Hückeswagen Der Kreis erwartet weitere 500 Flüchtlinge

Hückeswagen · Die Jugendherberge Wipperfürth dient als Notunterkunft für Flüchtlinge. 144 kamen dort jetzt an.

Über Nacht waren in der vorigen Woche die ersten Flüchtlinge in der Jugendherberge auf dem Mühlenberg angekommen. Kein Zutritt, keine Fragen, keine Fotos - in Sachen Information gibt sich das Unternehmen "Transparenz" aus Euskirchen, das die Notunterkunft auf dem Mühlenberg im Auftrag des Landes betreibt, allerdings zugeknöpft. Man wisse nicht, wie viele Menschen angekommen seien, man wisse nicht, woher die Menschen stammten und aus welcher Ecke der Bundesrepublik sie nach Wipperfürth gebracht worden seien, erklärt Max Bandte von "Transparenz" auf Nachfrage. Per Pressemitteilung bittet man "dringend darum, das Gelände nicht zu betreten".

Eine informierte Quelle berichtet, dass gleich 144 Menschen in drei Bussen nach Wipperfürth gekommen, dort registriert und von Ärzten untersucht worden waren - Familien mit Kleinkindern aus Syrien und überwiegend junge Männer aus Afghanistan, Nepal und dem Iran. Die Menschen seien erschöpft gewesen, ihre Habe passe oft in einen winzigen Rucksack, berichtet ein Augenzeuge.

Tags darauf erkunden viele der Neuankömmlinge die Innenstadt. Besonders begehrt ist der Kauf von SIM-Karten und Ladegeräten für Smartphones. Das Internet sei so wichtig, um der Familie in Bangladesch ein Lebenszeichen senden zu können, erzählt ein junger Mann mit Tränen in den Augen und küsst das Kopfsteinpflaster auf dem Marktplatz. Er sei glücklich, endlich in Deutschland angekommen zu sein. Dann versagt ihm die Stimme.

Als "einfach ergreifend" schildert Regina Billstein von der ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiative "WippAsyl" die aktuelle Situation in der Herberge. "Wenn man sieht, in welchem Zustand die Menschen dort angekommen sind, kann man gar nicht anders, als zu helfen."

Eigentlich sollen die jetzt eingetroffenen Menschen etwa 14 Tage bleiben. "Transparenz" berichtet aber, dass sich offenbar bereits einige der Bewohner abgesetzt hätten und nun versuchten, mit Bus und Bahn in andere Teile Deutschlands zu gelangen.

In den nächsten Wochen werden im Oberbergischen Kreis weitere 500 Flüchtlinge erwartet, teilt Kreissprecher Philipp Ising mit. Nachdem die Bezirksregierung Köln bereits für kommenden Freitag, 16. Oktober, die Zuweisung von 200 Flüchtlingen angekündigt hat, hat sie ihre Verfügung erweitert und aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation im Rahmen eines Amtshilfeersuchens gefordert, am 23. Oktober noch einmal 300 Hilfesuchende aufzunehmen. "Wir können es nicht garantieren, bis dahin geeignete Unterkünfte vorzuweisen", betont Sozialdezernent Dr. Jorg Nürmberger in seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Krisenstabes. "Unsere Möglichkeiten sind quasi erschöpft."

Nürmberger signalisiert allerdings, dass der Krisenstab des Kreises auch weiterhin intensiv daran arbeite, Unterkünfte für die betroffenen Menschen zu organisieren. Allerdings gebe es mit Ausnahme einer Immobilie im Südkreis derzeit kein Gebäude in der benötigten Größe, das unmittelbar bezugsfertig sei. "Wir sind derzeit in Verhandlungen mit dem Eigentümer", erklärt Kreiskämmerer Grootens. Da der Flüchtlingsstrom aber nicht abreißt, geht er davon aus, dass diese Liegenschaft alleine nicht ausreichen wird.

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(heka)
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