Hückeswagen Dem Wald in Hückeswagen geht es besser

Hückeswagen · Das NRW-Umweltministerium hat die Waldzustandserhebung gestartet - und zeichnet ein düsteres Bild für das Land. Das sieht im Oberbergischen Kreis und in Hückeswagen aber ganz anders aus. Hier haben sich die Bäume wieder erholt.

Dem Wald in NRW geht es nicht gut. Schlechte Luft, mindere Bodenqualität und die negativen Folgen des Klimawandels machen den Bäumen zu schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt das Ministerium für Klimaschutz und Umwelt. Dementsprechend düster fällt die Prognose zur aktuell laufenden Waldzustandserhebung aus. Die Statistik soll Aufschlüsse darüber geben, wie der Wald auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet werden kann.

"Für das Bergische Land treffen die Erkenntnisse nicht zu", sagt Kay Boenig, stellvertretender Forstamtsleiter im auch für Hückeswagen zuständigen Regionalforstamt. Er ist zugleich Fachmann für Forstplanung und Waldaufnahme. Es gebe zwar erhebliche Schäden an den Eichen, aber allgemein seien die Böden durch deutlich weniger Schwefel qualitativ besser geworden. "Das liegt an mehr Entschwefelungsanlagen", sagt er. Generell sei der Klimawandel mit landesweit weniger Niederschlägen und trockeneren Perioden im Bergischen noch nicht so ausgeprägt. "Hier fällt genügend Regen, was dem Waldboden sehr gut tut", sagt er. Lediglich in den Samenjahren seien die Bäume schlechter belaubt, was sich auf den Zustand auswirke.

"Durch deutlich weniger Immissionsschäden ist die Qualität des Waldes in Hückeswagen besser geworden", sagt Boenig. Ob die angekündigte Erderwärmung neue Schädlinge anlocke, sei unklar. "Bestimmte Insekten sind auf dem Vormarsch, hier aber glücklicherweise noch nicht aufgetreten. Gemeint sind Schwammspinner oder der Eichenprozessionsspinner, der im Süden bereits häufig zu finden ist. Der Borkenkäfer sei 2015 noch kein Thema. Es bleibe abzuwarten, ob durch die lange Trockenheit eventuell eine vermehrte Anzahl im Herbst auftreten wird. Entscheidend für das Auftreten sei der Verlauf des Sommers. Deshalb sollten die Waldeigentümer regelmäßig nachschauen, um Borkenkäfer früh zu erkennen. Konkret für Hückeswagen ergibt sich, dass sich hier die Fichte in den vergangenen 20 Jahren gut erholt hat. "Früher waren die älteren Nadeln gelb, heute nicht mehr", sagt Boenig. Auch der Kronenzustand der Buchen sei besser als befürchtet. Die Kiefer gebe es nur noch selten im Bergischen, weil sie mit zunehmendem Alter die Schneemengen im Winter nicht mehr tragen kann. "Diese Baumart gehört eigentlich auch nicht hier hin", sagt Boenig.

Früher sei das Bergische fast ausschließlich Nadelwaldgebiet gewesen, "heute gibt es in Hückeswagen 53 Prozent Laubwald und 47 Prozent Nadelwald", sagt Boenig. Diese gute Mischung habe sich um vier bis fünf Prozent hin zum Laubwald verschoben. Diese Mischung sei wichtig, um den Wald für die Zukunft zu erhalten. Boenig sieht in der Pflege der vorhandenen Waldbestände eine große Aufgabe. "Gibt es Schädlinge, müssen diese sofort bekämpft werden, da ist eine regelmäßige Aufsicht und Wachsamkeit wichtig", sagt er. Klimastabile Wälder könnten nur überleben mit Mischbaumarten. Die Vielfalt sei entscheidend und Gewähr dafür, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Kay Boenig fordert ein langfristiges Denken. Auch Anbaugebiete für neue Baumarten seien im Bergischen vorhanden. Er denkt an Esskastanien, Nussarten (Walnuss, Schwarznuss) oder die Roteiche. "Wir haben Optionen für die Zukunft", sagt er.

(RP)
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