Schulentwicklung Drei Alternativen für Zukunft der Schulen

Hückeswagen · Alles bleibt, wie es ist. Es gibt einen zweiten Versuch mit der Sekundarschule. Oder es wird eine Gesamtschule eingerichtet - Das sind die drei Alternativen für die künftige Schullandschaft, die ein Gutachter der Verwaltung und Politik jetzt vorstellte.

 Seit Juli hat das Bochumer Büro Komplan die Schullandschaft von Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth erforscht, jetzt stehen die Ergebnisse der Voruntersuchung fest. Als Favorit unter den drei Alternativen, die der Gutachter am Montag vorstellte, dürfte die Gesamtschullösung gelten.

Seit Juli hat das Bochumer Büro Komplan die Schullandschaft von Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth erforscht, jetzt stehen die Ergebnisse der Voruntersuchung fest. Als Favorit unter den drei Alternativen, die der Gutachter am Montag vorstellte, dürfte die Gesamtschullösung gelten.

Foto: nico Hertgen (Archiv)

Hückeswagen Das Scheitern der Sekundarschule in Hückeswagen und Radevormwald im Frühjahr und die rigiden neuen Bestimmungen des Landes für die Förderschulen waren die Auslöser für Gespräche zur zukünftigen Schullandschaft zwischen den Verantwortlichen beider Städte, die Wipperfürth als dritte Kommune aus dem oberbergischen Norden mit ins Boot holten. Alle drei Städte haben zusammen rund 60 000 Einwohner und sind damit etwa so groß wie Rüsselsheim oder Frankfurt/Oder.

 Wurde 2010/11 für 2,5 Millionen Euro saniert: die Erich-Kästner-Schule (EKS).

Wurde 2010/11 für 2,5 Millionen Euro saniert: die Erich-Kästner-Schule (EKS).

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Auch angesichts der zurückgehenden Geburtenzahlen (Stichwort: demografische Entwicklung) "müssen wir jetzt gemeinsam über die Schulen sprechen", formulierte es gestern Dietmar Persian, als er die Voruntersuchung der Planungsvarianten des Bochumer Büros Komplan vorstellte. Dessen Gutachter Tilmann Bieber hatte die Bürgermeister, Fachbereichsleiter und Schulausschussvorsitzenden der drei Städte am Montagabend in Radevormwald instruiert, am Dienstagabend wurde der Hückeswagener Schulausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung informiert.

Variante I Der Status quo wird fortgeführt. "Dann würde sich nichts ändern", erläuterte Fachbereichsleiter Michael Kirch. Für Hückeswagen und Radevormwald würde das aber bedeuten, dass die Hauptschulen akut gefährdet sind - die Radevormwalder läuft ohnehin aus, nachdem in diesem Schuljahr erstmals keine Eingangsklasse gebildet werden konnte. Die Montanusschule an der Weststraße hat mit 18 Fünftklässlern nur soeben die zulässige Mindestzahl erreicht. Langfristig, betonte der Gutachter, seien auch die Realschulen nicht gesichert. Kirch: "Diese Variante kann nicht der Wille unserer Kommune oder der Nachbarn sein." Tilmann Bieber kommt zu dem Fazit: "In der Status-quo-Variante ist nicht auszuschließen, dass langfristig unter Umständen nur die Gymnasien überleben." Schüler mit Haupt- oder Realschulempfehlung würden zu Gesamtschulen oder Gymnasien wechseln; erste Tendenzen seien bereits erkennbar.

Variante II Hückeswagen und Radevormwald starten einen zweiten Versuch, eine Sekundarschule einzurichten. Der Gutachter hält das "nach wie vor für eine planerische Variante". Allerdings bestehe das große, vorab nicht zu kalkulierende Risiko, dass diese Schulform in beiden Städten erneut nicht die erforderliche Zustimmung bei den Eltern findet. Kirch und Persian sehen das genauso.

Variante IIa Radevormwald und Hückeswagen bilden eine gemeinsame Sekundarschule. Für den Verbund reicht es zwar, dass an einem Standort nur mindestens 50 Schüler angemeldet werden, an dem anderen muss aber weiterhin die Mindestzahl von 75 Schülern erreicht werden. Auch dieses Risiko hält Bieber für unkalkulierbar.

Variante III Ein Gesamtschul-Verbund von Radevormwald und Hückeswagen. Das würde die Auflösung der Haupt- und Realschulen in beiden Städten bedeuten. Stattdessen würde in der Nachbarstadt eine dreizügige Gesamtschule nur für die Sekundarstufe I (fünfte bis zehnte Klasse) eingerichtet - das dortige Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) würde bestehen bleiben -, in Hückeswagen käme zur gleich großen Sekundarstufe I auch die Stufe II (Oberstufe mit den Stufen 11 bis 13) dazu. "Die war hier bislang noch nicht vorhanden", betonte Kirch. Somit bestünde in der Schloss-Stadt erstmalig die Möglichkeit, dass Schüler ihr Abitur machen können, ohne an eine andere weiterführende Schule wechseln zu müssen.

Der Gutachter kommt zu dem Schluss: "Die Errichtung einer Gesamtschule (...) hat die besten Realisierungschancen und führt zu einem nachhaltig tragfähigen Angebot." Sie sei keine Konkurrenz zum Radevormwalder THG. Das gleiche gelte auch für die beiden Wipperfürther Gymnasien, die etwa 90 Prozent der Hückeswagener Gymnasiasten besuchen. Bürgermeister Persian betonte: "Wir gehen davon aus, dass zukünftig noch mehr Kinder Abitur machen werden." Das sei momentan ohnehin der Trend. Und Tilman Bieber prognostoziert: "Aufgrund der höheren Wertschätzung der Eltern für die Gesamtschule gegenüber der Sekundarschule dürfte die notwendige Nachfrage erreicht werden." Mindestens 75 Hückeswagener Schüler müssten dafür angemeldet werden; Kirch und Persian gehen davon aus, dass das gelingen dürfte.

Und Wipperfürth? Dort könnte alles beim Alten bleiben - mit zwei Gymnasien, einer Haupt- und einer Realschule. Persian: "Wenn Eltern zu dem Entschluss kommen, ihr Kind nicht an einer Gesamtschule anmelden zu wollen, haben sie immer noch die Möglichkeit, es in Wipperfürth an der Haupt- oder Realschule anzumelden."

(RP)
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