Serie Menschen Vom Markt Die "rollende Honigbiene" hält auf dem Wochenmarkt

Hückeswagen · Bruno Erlinghagen (62) verkauft fast alles, was mit Bienen zu tun hat. Der Lkw-Fahrer wechselte vor zehn Jahren zur Imkerei.

 Bruno Erlinghagen aus Meinerzhagen ist Imker und bietet donnerstags auf dem Wochenmarkt Honig von eigenen Bienen an.

Bruno Erlinghagen aus Meinerzhagen ist Imker und bietet donnerstags auf dem Wochenmarkt Honig von eigenen Bienen an.

Foto: Jürgen Moll

Wer an Bruno Erlinghagens Marktstand vorbeikommt, reibt sich verwundert die Augen. "Alle Produkte sind aus Honig hergestellt worden?", fragt eine verdutzte Kundin. Der Markthändler bejaht. Neben Alltäglichem wie Speisehonig und Kerzen aus Bienenwachs findet sich auf seinem Stand auch Rum, Hautcreme, Bonbons, Shampoo und Gewürze aus Honig. Der 62-Jährige verkauft auf dem Markt alles, was irgendwie mit der Bienenhaltung zusammenhängt. "Den Honig stelle ich in Eigenproduktion her", sagt er, als eine ältere Dame sich für seine Produkte interessiert. Scherzhaft fügt er hinzu: "Ich melke sozusagen meine Bienen."

So funktioniert die Imkerei natürlich nicht. Das weiß kaum einer besser als Bruno Erlinghagen, der seit zehn Jahren Imker ist. Aber auch er musste das Handwerk erst lernen. "Zur Imkerei bin ich durch einen Bekannten gekommen, der einen Bienenstock am Haus hatte", erzählt er. "Beim Spazierengehen bin ich oft an dem Stock vorbeigekommen." Dies habe sein Interesse an der Imkerei geweckt. "Früher war ich Lkw-Fahrer. Der Stress hat mich aber krank gemacht. Da habe ich beschlossen, auf die Haltung von Honigbienen zu wechseln."

Erlinghagen besuchte einen Honiglehrgang, kaufte sich Bienenvölker und -stöcke — "und dann ging's los". Heute hat er die Bienenstöcke direkt an seinem Haus in Meinerzhagen stehen. "Und da bleiben sie auch, das gibt eine tolle Blütenmischung", erzählt der Imker. "Nur einmal im Jahr fahre ich die Bienen auf ein Rapsfeld, um Rapshonig zu gewinnen. Den gibt's nämlich bei mir in der Gegend nicht."

Seine Bienen bleiben zwar in Meinerzhagen, sein Honig aber tritt die Reise durch das Bergische Land an. Mit seinem Transporter, der "rollenden Honigbiene", fährt er an drei Tagen in der Woche die Wochenmärkte der Region an. "Neben Hückeswagen fahre ich noch nach Marienheide und Gummersbach. Bei mir wissen die Leute, was sie kaufen", versichert der 62-Jährige.

Dass sein Honig eine gute Qualität habe, könne der Kunde schon daran erkennen, dass das Bienensterben bei ihm kein Problem sei. "Bei mir am Haus gibt es keine großindustrielle Landwirtschaft, die Chemie in die Luft pumpt." Dadurch überlebten seine Bienen und der Honig sei garantiert frei von Giftstoffen.

(RP)
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