Hückeswagen "Deutschland ist mein Land"

Hückeswagen · 83 Menschen aus aller Welt leben in Hückeswagen, die aus ihrer Heimat für Krieg, Gewalt oder Unterdrückung geflüchtet sind. Abu Safiana Bako ist einer von ihnen. Der Ghanaer erzählt der BM seine Geschichte und über seine Träume.

 Auf seinem weißen Fahrrad ist Abu Safiana Bako häufig in Hückeswagen unterwegs. In der Schloss-Stadt fühlt sich der 33-jährige Ghanaer wohl. Sein Traum neben der Anerkennung seines Asylantrags ist es, hier eine Wohnung und Arbeit zu finden.

Auf seinem weißen Fahrrad ist Abu Safiana Bako häufig in Hückeswagen unterwegs. In der Schloss-Stadt fühlt sich der 33-jährige Ghanaer wohl. Sein Traum neben der Anerkennung seines Asylantrags ist es, hier eine Wohnung und Arbeit zu finden.

Foto: Jürgen Moll

Schon einmal hatte Abu Safiana Bako versucht, der Tristesse und der religiösen Verfolgung in seinem westafrikanischen Heimatland Ghana zu entkommen. 2006 ging der damals 24-Jährige nach Libyen. "Ich wollte Frieden haben. Und ein gutes Leben", erzählt Bako, während er in seinem rund 15 Quadratmeter großen Zimmer im Übergangswohnheim Scheideweg in der Teetasse rührt. Beides hatte er damals nicht gefunden.

Zwei Jahre hielt es den Mechaniker, der in Ghana Kühlschränke und Klimaanlagen repariert hatte, in dem nordafrikanischen Land aus, das zu diesem Zeitpunkt noch von Muammar al-Gaddafi regiert wurde. Dann ging Bako wieder zurück in seine Heimat. Völlig frustriert. Der heute 33-Jährige erzählt: "Wir Schwarzafrikaner wurden immer wieder geschlagen und von Jugendlichen mit Steinen beworfen."

Fünf Jahre lebte Bako in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Dann machte er sich erneut auf den Weg, um sein Glück zu suchen. Denn als Anhänger einer Naturreligion wurde er in dem muslimischen Land verfolgt und bedrängt, erzählt er. So verließ der Ghanaer im Frühjahr 2013 seine Heimat Richtung eines neuen Ziels: Europa.

Per Flieger gelangte Bako in die Türkei, und auf dem Seeweg ging's weiter nach Griechenland. Dann machte er sich zu Fuß weiter durch Mazedonien, Serbien und Ungarn, ehe er nach gut drei Monaten Flucht Deutschland erreichte. Über München und Dortmund gelangte er nach Hückeswagen, wo er seit dem 5. Juli 2013 lebt.

"Die Menschen hier sind sehr freundlich. Ich habe viele gute, nette Leute getroffen", erzählt der 33-Jährige in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Deutsch lernte er in der Praxis: Für einige Wochen war Abu Safiana Bako als Helfer des Hausmeisters der Gotteshütte, Bernd Müller, engagiert. Später finanzierte ihm das Jugend- und Sozialwerk auch einen Deutsch-Kursus. Einen weiterführenden kann der Asylbewerber jedoch nicht besuchen: "Dafür fehlt mir das Geld", sagt er, und die Enttäuschung darüber ist ihm anzumerken.

Denn sein Traum ist: "Ich möchte in Deutschland bleiben, hier eine Wohnung und Arbeit finden." Doch das ist alles andere als einfach. Ein Antrag der Gotteshütte beim Ausländeramt des Oberbergischen Kreises vom November 2014 zur Vollzeitbeschäftigung als Helfer des Hausmeisters wurde durch die Bundesanstalt für Arbeit abgelehnt. So können geduldete Ausländer wie Bako nur dann einen Job erhalten, wenn für diesen kein geeigneter arbeitsuchender Deutscher gefunden werden kann. Mittlerweile ist das Projekt der Gotteshütte, der Umbau eines Gebäudes an der Bongardstraße, abgeschlossen, so dass sie keine Verwendung mehr für ihn als zusätzliche Hilfskraft hat.

Eine Zeit lang hat Bako ehrenamtlich für die Gotteshütte gearbeitet, aber letztlich fehlt ihm jetzt die Motivation, unentgeltlich weiterzumachen. Kontakt zu Hückeswagenern hat er dennoch. So kümmert sich der Winterhagener Stefan Karlguth ein bisschen um ihn und seinen Landsmann Abdul Fatoo Suleymann. Beide sind fast immer dienstags dabei, wenn sich Mitglieder der Freien evangelischen Gemeinde Lindenbergstraße zum Hobbykicken auf dem Platz neben dem Metall verarbeitenden Betrieb der Gefährdetenhilfe in Oberdorp treffen.

Doch mit Fußball alleine kann und will Abu Safiana Bako seine Tage in der Fremde nicht füllen. Sein großer Traum ist es, schnell eine Arbeit zu finden. Und dass sein Asylantrag positiv beschieden wird. Denn eines ist für den 33-Jährigen, der keinen Kontakt mehr zu seiner Familie in Ghana hat, klar: "Ich möchte in Deutschland bleiben. Das ist mein Land."

(RP)
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