Hückeswagen Die Stammtische zeigen sich kampfbereit - noch

Hückeswagen · Der Hückeswagener Eduard Bellinger hat eine Kriegschronik verfasst, die der BGV im Oktober ausstellen will.

 Hielten die Ereignisse des Ersten Weltkriegs in Hückeswagen fest (v. l): Wilhelm Rees, Konrad Küppers und Stadtarchivar Wilhelm Stuckmann 1914 vor der Schule Brücke.

Hielten die Ereignisse des Ersten Weltkriegs in Hückeswagen fest (v. l): Wilhelm Rees, Konrad Küppers und Stadtarchivar Wilhelm Stuckmann 1914 vor der Schule Brücke.

Foto: Archiv Mostert

Eine Besonderheit der Hilfeleistungen für Kriegerwitwen und -waisen stellte in Hückeswagen seit dem 6. Oktober 1915 die "Nagelung des eisernen Tisches" in der Gaststätte Otto Bornefeld an der Kölner Straße dar. Wer wollte, durfte gehärtete zweizöllige Nägel durch eine Eisenplatte schlagen. Damit verbunden war die Auflage, einen namhaften Betrag zu dem oben genannten Zweck zu spenden. Viele der "Nageler" schrieben neben ihre Unterschrift auch patriotische Sprüche.

Die Wirtstochter Änne Bornefeld notierte: "In Treue bewahrt und kampfbereit. Gott schütze die deutsche Einigkeit!" Oskar Kord-Ruwisch, benachbarter Wirt von der Friedrichstraße, gab von sich: "Nimmer wird das Reich zerstört, wenn ihr einig seid und treu!" Auch Bürgermeister Ludwig van Spankeren hatte einen markigen Spruch "drauf". Der finanzielle Erfolg gab der Stammtisch-Idee recht. Kirchengemeinden und Vereine, Betriebe, und Schulen überboten sich in Spendenaktionen zugunsten der Soldaten an den Fronten und der Notleidenden in Hückeswagen.

Die Ergebnisse gehören zum Inventar der Hückeswagener Archive. Das Archiv des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) etwa birgt kostbare Erinnerungsstücke aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. In drei Bänden hat der 1866 geborene Eduard Bellinger, zeitweilig Rektor an der Hückeswagener Mittelschule, Fotografien von 161 Gefallenen zusammengetragen. Zu jedem einzelnen hat der Chronist in feinster Beschriftung die Lebens- und Todesdaten festgehalten. Darüber hinaus gibt es für die meisten der Gefallenen eine Vita.

Bellinger schrieb zudem in gestochener Sütterlin-Schrift eine Chronik über die Zeit des Krieges. 21 Jahre später setzte sich der Hückeswagener Senior noch einmal hin und ließ für die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges eine weitere Chronik folgen. Den kostbaren Bellinger-Nachlass mit Urkunden, Orden und Ehrenabzeichen, vielen Berichte und Feldpostbriefen, dazu großformatigen Folianten zum Kriegsgeschehen will der BGV in einer Sonderausstellung zum Kriegsausbruch vor 100 Jahren für zwei Wochen, voraussichtlich im Oktober, im Heimatmuseum ausstellen.

Vorträge sollen die Ausstellung mit vor allem örtlich bezogenen Themen von der Mobilmachung am 1. August 1914 bis hin zum Waffenstillstand am 11. November 1918 ergänzen.

(rt)
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