Hückeswagen Ein Platz für Pferde

Hückeswagen · Andreas Kempe (32) betreibt am Nagelsberg in Lennep eine Pensionspferdehaltung. Alle 45 Boxen sind an Pferdebesitzer vermietet.

 Die abwechslungsreiche Arbeit mit den derzeit 45 Pferden schätzt Andreas Kempe, Agraringenieur und Betreiber des Hofes am Nagelsberg, besonders. Kein Arbeitstag gleiche dem anderen.

Die abwechslungsreiche Arbeit mit den derzeit 45 Pferden schätzt Andreas Kempe, Agraringenieur und Betreiber des Hofes am Nagelsberg, besonders. Kein Arbeitstag gleiche dem anderen.

Foto: j. moll

Das Wort "Stillstand" hat Andreas Kempe aus seinem Wortschatz gestrichen. Keiner seiner Arbeitstage gleicht dem anderen - und darüber schätzt er sich sehr glücklich. "Das Spannende an meinem Job ist, dass jeder Tag anders ist. Dass es so viele verschiedene Dinge zu tun gibt - das macht den Reiz aus", sagt der 32-jährige Remscheider. Kempe betreibt einen Pferdehof, und wer mit ihm spricht, der merkt: Er macht das mit Leib und Seele. Genauer gesagt betreibt Kempe eine Pensionspferdehaltung. Hinter dem leicht sperrigen Begriff versteckt sich vereinfacht gesagt ein Hof, auf dem Reiter ihre Pferde unterbringen können, wenn sie keinen eigenen Stall vor der eigenen Haustür haben. Seit 2008 führt Kempe den Hof am Nagelsberg, gemeinsam mit zwei Mitarbeitern. Die Pferdehaltung gibt es dort aber schon seit gut 20 Jahren. "Ich habe den Hof von meinen Eltern übernommen. Früher haben sie unter anderem Hühner und Kühe gehalten. Als sich das finanziell nicht mehr rechnete, haben sie auf die Unterbringung von Pferden umgestellt", sagt Kempe.

 Kräftig zuzupacken - wie hier beim Verteilen von Heu und Stroh in die Pferdeboxen - das ist der Landwirtssohn gewöhnt.

Kräftig zuzupacken - wie hier beim Verteilen von Heu und Stroh in die Pferdeboxen - das ist der Landwirtssohn gewöhnt.

Foto: Moll Jürgen

So wie seinen Eltern erging es vielen anderen Landwirten auch, erinnert sich der studierte Agraringenieur. Besonders im Rhein-Ruhr-Gebiet sei die Pensionspferdehaltung eine Einkommens-Alternative geworden, als die Preise für landwirtschaftliche Produkte wie Milch in den Keller gingen.

Seit Kempe den Hof übernommen hat, ist dieser stetig gewachsen. Zu Beginn standen auf dem Gelände sieben Pferdeboxen - mittlerweile sind es 45, und alle sind belegt. Im Jahr 2009 baute Kempe die 20 mal 40 Meter große Reithalle, die nun so etwas wie das Zentrum des Pferdehofs ist. Dort können die Reiter, die ihre Pferde am Nagelsberg unterbringen, ausreiten und mit Trainern Übungsstunden absolvieren.

Rings um die Halle herum aber steht das, was das Hauptgeschäft Kempes ausmacht: die zahlreichen Pferdeboxen. Die Unterbringung in einem dieser kleinen Ställe kostet 325 Euro im Monat. "Dafür gibt es sozusagen das Komplett-Paket", sagt Kempe. In der Rundum-Versorgung der Pferde sind das Ausmisten der Stallungen, das Heu, das Futter sowie das morgendliche und abendliche Füttern der Tiere enthalten.

All diese Aufgaben für die 45 Pferde, die auf dem Hof leben, übernimmt Kempe mit seinen beiden Mitarbeitern selbst. "Der Tag beginnt gegen sieben Uhr", sagt er. "Als erstes führen wir die Pferde auf die Weide, dann entmisten wir die Boxen." Pro Pferd, erzählt der 32-Jährige, müsse man mit 80 bis 100 Arbeitsstunden pro Jahr rechnen - macht 4500 Stunden jährlich allein für das Umsorgen der Tiere. Doch das ist längst nicht die gesamte Arbeit, die am Nagelsberg anfällt. Hinzu kommen noch etwa die Pflege des Geländes und die Buchhaltung. "Es fallen alle Arbeiten an, die man auch aus Unternehmen kennt", sagt Kempe. Dass es so viel zu tun gibt, bedeutet auch, dass nicht besonders viel Zeit für andere Dinge bleibt - die Familie oder Freizeit etwa. "Wenn man alles gut organisiert, hat man auch schon mal ein richtiges Wochenende", sagt Kempe. Wenn er einmal in den Urlaub fahren will, übernehmen seine Eltern oder aber seine Mitarbeiter den Hof für diese Zeit.

Für ihn sei es wichtig, selbstständig zu sein, sagt Kempe. "Das bedeutet viele Einschränkungen, aber auch viele Möglichkeiten." Auch wenn am Nagelsberg von traditioneller Viehhaltung auf Pensionspferdehaltung umgestellt wurde, "um zukunftsfähig zu sein", wie Kempe sagt, - ein bisschen Landwirtschaft gibt es dort noch. Das Raufutter produziert Kempe selbst. "So erhalten wir die Futter-Qualität, die wir uns wünschen", sagt er.

Auf 15 Hektar Land baut er das Getreide an. In den vergangenen Jahren hat sich auf dem Pferdehof am Nagelsberg viel getan - ein Ende der Entwicklung aber ist noch lange nicht in Sicht. Zwar soll es fürs Erste bei 45 Pferdeboxen bleiben, das Gelände aber könnte demnächst vergrößert werden. "Es soll ein Außenplatz entstehen", sagt Kempe. Dass es tatsächlich so weit kommt, ist ziemlich wahrscheinlich: Kempe ist keiner, der Dinge, die er sich in den Kopf setzt, nicht umsetzt. "Man hat immer Pläne", sagt er. "Stehen bleiben hat keinen Zweck."

(tsp)
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