Serie: Hückeswagener Glocken (3) Dreiergeläut begleitet den letzten Gang

Hückeswagen · Auf Hückeswagener Stadtgebiet läuten 13 Glocken. In einer fünfteiligen adventlichen Serie soll ihre Geschichte und ihre Bedeutung in Erinnerung gerufen werden. Am Dienstag: die Glocke der Johanniskirche, die inzwischen ein Kolumbarium ist.

 Die Glocken der Johanniskirche sind aus Eisenhartguss - und eigneten sich nicht für Kanonenrohre. Sie wurden daher nicht in den Weltkriegen eingeschmolzen.

Die Glocken der Johanniskirche sind aus Eisenhartguss - und eigneten sich nicht für Kanonenrohre. Sie wurden daher nicht in den Weltkriegen eingeschmolzen.

Foto: Jürgen Moll

Beim großen Zusammenklingen der Glocken in der Hückeswagener Altstadt samstags und sonntags um 18 Uhr fehlt seit einigen Jahren der dreistimmige Akkord des Johanniskirchen-Geläuts. Das hat nach Aussage des Küsters der zum Kolumbarium umgewidmeten Kirche, Michael Jacobi, einen einleuchtenden Grund: "Unser elektrisches Läutewerk reagiert zwar auf Knopfdruck, ist aber nicht auf bestimmte Zeiten automatisiert." So kommt es, dass die drei in "des", "es" und "f" intonierten Glockentöne aus dem Dachreiter der Johanniskirche nur noch als Geläut vor den Trauer-Gottesdiensten und auf dem Weg zum Begräbnis zu hören sind.

Im Jahr 2001 wurde das Dach der Johanniskirche neu stabilisiert. Vorher war festgestellt worden, dass das Turmgehäuse rund um den Glockenstuhl zeitweilig die Schlag-Intensität der drei Eisenhartguss-Teile nicht mehr schadlos "ertragen" konnte. Während der Restaurationsphase mussten zwei Drittel des Läutewerks abgehängt werden. Seit 13 Jahren ist die Stabilität wieder gewährleistet, und jetzt schwingen die drei Glocken wieder, gehalten von neuem Gebälk und im schmucken Gehäuse.

Das kriegsbedingte Einschmelz-Gebot der Paulus- und Marien-Glocken überstanden die Johannis-Glocken wegen ihrer Beschaffenheit. Sie wurden 1857 von der Gussstahl-Gießerei des "Bochumer Vereins" eisenhart geformt - Eisenhartguss eignet sich jedoch schlecht für Kanonenrohre. Auf fromme Weihesprüche verzichtete Pastor Natorp und sein Konsistorium der damals noch evangelisch-lutherischen Gemeinde an der Kölner Straße. Stattdessen umgibt alle drei Glocken jeweils ein Zierband auf der Glockenschulter und in Schlagring-Höhe. Die elektrischen Läutemaschinen wurden im Oktober 1957 durch die Herforder Firma Bokelmann & Kuhlo installiert.

Bereits die Vorgänger-Kirche des historisch wertvollen neoklassizistischen Saalbaus, eine sogenannte hölzerne Tente (ein zeltartiges Gefüge), besaß seit frühester Zeit ein Geläut von drei 497, 324 und 233 Pfund schweren Glocken. Das größte dieser "Instrumente" wurde nach dem Bau der Johanniskirche im Jahr 1837 in den Gesamtklang übernommen. 20 Jahre später schon erwies es sich, dass die heute noch schwingenden Gussstahl-Glocken sinnvoller in den Hückeswagener Glockenakkord passen würden.

Noch eine Information: Bronze-Glocken profitieren von "wärmerer" Einladung zu den Gottesdiensten. Eherne, wie bei der Johanniskirche, schwingen in "gehärteten" Ton-Stärken.

(rt)
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