Hückeswagen Feuerwehr-Testfahrt für den Ernstfall

Hückeswagen · Die modernen Feuerwehrwagen werden immer größer, die Straßen in der Altstadt bleiben schmal. Falsch geparkte Autos können den Rettungseinsatz gefährden. Daher unternimmt das Ordnungsamt nun regelmäßige Probefahrten.

An der Einfahrt zur Feldstraße auf dem Höchsten wird es erstmals brenzlig: Ein Verteilerkasten und ein abgestellter Anhänger machen es dem großen Feuerwehrwagen schwer, um die Kurve zu kommen. Thomas Schmitz, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, sitzt am Steuer und behält auch in den schwierigsten Situationen die Ruhe. Zusammen mit Roland Kissau, Mario Moritz und Claudia Kowalski vom Ordnungsamt ist er auf Testfahrt mit dem neuen Einsatzfahrzeug der Löschgruppe Stadt.

Die Abmessungen sind beachtlich: 2,50 Meter breit, 3,30 Meter hoch und 8,60 Meter lang ist das 15 Tonnen schwere Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 (HLF 20). Da werden enge Straßen und Sackgassen schon mal zu einer echten Herausforderung für den Mensch hinter dem Lenkrad.

"Wichtig ist, dass die Rettungsfahrzeuge gut durchkommen. Wenn alle gut parken, ist das auch kein Problem", betont Kissau. Doch schon auf der oberen Nordstraße folgt das nächste Problem auf der Teststrecke: Ein Sprinter parkt am Straßenrand und verengt die Fahrbahn so weit, dass der Feuerwehrwagen über den Bordstein ausweichen muss. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts messen die verbleibende Fahrspur, die mindestens 3,05 Meter breit sein muss - es fehlen acht Zentimeter. Ein 15-Euro-Knöllchen wird fällig und hinter den Scheibenwischer geklemmt. "Wenn jetzt hier auf dem Bürgersteig Poller gewesen wären, hätten wir keine Chance gehabt durchzukommen", macht Kissau deutlich.

Vor diesem Problem standen die Retter von der Feuerwehr im vergangenen Jahr zweimal, als Falschparker auf der Marktstraße einen Rettungseinsatz gefährdet hatten. Das war der Auslöser für die Testfahrten, die das Ordnungsamt nun mindestens zweimal im Jahr unternehmen will.

In Waag, einer Sackgasse kurz vor dem neuen Wiehagener Kreisverkehr, steht lediglich eine Mülltonne im Weg, die weggeräumt werden muss. Selbst das Wenden klappt mit etwas Rangieren, obwohl die Anfang der 90er Jahre gebauten Straßen der Siedlung recht schmal angelegt wurden.

Das nächste Problem stellt sich bei der Umrundung des Graf-Arnold-Platzes heraus. Zwar stehen die geparkten Pkw alle ordnungsgemäß, in den engen Kurven an den Kopfseiten des Ovals ist es aber nur mit Einweisung der Mitfahrer möglich, die Wendung zu nehmen. Das kostet unendlich viel Zeit, die im Notfall Leben gefährden könnte. "Wir werden für den Kurvenbereich beim Straßenverkehrsamt in Gummersbach eine Zickzacklinie beantragen", kündigt Kissau an. Bei einer Begehung am Ort mit der Polizei wird sich dann entscheiden, ob der Antrag genehmigt wird. Dann dürfte dort nicht mehr geparkt werden.

Die Fahrt mit dem Rettungsfahrzeug ist auch für Mario Moritz, der sonst nur mit dem Auto unterwegs und auch nicht Mitglied der Feuerwehr ist, eine neue Erfahrung. "Das ist eine gute Aktion und schafft ganz neue Perspektiven, wodurch ich es auch den Leuten besser verständlich machen kann", sagt er.

Im "Weierbachblick" stehen kaum Autos am Straßenrand. In den Neubaugebieten zählen zwei Stellplätze auf dem Grundstück meist zur Auflage, vermutet Kissau als Grund. Ganz anders stellt sich hingegen die Situation an der Robert-Schumann-Straße gegenüber der Realschule dar: Trotz Rückfahrkamera und Außenbeleuchtung helfen nur der Blick aus dem Fenster und die Einweisung der Mitfahrer, um durchzukommen.

"Die Parksituation wird immer schlimmer", sagt Anwohner Gerd Otto. "Regelmäßig bleibt der Müll liegen, weil der Müllwagen nicht durchkommt. Und es gibt ständig Diskussionen, weil jeder auf seinen Stammplatz besteht, egal wie eng es ist", fügt er hinzu.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamts haben sich Notizen gemacht und werden auch in Zukunft die Park- und Verkehrssituation im Auge behalten, damit es im Notfall nicht zur Katastrophe kommt.

(heka)
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