Hückeswagen Dem Trauma von Gewalt und Flucht entkommen

Das Leben eines deutschen Jugendlichen im Alter von 17 Jahren dreht sich um Smartphones, Musik, vielleicht die erste Freundin oder den ersten Freund, Facebook, Fußball und womöglich auch um Schule oder Ausbildung. Mamadou Alimou-Barry hatte ganz andere Sorgen. Der heute 17-Jährige aus dem westafrikanischen Guinea hat bei einem Konflikt zwischen zwei Ethnien in seinem Heimatland seine Eltern verloren. Im Alter von gerade einmal knapp 16 Jahren entschloss er sich - wie so viele junge Afrikaner - zur Flucht. Ziel: Europa.

Acht Monate dauerte seine Odyssee über gut 6600 Kilometer. "Ich war im Auto und zu Fuß unterwegs", erzählt Mamadou. Und ebenfalls wie so viele andere afrikanische Flüchtlinge setzten ihn Schlepper in ein völlig überfülltes Schlauchboot , mit demer die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer von Marokko aus nach Spanien wagte. Vor zehn Monaten kam der Guineer schließlich nach Deutschland, wo ihn seitdem die Gotteshütte betreut.

"Gott hat mir geholfen, mein Land zu verlassen", erzählt er. Die Flucht habe er selbst organisiert. Nun ist er froh, in Deutschland zu sein. Nicht zuletzt deshalb, weil der Jugendliche ein großes Trauma verarbeiten muss. "Die, die überlebt haben, sind die Starken", sagt Melanie Radekopp, Leiterin das Pädagogisch Betreuten Wohnen im ehemaligen Ärztehaus von Dr. Aufgebauer. Jeder Jugendliche habe unterwegs mindestens einen Freund verloren.

Die ersten drei Monate verbrachte der Afrikaner in der abgelegenen Wohneinrichtung in Wipperfürth-Hollmünde, wo traumatisierte junge Flüchtlinge erstmal zur Ruhe kommen sollen. Auch Mamadou erhielt psychologische Hilfe, "damit er wieder ein Lebensgefühl entwickeln konnte", sagt Radekopp.

Über eine Wohngruppe in Wipperfürth kam er ins Aufgebauer-Haus am Johannesstift. Der 17-Jährige besucht das Berufskolleg Wipperfürth und hat klare Vorstellungen, wie seine Zukunft aussehen soll: "Ich möchte in Deutschland bleiben", sagt er. Hier will er eine Ausbildung zum Gärtner machen und eine Familie gründen. Melanie Radekopp hat festgestellt: "Diese Jugendlichen mussten ganz früh erwachsen werden."

(büba)
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