren", betont Hungerberg. "Das hat viel mit Intuition und einer gewissen künstlerischen Freiheit zu tun." Daher ist der Klavier- und Cembalobaumeister auch der Einzige, der Hand an die Instrumente legen darf. Es gibt keine weiteren Mitarbeiter in seiner Werkstatt nahe des Johannesstifts. "Der Charakter des Instrumentenbauers fließt immer mit ein."

Verarbeitet werden Holzsorten wie Tanne, Ahorn, Buche, Fichte, Zypresse, Buchsbaum oder Ebenholz. Auch das sehr seltene und kostspielige Cuba-Mahagonifurnier liegt zur Verarbeitung bereit. "Da ist kein Verschnitt möglich", betont Hungerberg. Die Instrumente bestehen aus formschlüssigen Verbindungen, die perfekt ineinandergreifen. Für die komplexe Statik bedarf es Präzision, denn das Instrument muss etwa zweieinhalb Tonnen Zug durch die Saiten standhalten. Vom Korpus bis zu den Tasten, vom Innenleben bis zu Verzierungen ist alles selbst erbaut - sogar die winzigen Cembaloplektren, die die Seiten anzupfen. Die gibt es heute fertig aus Plastik. "Es gibt aber auch Kunden, die möchten sie aus Vogelfederkielen haben, so wie bei den historischen Originalen", sagt Hungerberg. Geeignet seien Federn von Gans, Rabe, Truthahn oder Tölpel. "Am besten klingen Kormoranfedern. Krähe geht aber gar nicht", sagt der Instrumentenbauer.

Hungerberg hat den Beruf von 1980 bis 1984 bei der Firma Sassmann in Wiehagen erlernt. Weitere Erfahrungen sammelte der Cembalobauer während seiner Wanderjahre, die ihn unter anderem nach Heidelberg, Marburg und ans Kunsthistorische Museum Wien brachten. 1990 pachtete er die ehemalige Schreinerei Häger, die er später kaufte. Ein Jahr später legte er die Meisterprüfung ab. Für ihn ist es Berufung: "Man muss fünf bis zehn Berufe beherrschen, um so ein Klavier hinzubekommen", beschreibt er den Reiz an der Arbeit.

Die Bauzeit eines Instruments dauert von einigen Monaten bis zu mehr als einem Jahr. Im besten Fall sei das fertige Instrument besser als der Spieler. Jedes Instrument habe eine Seele und einen eigenen Willen. "Zum Musikmachen gehören immer drei Personen: der Komponist, der Interpret und der Instrumentenbauer", fügt der 57-Jährigen hinzu. Daher werden alle drei auf der CD eines Cembalokonzerts aufgeführt. Nach einem Weltklasse-Konzert in Lausanne gab es vom Publikum sogar stehende Ovationen für die beiden Instrumentenbauer, einer von ihnen war aus Hückeswagen. "Von solchen Momenten muss man lange zehren", schwelgt der 57-Jährige in Erinnerung.

(heka)
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