Hückeswagen Fahrschulen mangelt es immer öfters an Schülern

Hückeswagen · In Hückeswagen ist die Zahl der jungen Menschen, die einen Führerschein machen wollen, zurückgegangen. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Volkard Schäfer ist seit mehr als 35 Jahren Berufskraftfahrer und Fahrlehrer. Auf der Internetseite seiner Fahrschule wirbt der Inhaber damit, seinen Schülern auch nach bestandener Prüfung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch allen Versprechungen und Einsatzes zum Trotz ist auch in seiner Fahrschule die Schülerzahl in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Damit liegt Hückeswagen voll im Trend. Denn den Fahrschulen in Deutschland geht es schlecht. Obwohl die Zahl der Schulen im gesamten Bundesgebiet zwischen 1999 und 2014 um fast 2000 auf 11.900 gesunken ist, gibt es noch immer zu viele Fahrschulen für zu wenig Schüler. Während 2008 noch fast 1,8 Millionen Menschen die praktische Prüfung ablegten, waren es 2014 nur noch etwa 1,5 Millionen.

Auch die beiden Hückeswagener Fahrschulen Schäfer und Hager können den Trend, den Experten aufgrund des demografischen Wandels schon vor Jahren vorhergesagt hatten, bestätigen. Mit einigen Tricks versuchen sie, eine mögliche Krise abzuwenden.

"Dass es immer weniger Fahrschüler gibt, hat viele Gründe", sagt Schäfer. "Zum einen liegt es an den geburtenschwachen Jahrgängen, zum anderen aber auch an einer zunehmend komplexer werdenden Welt." Auch wenn er keine detaillierten Statistiken für seine Schule führt, sei etwa die Zahl der Fahrstunden im Vergleich zu früher deutlich gestiegen. "Das liegt daran, dass sowohl Verkehrssituationen als auch die Fahrzeuge immer komplizierter werden und es mehr Zeit in Anspruch nimmt, diese Dinge zu erklären", sagt Schäfer. Dementsprechend würde auch die Zahl der Fahrstunden steigen - und somit der Preis für den Führerschein insgesamt. "Im Schnitt braucht ein Fahrschüler im Oberbergischem Kreis zwischen 30 und 35 Stunden, bis er die praktische Prüfung absolviert." Für einen Klasse-B-Führerschein zahlen die Schüler so im Schnitt zwischen 1500 und 1600 Euro. Damit liegt Hückeswagen aber noch deutlich unter dem Bundesschnitt von 1900 Euro pro Führerschein.

Der "Führerschein mit 17", der seit 2004 angeboten wird, sei hingegen ein Erfolg. "Ich habe positive Erfahrungen damit gemacht. Und Statistiken belegen, dass die Unfallzahlen der Fahranfänger infolge der Einführung des begleiteten Fahrens tatsächlich zurückgegangen sind", sagt Schäfer. Einen Verbesserungsvorschlag habe er aber: "Aus vielen Gesprächen habe ich erfahren, dass die Begleitpersonen sich in ihrer Rolle oft überfordert fühlen. Mein Vorschlag wäre es, dass sich die Begleiter der jungen Fahrer etwa in einem zweistündigen Seminar zur Begleitperson schulen lassen können." Von alleine, so Schäfer, würde ein solches Angebot aber nicht angenommen werden. Das müsse schon der Gesetzgeber beschließen. "Denn wer macht schon etwas freiwillig?", fragt er.

Seit einigen Jahren ist Uwe Heimbruch Inhaber der Fahrschule Hager an der Peterstraße. Auch er kann bestätigen, dass die Zahl der Fahrschüler in Hückeswagen rückläufig ist. "Der demografische Wandel trägt sicherlich mit dazu bei", sagt er. Doch Heimbruch hat nicht aufgegeben, sondern sein Angebot erweitert. So kann er dem Trend entgegenwirken. "In meiner Fahrschule kann man mittlerweile alle Klassen absolvieren, vom Lkw- bis zum Traktor-Führerschein. So sind wir flexibler", sagt er.

Heimbruch schätzt, dass die Zahl der Fahrschüler in den vergangenen zehn Jahren dennoch um etwa 30 Prozent zurückgegangen ist. "In den Städten sind die Probleme bei den Fahrschulen aber noch größer, viele dort wollen gar keinen Führerschein mehr machen."

Ob die Zeiten des Autos als Statussymbol endgültig vorbei sind? "In Köln hat man im vergangenen Jahr bei einem Experiment einem jungen Menschen für eine Woche ein neues Smartphone und ein Auto zur Verfügung gestellt. Am Ende dieser Zeit musste er sich für eines der beiden Dinge entscheiden. Sie dürfen raten, welches er genommen hat", sagt Heimbruch.

(sb)
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