Hückeswagen Die Johanniter übernehmen keine Kitas

Hückeswagen · Nach den Kindergärten der Arbeiterwohlfahrt sind in Oberberg nun auch 14 Kitas des DRK von der Schließung bedroht. Der Jugendhilfeausschuss des Oberbergischen Kreises nimmt das dringliche Thema daher jetzt auf seine Tagesordnung.

 Wie lange die Kinder noch unter der Trägerschaft von Awo und DRK mit bunten Figuren spielen können, ist unklar. Dass Einrichtungen abgegeben werden, ist wohl unvermeidlich.

Wie lange die Kinder noch unter der Trägerschaft von Awo und DRK mit bunten Figuren spielen können, ist unklar. Dass Einrichtungen abgegeben werden, ist wohl unvermeidlich.

Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

Wie geht es weiter mit den Kindertagesstätten, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Oberberg möglicherweise aus Kostengründen nicht halten können? Damit befasst sich der Jugendhilfeausschuss des Oberbergischen Kreises in seiner Sitzung am kommenden Montag, 7. März. Dann geht es auch um die Übernahme zweier Kindergärten, deren Trägerschaft der Verein "Adolph Kolping Kindergarten Lindlar" zum 31. Juli aufgibt.

Für eine Übernahme dieser beiden Einrichtungen hatten sich zunächst auch die evangelisch ausgerichteten Johanniter Rhein-Oberberg interessiert, die als Träger von 20 Kitas ein erfahrener und breit aufgestellter Nachfolger gewesen wären. Sie mussten abwinken, weil eine Übernahme der beiden Lindlarer Kitas an den verschiedenen Vergütungsbedingungen scheitert.

Die Johanniter vergüten - wie alle kirchlichen Träger - ihre Mitarbeiter nach BAT-KF (Bundes-Angestellten-Tarifvertrag in kirchlicher Fassung) und nach individualrechtlichen Arbeitsvertragsrichtlinien, erklärt der hauptamtliche Regionalvorstand für Rhein-Oberberg, Steffen Lengsfeld. Beides liege unter dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Diesen TVÖD zahlen beispielsweise städtische Kindergärten, aber auch die Awo Rhein-Oberberg ihren Erzieherinnen und Erziehern. Die Johanniter stünden finanziell nicht so sehr unter Druck, dass sie sich die Trägerschaft ihrer Kitas nicht mehr leisten könnten, sagt Lengsfeld.

Die Awo, die in Hückeswagen zwei Kindergärten unterhält, hatte jedoch nach der deutlichen Tariferhöhung vom September Alarm geschlagen: Weil die Refinanzierung seitens des Landes und der Kommunen über die Kind-Pauschale nicht mehr ausreiche, drohe der finanzielle Kollaps - und in der Konsequenz die Abgabe etlicher Kitas (die BM berichtete). Das Gleiche hat inzwischen das oberbergische DRK vermeldet. Zwischen Morsbach und Wipperfürth seien bis zu 14 Kitas betroffen.

Weiter ist offen, wie viele Kindertagesstätten Awo und DRK werden abgeben müssen und zu welchem Termin. Dass es so kommt, sei aber unvermeidlich, falls nicht von irgendwoher finanzielle Hilfe komme, heißt es in beiden Häusern. Die Johanniter, erklärt Lengsfeld, werden diese Kitas jedenfalls nicht übernehmen können. Denn auch in diesen Fällen verhinderten die unterschiedlichen Vergütungsarten ein Engagement. Die Kitas, die zurückgegeben werden, fallen zunächst automatisch in die Obhut der zuständigen Jugendämter. Eine theoretische Option wäre, dass der Kreis als Träger einspringt. Kreissozialdezernent Dr. Jorg Nürmberger ist von dieser Idee nicht so überzeugt: "Der schlimmste Fall wäre, wenn innerhalb eines Vierteljahres zehn oder mehr Kitas an den oberbergischen Kreis zurückgegeben würden. Denn damit sind viele Unwägbarkeiten verbunden - und wir müssten zunächst einmal die notwendigen Strukturen schaffen." Das gehe nicht über Nacht und wäre eine Menge Verwaltungsaufwand. Der normale Weg wäre aber zunächst eine Ausschreibung. Dennoch steht für Nürmberger fest: "Wir würden nicht jeden nehmen, der sich meldet. Qualitative Abstriche werden wir nicht mitmachen."

Derweil hat die Awo Kontakt zu dem Wirtschaftsprüfer aufgenommen, den die Vertreter der Gewerkschaft Verdi ins Spiel gebracht hatten. "Wir werden uns jetzt mit ihm zusammensetzen und über das weitere Vorgehen sprechen", sagte Awo-Geschäftsführerin Martina Gilles.

Inzwischen gibt es auch aus katholischen Einrichtungen Meldungen von Konsequenzen. So berichtet die Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, dass das Bistum Essen aus finanziellen Gründen zehn seiner 270 Kitas aufgeben werde.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort