Hückeswagen Ein bewegendes Zeugnis deutscher Geschichte

Hückeswagen · Mehr als 20 Zuhörer folgten der Lesung von Autorin Katja Thimm in der Stadtbibliothek und entdeckten dabei viele Parallelen. "Vatertage" lautet der Titel des Buches, das die Erinnerungen ihres Vaters Horst Thimm widerspiegelt, der den Zweiten Weltkrieg als Kind miterlebte.

 Katja Thimm ist Buchautorin und „Spiegel“-Reporterin. Jetzt las sie in der Hückeswagener Stadtbibliothek.

Katja Thimm ist Buchautorin und „Spiegel“-Reporterin. Jetzt las sie in der Hückeswagener Stadtbibliothek.

Foto: Moll, J�rgen

Dabei ist es der Autorin gelungen, einen Bogen zwischen mehreren Aspekten zu spannen: Der deutschen Geschichte im Zweiten Weltkrieg, der Beziehung zwischen den Generationen sowie dem Altern in Deutschland.

Katja Thimm hinterfragt die ersten 30 Lebensjahre ihres Vaters, der 1931 geboren wurde und nach dem Krieg aus Ostpreußen fließen musste. Der Vater erzählt von seiner Kindheit in Masuren, den traumatischen Erlebnissen auf der Flucht in den Kriegswirren, seiner sechsjährigen Haft in einem Gefängnis der DDR sowie von seiner späteren Beamtenlaufbahn in der Bonner Republik. "Ich musste erst Mitte 30 werden und erwachsen genug sein, um mich mit dem Leben meiner Eltern auseinanderzusetzen", beschrieb die Autorin ihre Motivation.

Die Gespräche über die Vergangenheit schafften eine große Vertrautheit und Nähe zwischen der Tochter und dem 2012 gestorbenen Vater, die der Leser im Schreibstil des biografischen Werks spüren kann. Dem Interesse an der Geschichte des Vaters lag nicht das Schreiben eines Buches zugrunde. Mit der Veröffentlichung gelang es der Autorin und Politikwissenschaftlerin jedoch, ein gesellschaftlich relevantes Thema dem Leser — egal welcher Generation — sensibel und einfühlsam nahe zu bringen.

Einige Zuhörer berichteten anschließend von ähnlichen Erfahrungen. "Ich hadere damit, dass ich vom eigenen Vater zu wenig erfahren habe. Das Thema kam nie so richtig auf und ich war selbst noch nicht reif genug, danach zu fragen", sagte Burkhard Anger.
Die Lesung war ein Angebot der Landeszentrale für politische Bildung NRW in Kooperation mit dem Verband der Bibliotheken.

Bibliotheksleiterin Beate Breidenbach nutzte die Chance und freute sich über den Zuspruch: "Besonders in diesen schwierigen Zeiten freue ich mich, dass die Bibliothek noch ein Anziehungspunkt ist und dass wir als Gastgeber ausgewählt wurden."
Buchautorin und "Spiegel"-Reporterin Katja Thimm wurde für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet — unter anderem mit dem renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis sowie mit dem Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus. Für das Buch "Vatertage" erhielt sie 2012 den Evangelischen Buchpreis.

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