Hückeswagen Die Islandtafel steht am Scheideweg

Hückeswagen · Schwierige Zeiten stehen der Hückeswagener Suppenküche an der Bachstraße bevor, gibt es doch große personelle Probleme. Gesucht werden dringend Helfer, ein neuer Vorsitzender und Kassierer. Das Jugendcafé wurde bereits eingestellt.

 Dieter Rauer kümmert sich als Vorsitzender nicht nur um die administrativen Dinge der Islandtafel, der 75-Jährige greift auch ins Tagesgeschäft ein. So bereitet er mit Helferinnen wie Christiane Günther (l.) und Erika Höller zweimal in der Woche das Mittagessen für die Gäste der Suppenküche vor.

Dieter Rauer kümmert sich als Vorsitzender nicht nur um die administrativen Dinge der Islandtafel, der 75-Jährige greift auch ins Tagesgeschäft ein. So bereitet er mit Helferinnen wie Christiane Günther (l.) und Erika Höller zweimal in der Woche das Mittagessen für die Gäste der Suppenküche vor.

Foto: N.H. (Archiv)

Zum Lachen ist Dieter Rauer momentan nun wahrlich nicht. Das liegt nicht allein daran, dass er gesundheitliche Probleme hat. Sondern vielmehr daran, dass er nicht wirklich weiß, wie es mit seiner Herzensangelegenheit, der Islandtafel, weitergehen wird. Bereits im Sommer hatten er und Kassierer Friedel Walder angekündigt, ihre Ämter zum Jahresbeginn in andere Hände zu legen. Rauer tut das aus gesundheitlichen Gründen: Der 75-Jährige hatte einen schweren Unfall und musste im November operiert werden. Nach fast 16 Jahren intensiven Engagements für die Islandtafel und die Bedürftigen, die dort zweimal in der Woche bekocht und betreut werden, braucht der Hückeswagener Ruhe.

Seine Frau Gertrud ist den Schritt, den Rauer noch scheut, bereits gegangen: Sie hat aufgehört und sich aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen. "Sie war mir eine sehr große Stütze und hat mir den Rücken freigehalten", sagt ihr Mann.

Er selbst würde gerne in der Jahresgeschäftsstunde, der Mitgliederversammlung des Christlichen Vereins, am Sonntag, 22. Januar, die Amtsgeschäfte übergeben. Obwohl seine Amtszeit, wie die des übrigen Vorstands, noch bis Ende 2018 läuft. Rauer befürchtet aber, dass sich niemand finden wird, der ihm diesen Wunsch erfüllt.

"Es sieht schlecht aus", sagt er. "Das ist etwas, was mich sehr deprimiert." Er habe in den vergangenen Monaten alles versucht, um einen Nachfolger für sich und Friedel Walder zu finden, doch vergebens. Für beide Posten gab es sogar Interessenten. Doch der für den Kassierer sagte wieder ab. Und eine Frau, die Rauers Nachfolgerin hätte werden können, fühlte sich überfordert. "Wir haben mit etlichen Leuten gesprochen", erzählt der Vorsitzende der Islandtafel. Doch hätten alle signalisiert, sich nicht berufen zu fühlen.

Rauer gesteht: "Ohne intensiven Einsatz und ohne Herzblut geht's natürlich nicht." Er selbst habe sich nicht nur um die administrativen Dinge, sondern auch intensiv ums Alltagsgeschäft gekümmert. Dazu gehören die Essenvorbereitung, das Verteilen der Mahlzeiten und die Betreuung der Gäste.

Es fehlt der Islandtafel aber auch an Helfern. 36 Mitglieder hat der Verein, wovon nicht alle mit im Einsatz sind. Dazu kommen 22 Helfer (darunter einige Flüchtlinge), die nicht Mitglied sind. Doch können nicht alle an beiden Tagen in der Woche mitarbeiten, manche machen das auch nur sporadisch.

Der Umstand der fehlenden Helfer hat nun eine erste ernsthafte Konsequenz: Zum Jahresende hat der Verein sein Jugendcafé geschlossen. Von September 2015 bis August 2016 hatte Johannes Stummvoll aus der Nähe von Berlin bei der Islandtafel ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) verbracht und sich um die Hückeswagener Jugendlichen gekümmert, seither fehlte es an qualifizierten Mitarbeitern. "Der Schritt ist uns sehr schwergefallen", betont Rauer. Überlegt werde nun innerhalb der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kreuzkirche, das Angebot des Jugendcafés zu übernehmen.

Der Vorsitzende hofft, dass er demnächst seine Aufgaben wenigstens auf mehrere Schultern verteilen kann. Und er hat sich informiert, ob ein Verein auch ohne Vorsitzenden existieren könnte. Sein Wunsch ist aber immer noch, dass sich jemand findet, der seinen "Job" übernimmt. Rauer würde umgehend eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, auf der dann sein Nachfolger gewählt wird.

(RP)
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