Hückeswagen Das Ein-Euro-Projekt für Hückeswagen

Hückeswagen · Würde jeder Hückeswagener monatlich einen Euro spenden, könnte damit vieles in der Schloss-Stadt verwirklicht werden - das ist die Idee von Andreas Pohl. Der Hückeswagener sucht nun Mitstreiter, um einen Verein zu gründen.

 Möglichst viele der rund 15 500 Hückeswagener sollen monatlich einen Euro auf das Konto des noch zu gründenden Vereins einzahlen.

Möglichst viele der rund 15 500 Hückeswagener sollen monatlich einen Euro auf das Konto des noch zu gründenden Vereins einzahlen.

Foto: dpa, Andreas Gebert

Einige schlaflose Nächte hatte Andreas Pohl nach der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vor zwölf Tagen hinter sich, wie er erzählt. Allerdings weniger wegen der drastischen Steuererhöhungen, die Bürgermeister Dietmar Persian darin angekündigt hatte. Den CDU-Politiker treibt seither eine ganz andere Geschichte um, wie er seiner Heimatstadt wenigstens ein bisschen helfen kann. Am gleichen Abend hatte seine Frau über das Projekt "Talschub" in Wuppertal (s. Kasten) erfahren. Und das will der 40-Jährige nun auch versuchen, in Hückeswagen zu realisieren. "Das mache ich als Privatperson und hat nichts mit meinem Stadtratsmandat zu tun", betont Pohl im Pressegespräch.

"Die aktuelle Haushaltslage der Stadt Hückeswagen wird es in Zukunft noch schwieriger machen, Ideen, Projekte und Wünsche der Bürger umzusetzen", befürchtet er. Auch infrastrukturelle Maßnahmen blieben zukünftig auf der Strecke. Doch damit weiterhin Projekte realisiert werden können, die sich die Hückeswagener wünschen, greift Pohl die Wuppertaler Idee auf und möchte eine Art "Förderverein für Hückeswagen" gründen.

Und so sähe das Prozedere aus: Möglichst viele der rund 15 500 Hückeswagener sollen monatlich einen Euro auf das Konto des noch zu gründenden Vereins einzahlen. "Ich weiß, dass es unrealistisch ist, dass jeder mitmacht. Aber wenn der Verein nur 3000 Mitglieder hätte, kämen im Jahr rund 50 000 Euro zusammen", sagt Pohl. Mit diesem Geld könnte dann der eine oder andere Wunsch aus der Bevölkerung verwirklicht werden.

Mitmachen dürfen natürlich auch Hückeswagener, die woanders, etwa im Ausland, leben und jeder, der sich der Stadt verbunden fühlt. Auch kann, wer will, gerne monatlich auch mehr spenden. Wichtig ist jedoch: "Jedes Mitglied hat bei der Abstimmung nur eine Stimme", stellt der 40-Jährige klar. Von diesem genossenschaftlichen System könne jeder Stadtteil, jede Straße, jeder Verein, jede Schule, jeder Kindergarten und jede andere Institution profitieren.

Denn die Projekte, wie etwa neue Geräte für einen Spielplatz oder Ruhebänke an der Vorsperre, können auf einer Internetseite eingereicht werden, wo sie auch gesammelt werden. Nach einem bestimmten Zeitraum, der noch festgelegt werden muss, sollen die Wünsche zunächst von einer Jury vorausgewählt und den Mitgliedern dann zur Abstimmung vorgeschlagen werden. Pohl: "Wichtig ist die Gemeinnützigkeit der jeweiligen Idee, so dass es am Ende den Bürgern der Stadt dient." So soll zum Beispiel niemand seine dringend benötigte Kellersanierung auf diesem Weg finanzieren können, nur weil er genügend Mitglieder gefunden hat, die für sein Projekt abstimmen.

Nun sucht der Hückeswagener Mitstreiter, die seine Idee unterstützen und sie auf den Weg bringen wollen. Darunter können (und sollten) neben engagierten Hückeswagenern auch ein Rechtsanwalt sein, der sich mit dem Vereinsrecht auskennt, ein Steuerberater, ein IT-Programmierer, der die benötigte Internetseite aufbaut und pflegt, sowie Verwaltungsfachleute sein. Sobald sich etwa 15 Mitstreiter finden, will Pohl zu einer ersten öffentlichen Versammlung einladen; das könnte noch im Dezember sein. Dort soll dann das weitere Vorgehen besprochen werden. Dazu zählt beispielsweise die Namensfindung für den Verein und dessen Gründung. Die peilt er für 2015 an. Dann sollte auch die Internetseite online gehen, damit dort die ersten Wünsche und weitere Ideen gesammelt werden können.

Andreas Pohl glaubt daran, dass das ungewöhnliche Projekt Chancen auf eine Realisierung hat - auch wenn durch mögliche Steuererhöhungen im kommenden Jahr höhere finanzielle Belastungen auf die Hückeswagener zukommen werden.

"Mit diesem Projekt können wir das unter Uwe Ufer viel zitierte Wir-Gefühl im Kleinen umsetzen", sagt er. Er glaube schon, dass die Hückeswagener viele Ideen hätten. "Wir müssen sie dann nur noch umsetzen." Und einen Euro im Monat sollte eigentlich jeder übrig haben, um so etwas im Kleinen für die Schloss-Stadt zu tun.

(RP)
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