Hückeswagen Ein letztes Stück Torte im Hotel zur Post
Hückeswagen · Viele Stammkunden verabschiedeten sich am Sonntag bei Bernd und Christiane Koppelberg mit einem letzten Besuch in ihrem Café und Restaurant. Diese sind nun geschlossen; das Ehepaar macht aber mit einem Hotel Garni vorerst weiter.
Ein bisschen Wehmut liegt in der Luft beim Betreten des Speiseraums im Hotel zur Post an der Peterstraße. Besonders die Stammkunden nehmen die letzte Gelegenheit wahr, sich noch einmal mit einem Mittagessen oder bei Kaffee und Kuchen verwöhnen zu lassen. Seit heute ist das Traditionshaus geschlossen und wird nur noch als Hotel Garni betrieben.
Ursula und Albert Lorenz aus Wuppertal-Ronsdorf kamen bisher jeden zweiten Sonntag zum Mittagessen zur Familie Koppelberg. Sie verbanden ihren Besuch in der Schloss-Stadt meistens mit einem Spaziergang. "Gefallen tut es uns nicht, dass das Haus geschlossen wird", sagt das Ehepaar traurig. Schon seit 1964 kommen die Wuppertaler regelmäßig ins Hotel zur Post. "Wir haben hier Geburtstage gefeiert und kannten auch die Eltern, Herbert und Paula Koppelberg, sehr gut", schwelgt Albert Lorenz in Erinnerungen.
Das gediegene Ambiente mit den Kronleuchtern und den vielen Meißner Porzellanfiguren weiß auch die Hückeswagenerin Anita Höying zu schätzen. "Es ist wirklich schade, dass sie schließen. Das Hotel zur Post gehört einfach zu Hückeswagen, aber es ist ja nicht alles für ewig zu halten", zeigt sie Verständnis für den Entschluss der Inhaber. Mit ihren Gästen Bettina und Teresa Schleppe aus Bergisch Gladbach genießt Anita Höying noch einmal Kirsch- und Sachertorte aus der hauseigenen Herstellung. "Man sitzt hier so schön. Es ist, als ob man in eine andere Zeit eintaucht", sagt Bettina Schleppe.
Margret Schubert nutzt die Gelegenheit, um Kuchen mit nach Hause zu nehmen. "Dass es nun ein Traditionshaus weniger in Hückeswagen gibt, ist entsetzlich, besonders wenn man hier groß geworden ist", meint die treue Kundin. Egal ob Mittagessen oder Konditoreiwaren - von A bis Z sei immer alles in Ordnung gewesen. Gleichzeitig habe sie aber auch Verständnis dafür, "dass man im fortgeschrittenen Altern noch was vom Leben haben möchte", fügt Margret Schubert hinzu.
Rolf Göbel aus Cronenberg lädt noch einmal die ganze Familie zu einem Essen ins Restaurant der Eheleute Koppelberg ein. "Wir kommen schon seit den 70er Jahren und schätzen das Ambiente, die gute Kost und die immer nette und liebenswürdige Bedienung", erzählt er. Es sei schade, dass diese Ära nun unabänderlich zu Ende ginge. Auch die Familie Göbel verband häufig Wanderungen auf den Rundwegen der Schloss-Stadt mit einem Besuch im Hotel zur Post. Durch die Abschiedsstimmung kommen alte Erinnerungen aus Zeiten hoch, als das Restaurant auch abends geöffnet hatte. "Wir haben hier früher Skat gespielt, das durften wir woanders nicht", berichtet Rolf Göbel.
Kim Einert arbeitete fünf Jahre lang als Aushilfe im Café und spürt die Wehmut. "Ich bin schon traurig", sagt sie. So richtig realisierte sie das jedoch nur, wenn die Gäste über die Schließung reden und sich verabschieden.
So ergeht es auch den Inhabern. "Es fühlt sich für uns an, wie am letzten Tag vor dem Urlaub", sagt Christiane Koppelberg. Viel Zeit, darüber nachzudenken, bleibt ihr aber nicht, denn die treuen Kunden gaben sich die Klinke in die Hand. "Schon seit die Schließung bekannt ist, kommen Kunden, um sich zu verabschieden", fügt sie hinzu. Dennoch freuen sich Bernd und Christiane Koppelberg nach vielen Jahren und langen Arbeitstagen auf den neuen Lebensabschnitt mit mehr Freizeit. Das Traditionshaus wird von ihnen nun als Hotel mit Frühstücksangebot weitergeführt.