Hückeswagen Erst kommt der TÜV, dann der "Zoch"

Hückeswagen · Bevor die Kolpingsfamilie für den Rosenmontagszug "Rä-Te-Ma-Teng" in sechs Tagen wieder einige Wagen durch die Stadt rollen lassen kann, muss der TÜV-Gutachter nach dem Rechten sehen. Gestern gab er wieder sein Okay.

Das Seitengitter des Prinzenwagens wurde von innen mit Holz verkleidet. Das war einer neuen Sicherheitsauflage der Bezirksregierung geschuldet, sagte Heinz Pohl (r.), der die Wagen des Rosenmontagszugs gestern einem TÜV-Mitarbeiter zur Begutachtung vorstellte.

Das Seitengitter des Prinzenwagens wurde von innen mit Holz verkleidet. Das war einer neuen Sicherheitsauflage der Bezirksregierung geschuldet, sagte Heinz Pohl (r.), der die Wagen des Rosenmontagszugs gestern einem TÜV-Mitarbeiter zur Begutachtung vorstellte.

Foto: St. Büllesbach

Beim "Rä-Te-Ma-Teng" am kommenden Montag werden die Fahrer der Karnevalswagen ihre langen Fahrzeuge an einigen Stellen wohl hin und her rangieren müssen. Zumindest diejenigen, die einen Trecker steuern, der wiederum einen Anhänger zieht. Wie das etwa beim Prinzenwagen und dem Anhänger der Kolping-Jugend der Fall sein wird. Musste die Kolpingsfamilie, seit 1965 die Organisatorin des Hückeswagener Rosenmontagszugs, doch wieder einige neue Regelungen der Bezirksregierung umsetzen. Und dazu gehört, dass bei zweiachsigen Hängern der Lenkereinschlag der Deichsel nicht mehr als 60 Grad betragen darf.

"Die haben Angst, dass der Hänger kippt", glaubt Heinz Pohl. Der Sprecher der Kolpingsfamilie stellt am Montagmittag TÜV-Mitarbeiter Antonio Cortés-Fernandez die Wagen vor, die im "Rä-Te-Ma-Teng" mitfahren werden. Darunter die Anhänger des Prinzen- und des Kolpingjugend-Wagens, die das Jahr über in der Scheune von Landwirt Horst Hebbinghaus in Altenholte stehen.

Pohl kann die Befürchtung nicht ganz nachvollziehen, seien die Anhänger doch auf 4,5 Tonnen ausgerichtet, "und außerdem ist davor ein Trecker gespannt". Doch Cortés-Fernandez sieht das anders, wenn die Deichsel, wie bisher, bis zu 90 Grad eingeschwenkt werden kann: "Das könnte wegkippen wie bei einem Dreibein. Selbst mit einem Traktor davor." Die Kolpingsfamilie hat den Aufbau nun mit Holz soweit eingeschränkt, dass der Lenkradeinschlag der Deichsel tatsächlich nicht mehr als 60 Grad betragen kann. Bis Rosenmontag muss das noch gestrichen werden, auch wird noch ein Kantenschutz aus dem Material, das für die Isolierung von Rohren genutzt wird, angebracht.

Heinz Pohl deutet auf die Holzverkleidung des Kolpingjugend-Wagens, die den Lenkeinschlag der Deichsel auf 60 Prozent begrenzen soll.

Heinz Pohl deutet auf die Holzverkleidung des Kolpingjugend-Wagens, die den Lenkeinschlag der Deichsel auf 60 Prozent begrenzen soll.

Foto: Stephan Büllesbach

Der TÜV-Mitarbeiter schaut sich aber noch andere Sachen an, die die Bezirksregierung aus Sicherheitsgründen fordert. So wurde das Seitengitter des Prinzenwagens, das Pohls Vater vor mehr als 30 Jahren geschweißt hatte, von innen mit einer Holzplatte verkleidet. "Theoretisch wäre es möglich, dass ein Kind dort hineintreten könnte", erläutert Heinz Pohl. Cortés-Fernandez schaut sich zudem die Beleuchtung und die Auflauf- und Feststellbremsen an. Zudem müssen die Wagen hinten einen Einstieg haben, an dem zudem ein Handlauf angebracht ist. Auch auf bauliche Veränderung wirft der TÜV-Mitarbeiter ein Auge. So müssen die Brüstungen für Kinder mindestens 80 Zentimeter, für Erwachsene einen Meter hoch sein. "Wir haben sie einen Meter hoch gebaut, falls auf den Wagen der Kinder mal ein Erwachsener mitfahren muss", sagt Pohl.

Sämtliche Wagen, die im "Rä-Te-Ma-Teng" mitfahren, haben ein Erst-Gutachten, für das die Kolpingsfamilie die Gebühr von jeweils 100 Euro übernommen hat. Für die Folgegutachten - also die jährliche Abnahme vor dem "Zoch", für die Cortés-Fernandez nach Hückeswagen gekommen ist - müssen die Gruppen selber aufkommen. Das kostet 50 Euro. "Viele Karnevalsvereine sehen nicht ein, dass sie das bezahlen sollen. Schließlich sind sie jahrelang ohne gefahren", erzählt der TÜV-Mitarbeiter. Er hat durchaus Verständnis, dass das für einige problematisch ist. "Aber wir haben nunmal unsere Richtlinien, an die wir uns halten müssen", stellt er klar. Überhaupt seien die Vorschriften der Bezirksregierung schärfer geworden. Das hat auch Heinz Pohl - zum Leidwesen der Kolpingsfamilie - feststellen müssen.

(büba)
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